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Wie die Jagst wild und schön werden soll

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Von: Gerhard Königer

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Das ist nein Fließgewässer, wie man es heute haben möchte: (v.l.) Staatssekretär Andre Baumann vom Umweltministerium, OB Michael Dambacher, Referatsleiterin Gewässerökologie Eva de Haas am RPS, Landrat Dr. Joachim Bläse.
Das ist nein Fließgewässer, wie man es heute haben möchte: (v.l.) Staatssekretär Andre Baumann vom Umweltministerium, OB Michael Dambacher, Referatsleiterin Gewässerökologie Eva de Haas am RPS, Landrat Dr. Joachim Bläse. © Königer, Gerhard

Mit Staatssekretär Dr. Andre Baumann startet der ökologische Flussumbau. Die Kosten übernimmt komplett das Land Baden-Württemberg.

Ellwangen

In den nächsten Tagen werden die Bagger zubeißen: Das Flussbett der Jagst, das ab 1954 mit viel Aufwand begradigt und befestigt wurde, um die Hochwassergefahr einzudämmen und auch um den Mühlkanal und die Stadtmühle konstant mit Antriebskraft zu versorgen, wird nun wieder geöffnet. "Ein Stück Jagst darf wieder natürlich sein", sagte Staatssekretär Dr. Andre Baumann vom Umweltministerium beim ersten Spatenstich für den Ausbau der "Jagstschleifen". 

Dieser Begriff steht für einen wichtigen Teil der Landesgartenschau 2026, die Renaturierung der Jagst zwischen Schrezheim und dem Schießwasen. Dieser Teil der Daueranlagen soll rund 10 Millionen Euro kosten und wird komplett vom Land Baden-Württemberg bezahlt, weil damit EU-Vorgaben umgesetzt werden. Die Wasserrahmenrichtlinie schreibt vor, alle Fließgewässer nach Möglichkeit naturnah umzubauen und resilienter zu machen.

107 Millionen Euro gebe das Land Baden-Württemberg pro Jahr für den ökologischen Umbau der Flüsse aus. "Das sind ihre Steuergelder, die in sinnvolle Projekte investiert werden und nun im Umbau der Jagst wieder nach Ellwangen zurückkommen", sagte der Staatssekretär. Ziel sei, die Wasserqualität und die Möglichkeiten einer naturnahen Fauna und Flora  zu verbessern. Dazu würden auch Pufferstreifen am Gewässerrand ausgewiesen, die den Eintrag von Schadstoffen reduzieren.

Was konkret gemacht wird

Was konkret verändert wird, erklärte Melchior Rettenmeier vom Regierungspräsidium Stuttgart: Das mit Steinen befestigte Flussbett wird komplett zurückgebaut, die Ufer abgeflacht. Bei Schrezheim werden die Jagstschleifen angelegt mit Prall- und Gleituferzonen, wo das Wasser Material abtragen und anlanden kann. Totholzverbau, Kiesdepots und Buhnen aus Stein und Holz setzen einen Start, das Gewässer habe dann genügend Raum, um sich selbst neue Wege zu bahnen.

Mit dem frei fließenden Gewässer sollen sich neue Habitatstrukturen ausbilden mit der Barbe als Leitfischart. Insekten, Reptilien aber auch Säugetiere sollen hier heimisch werden. Deshalb wurde für den Biber, der bereits  am ehemaligen Jagstbad einen großen Bau hatte, ein Ersatzbau für die Zeit der Umgestaltung angelegt. Drei weitere sollen noch hinzukommen.

Referenzstrecke bei Saverwang

Mit der Landesgartenschau werden Initialpflanzen gesetzt, doch den eigentlichen Bewuchs soll sich der Fluss selbst anschwemmen. Mittelfristig soll sich einen Auenwald bilden. Als Referenzstrecke gilt die Jagst bei Saverwang, wo noch ursprüngliche Mäander geblieben sind.

Als Herausforderung und Chance sieht Eva de Haas, Referatsleiterin Gewässerökologie am RPS, die Umgestaltung der Jagst. Sie habe noch keine Landesgarenschauplanung gesehen, bei der die gewässerökologischen Vorgaben so gut berücksichtigt wurden wie im Entwurf des Büro Relais für die Ellwanger LGS. "Es entsteht Raum für die Natur und die Menschen, ohne dass sie sich gegenseitig negativ beeinflussen. De Haas lobte die schnelle Genehmigung der Planung und hofft, dass der ehrgeizige Zeitplan einzuhalten ist.

Die Ernte kommt ab 2026

Landrat Dr. Joachim Bläse hat als Bürgermeister von Schwäbisch Gmünd selbst schon eine Landesgartenschau geplant und umgesetzt. Er sprach aus Erfahrung: "Jetzt ist die Zeit der Aussaat mit viel Dreck und Verkehr. Da kommt kein Lob von der Bevölkerung. Aber 2026 werden sie die größten Männer und Frauen sein, die Ellwangen je gesehen hat." Er lobte den LGS-Entwurf mit der starken ökologischen Ausrichtung, der 2026 und die Jahre danach ein Gewinn für die Stadt sein werde.

Für OB Michael Dambacher beginnt mit dem Umbau der Jagst ein „neues Kapitel in der Stadtgeschichte.“ Beim Rundgang durch das Gelände erläuterte er die Umbauten, die in den nächsten Wochen beginnen werden.

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Das Stauwehr ist geöffnet. demnächst wird es abgebaut.
Das Stauwehr ist geöffnet. demnächst wird es abgebaut. © Königer, Gerhard
Die Jagst eingezwängt als öder Kanal: die Zeit soll bald vorbei sein.
Die Jagst eingezwängt als öder Kanal: die Zeit soll bald vorbei sein. © Königer, Gerhard
Der Schießwasen ist derzeit so hügelig wie Teletubbieland: hier ist Aushub aufgeschüttet, klassifiziert und wenn nötig abgedeckt, um auf dem LGS-Gelände wieder eingebaut zu werden.
Der Schießwasen ist derzeit so hügelig wie Teletubbieland: hier ist Aushub aufgeschüttet, klassifiziert und wenn nötig abgedeckt, um auf dem LGS-Gelände wieder eingebaut zu werden. © Königer, Gerhard
Melchior Rettenmeier vom Regierungspräsidium Stuttgart erklärt, wie der Umbau der Jagst in Detail geplant ist.
Melchior Rettenmeier vom Regierungspräsidium Stuttgart erklärt, wie der Umbau der Jagst in Detail geplant ist. © Königer, Gerhard

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