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Landesgartenschau: Unter den Steinen liegt der Stadtstrand

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Von: Gerhard Königer

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Stefan Powolny (r.) und Nild Degen, die beiden Geschäftsführer der LGS Ellwangen GmbH, erklären die aktuellen Bauarbeiten.
Stefan Powolny (r.) und Nild Degen, die beiden Geschäftsführer der LGS Ellwangen GmbH, erklären die aktuellen Bauarbeiten. © Königer, Gerhard

Bei einer Baustellenbesichtigung erklären Nils Degen und Stefan Powolny Gemeinde- und Ortschaftsräten, was derzeit geschieht.

Ellwangen

Das Stauwehr am Mühlgraben ist komplett geöffnet, der Mühlkanal führt kein Wasser mehr. Am Schießwasen sind Erdhügel aufgetürmt und bis nach Schrezheim ziehen die Bagger ihre Spuren. So präsentiert sich die Jagstaue den Gemeinde- und Ortschaftsräten bei der Besichtigung der Baustelle Landesgartenschaugelände am Mittwoch. Die beiden Geschäftsführer der LGS GmbH, Nils Degen und Stefan Powolny, verteilen am ehemaligen Bauhofgelände gelbeWesten. So kann niemand verloren gehen auf der Baustelle.

„Wir haben hier die Altlasten entfernt, jetzt schottern wir ein, damit die Fläche für circa ein Jahr als Parkplatz nutzbar ist“, erklärt Powolny. Anfang 2024 soll der Bau des neuen Jugendzentrums beginnen. Parallel dazu wird auch die Fußgängerbrücke über die Bahnlinie gebaut werden. Vorbereitend wird bereits ab Juni an der Aalener Straße, wo unter dem Asphalt die Reste der Stadtmauer vermutet werden, eine archäologische Untersuchung stattfinden.

Die Arbeiten sind komplex und werden immer komplexer: Während man hier Erdaushub beprobt, aufarbeitet, deponiert, werden nebenan Wasserleitungen und Kabel verlegt. Bei Rotenbach wird Schotter aufgeschüttet, ein Stück weiter am Ufer gegraben. Mit großem Gerät werden 100 000 Kubikmeter erde bewegt und mit feinen Fingern Muscheln, Fische und Amphibien gerettet.

Der Mühlkanal hat kein Wasser mehr, Müll kommt zum Vorschein: Stühle, Bierkrüge, Schrott. „Fische und Muscheln haben wir umgesetzt“, erzählt Nils Degen und ist begeistert von den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die sich zahlreich gemeldet haben. Mit Magnetangel und Plastikeimer gehen die Freiwilligen über das Gelände, sammeln Abfall ein und retten Kröten.

„Natur und Artenschutz hat für uns großes Gewicht“, versichert Stefan Powolny am Jagstufer und erklärt, warum hier trotzdem Bäume umgemacht werden mussten. „Wenn wir unsere Planung umsetzen wollen, muss die Uferbefestigung weg“, sagt er und zeigt ein Bild vom Stadtstrand mit Liegewiese, der hier entstehen soll.

Die Bäume, die geblieben sind, werden später aussehen, als stünden sie auf kleinen Hügeln. Ob sie das Absenken des Jagstpegels um mehr als zwei Meter überleben, ist noch nicht sicher.

Am Eisweiher sind ganze Bereiche mit Amphibienzäunen eingehegt: hier werden Lurche und Frösche eingesammelt und in andere Gewässer gesetzt. Die Jagstaue ist in der Bauphase kein guter Platz zum Laichen. Auch Biber, Enten, Wildgänse müssen Lärm und Dreck ertragen.

Die LGS GmbH versucht die Eingriffe mit begleitenden Maßnahmen abzumildern. Fledermauskästen wurden montiert, für den Biber wurde ein künstlicher Bau angelegt und Totholzstapel wurden aufgeschichtet, als Ausweich- und Brutquartiere für Vögel und Insekten.

Der Bauausschuss interessiert sich für den Baustellenverkehr: Wann werden die 1000 Lastzüge den Erdaushub, der nicht auf dem LGS-Areal bleiben kann, nach Neunheim fahren? Wann werden die neuen Brücken über die Jagst gebaut? Wie verläuft der Radweg während der Bauphase? Nicht alles lässt sich schon terminlich festlegen. Eine Landesgartenschau zu bauen erfordert neben genauer Planung eben auch Talent zur Improvisation, die Fähigkeit, auf Unvorhergesehenes schnell zu reagieren.

PV-Stromerzeugung ist am Schießwasen zugelassen

Der Ausschuss für Bau, Umwelt und Verkehr war einstimmig für die Aufstellung des geänderten Bebauungsplans „Landesgartenschau“. Neu sind unter anderem: Das Gebiet wurde um eine Busspur an der Rotenbacherstraße erweitert. Am Schießwasen sind Photovoltaikanlagen zugelassen. Die maximale Höhe von Baumhäusern und Türmen am Abenteuerspielplatz wurde auf 25 Meter festgelegt.

Mitglieder des Bauausschuss an der Jagst.
Mitglieder des Bauausschuss an der Jagst. © Königer, Gerhard
Der vorher-nachher-Effekt: Andreas Jungkunst, Projektsteuerer der LGS GmbH zeigt wie der Jagststrand in drei Jahren aussehen soll.
Der vorher-nachher-Effekt: Andreas Jungkunst, Projektsteuerer der LGS GmbH zeigt wie der Jagststrand in drei Jahren aussehen soll. © Königer, Gerhard
Die Bilder zeigen, wie die Fußgängerbrücke über die Jagst einmal aussehen soll.
Die Bilder zeigen, wie die Fußgängerbrücke über die Jagst einmal aussehen soll. © Königer, Gerhard
Mitglieder des Bauausschuss machen sich am Jagstufer ein Bild von den Bauarbeiten.
Mitglieder des Bauausschuss machen sich am Jagstufer ein Bild von den Bauarbeiten. © Königer, Gerhard
So sieht der Brückenpark aktuell aus.
So sieht der Brückenpark aktuell aus. © Königer, Gerhard
Mitglieder des Bauausschuss am Stauwehr der Jagst, das demnächst komplett entfernt wird.
Mitglieder des Bauausschuss am Stauwehr der Jagst, das demnächst komplett entfernt wird. © Königer, Gerhard
So soll der Brückenpark einmal aussehen.
So soll der Brückenpark einmal aussehen. © Königer, Gerhard
Die Jagst ist abgesenkt, der Mühlgraben fällt trocken.
Die Jagst ist abgesenkt, der Mühlgraben fällt trocken. © Königer, Gerhard

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