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Krieg im Sudan trifft die Combonis ins Herz

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Von: Gerhard Königer

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Das Gebäude des Provinzialats ist schwer verwüstet.
Das Gebäude des Provinzialats ist schwer verwüstet. © Comboni-Missionare

Eine Granate schlägt in Khartoum in die Gebäude des Provinzialats der Comboni-Missionare ein. In Ellwangen wächst die Angst vor Krieg in der Region.

Ellwangen

Am Telefon berichtet ein Mitbruder über die aktuelle Situation in Khartoum: Missionare und Missionsschwestern fliehen vor Bomben und Granaten. Pater Markus Körber, Prokurator der Comboni-Missionare in Ellwangen, zeigt ein kurzes Video: man sieht Rauch aufsteigen aus der Sakristei der Kirche, die zu den Gebäuden des Provinzialats gehört. Hier in der Hauptstadt des Sudan hat der Ordensgründer Daniel Comboni seine Arbeit begonnen, hier haben die Missionare Schulen aufgebaut, Krankenhäuser, das Comboni College, das zuletzt um eine Gesundheitsfakultät erweitert worden war. Hier in Khartoum, im muslimischen Sudan, schlägt noch immer das Herz der katholischen Missionare. Manche sind in den christlichen Südsudan gegangen, als sich das Land aufspaltete. Doch viele sind geblieben wegen der 4 bis 5 Prozent Christen, geschätzt auch von den Muslimen, weniger als christliche Missionare, eher wegen ihrer sozialen Einrichtungen und ihrer Bildungsarbeit.  

Und deshalb sind sie bestürzt über den Ausbruch der Gewalt. Bruder Hans Eigner, der wie Körber selbst im Sudan gearbeitet hat, sieht zuallererst innenpolitische Kräfte wirken. Doch die Kämpfe zwischen der Armee des regierenden General Abdel Fattah Burhan und den Rapid Suport Forces (RSF) seines Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo seien auch von außen beeinflußt, meinen die Ellwanger Missionare.

"Der frühere Machthaber Al Baschir hat Putin schon 2004 zugesagt, den Sudan für Russland zu öffnen, als Tor nach Zentralafrika, als Hafen am Roten Meer", sagt Markus Körber. In der Folge seien Soldaten der Gruppe Wagner aufgezogen, die heute noch in Darfur und dem angrenzenden Zentralafrika und Tschad aktiv seien. Die RSF, maßgeblich gebildet aus den brutalen Kämpfern der Dschandschawid-Milizen aus der Unruheprovinz Darfur, kooperierten relativ offen mit Wagner und tauschten Waffen gegen Gold. Von HamdanDaglo sei bekannt, dass er Milliardär sei und Goldminen besitze.

Jenseits der weltpolitischen Verflechtungen habe der Konflikt aber auch eine religiöse Dimension. Eigner: "Es ist bestimmt kein Zufall, dass eine Bombe in die Sakristei unserer Kirche, eine weitere in die Kathedrale in El Obeid und in das Haus des Bischofs eingeschlagen sind." Die christliche Minderheit bekommt die Aggression zwischen Milizen und Armee zu spüren. Und weil die Frauen erfahrungsgemäß die ersten opfer sind, flohen die 19 Comboni Missionsschwestern mittlerweile aus Khartoum nach Norden. Allerdings durften zunächst nur die europäischen und asiatischen Ordensfrauen die rettende Grenze überqueren. Schwestern aus Äthiopien und Eritrea ließ man nicht durch, erst als der päpstliche Nuntius von Kairo aus persönlich zur Grenze eilte, ließ man auch sie durch.

Von den 15 Comboni-Patres und Brüdern, die sich in Khartoum aufhielten, als die Kämpfe ausbrachen, wurden vier evakuiert, weil sie sich in gefährlichen Situationen befanden. 11 sind geblieben und wollen weiter ausharren, berichtet ein spanischer Comboni-Missionar. Aktuell sind nach Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe 73 000 Menschen ins benachbarte Ausland geflohen, im Land seien 330 000 auf der Flucht.

Die Krise könnte eine größere Flüchtlingsbewegung auslösen, die man bald in Europa spüren werde, befürchtet Markus Körber, der vor einer Woche in Münsterschwarzach mit einer Salesianerin aus Lampedusa sprach. "Sie kommen bereits an", habe die Schwester berichtet.

Aus der Sakristei der Comboni-Kirche in Khartoum steigt Rauch auf, nachdem eine Granate explodierte.
Aus der Sakristei der Comboni-Kirche in Khartoum steigt Rauch auf, nachdem eine Granate explodierte. © Comboni-Missionare
Die Schule der Comboni-Missionare in Port Sudan: hier ist die Situation noch so ruhig, dass Unterricht stattfinden kann.
Die Schule der Comboni-Missionare in Port Sudan: hier ist die Situation noch so ruhig, dass Unterricht stattfinden kann. © Comboni-Missionare
Eine Gruppe von Fliehenden wartet in Port Sudan auf die Ausreise.
Eine Gruppe von Fliehenden wartet in Port Sudan auf die Ausreise. © Comboni-Missionare

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