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Zwischen Tradition und Zukunft

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Von: Alexandra Rimkus

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Der Chor der Ellwanger Landfrauen bei der Übungsstunde in der Eichenfeldhalle. Der Chor probt nur zwischen September und Mai. Nach der traditionellen Maiandacht, die in diesem Jahr am 16. Mai in der Eichkapelle in Rindelbach stattfinden wird, legt der Landfrauen-Chor eine Pause ein.
Der Chor der Ellwanger Landfrauen bei der Übungsstunde in der Eichenfeldhalle. Der Chor probt nur zwischen September und Mai. Nach der traditionellen Maiandacht, die in diesem Jahr am 16. Mai in der Eichkapelle in Rindelbach stattfinden wird, legt der Landfrauen-Chor eine Pause ein. © Rimkus, Alexandra

Die Landfrauen sind in Ellwangen seit 44 Jahren eine feste Institution, spüren aber den Druck zur Erneuerung. Wie sie nun ihr Image schleifen.

Ellwangen

Die Landfrauen haben in Ellwangen ihren festen Platz. Bei städtischen Großveranstaltungen, wie etwa der Bauernkundgebung zum Kalten Markt, sind sie stets gefragte Mitorganisatorinnen. Sie schmücken Hallen, bewirten, treten mit Chor und Tanzgruppe auf, organisieren darüber hinaus Reisen und bieten regelmäßig Vorträge und Workshops an. Kurz gefasst: Diese Damen sind eine äußerst engagierte Truppe, die übers Jahr wirklich viel auf die Beine stellt. Trotzdem schleifen sie jetzt ihr Image. Der Grund: Junge Frauen sollen als Mitglieder gewonnen werden - was gar nicht so leicht ist.

Die Führungsclique der Ellwanger Landfrauen um Notburga Schmiedt, Hildegard Wagner, Adelheid Reeb und  Gudrun Huober ist sich in ihrer Analyse einig. Die Landfrauen sind grundsätzlich ein toller Verein, mit einem attraktiven Angebot, das „eigentlich“ auch junge Menschen ansprechen müsste, betonen sie im Pressegespräch. Trotzdem funktioniert es nicht so richtig. Das Durchschnittsalter bei den Landfrauen steigt beständig, junge Frauen rücken kaum noch nach. Die Folgen spürt der Verein. „Unsere Mitgliederzahlen nehmen seit zehn Jahren beständig ab - leider“, bedauert Notburga Schmiedt, eine von zwei Vereinsvorsitzenden. 165 Frauen gehörten dem Ellwanger Bezirksverein aktuell noch an. Das sah in den Neunzigerjahren deutlich besser aus; da waren es weit über 200.

Beruf, Nationalität und Konfession spielen keine Rolle

Die Führungsspitze ist überzeugt, dass dieser Trend ein Stück weit mit falschen Vorstellungen zu tun hat. Etwa darüber, wer bei den Landfrauen Mitglied werden kann. So sei es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass eine Landfrau nur eine Frau vom Land sein kann, beziehungsweise eine Frau, die von einem landwirtschaftlichen Betrieb kommt. „Das war in der Vergangenheit zwar oft so. Aber das ist überhaupt keine Vorgabe. Jede Frau, die Interesse hat, darf unter unsere Flügel schlüpfen“, stellt Gudrun Huober klar, die den Ellwanger Landfrauen seit ihrer Gründung vor 44 Jahren angehört. Beruf, Nationalität und übrigens auch die Konfession spielten für die Landfrauen überhaupt keine Rolle. Man sei für alles und alle offen. Gerne auch für ganz junge Frauen.

„Unser Ziel ist die Gründung einer Untergruppierung mit jungen Landfrauen“, betont Vorstandsmitglied Adelheid Reeb. Den Kreisverbänden in Schwäbisch Gmünd und in Heidenheim sei das geglückt. Die Herausforderung sei aber groß.

„Frauen sind heute einfach ganz anders eingebunden als früher. Heute sind nahezu alle Frauen berufstätig, versorgen daneben noch die Kinder, betreuen Haus und Garten. Da bleibt für eine Mitgliedschaft in einem Verein kaum Zeit. Wenn überhaupt, dann gehen diese Frauen vielleicht noch zum Sport“, ist Schriftführerin Hildegard Wagner überzeugt. Davon abgesehen gebe es mittlerweile ein übergroßes Freizeitangebot, mit dem der Verein konkurrieren müsse. Das sei früher anders gewesen, sagen die Landfrauen. „Für mich waren unsere Treffen, unsere Feste und Ausfahrten immer die Höhepunkte im gesamten Jahr“, so Huober.

Fort- und Weiterbildung ist ein erklärtes Vereinsziel

Gemeinsame Treffen und vor allem der persönliche Austausch - das ist auch noch heute noch wichtiger Bestandteil im Landfrauenverein. Dazu finden übers Jahr zahlreiche Events, Workshops und Vorträge statt, die Themen sind dabei breitgefächert  - das Spektrum reicht von der „Naturheilkunde in der Schmerztherapie“ bis hin zu „Gärtnern im Klimawandel“. Fort- und Weiterbildung war und ist eines der erklärten Vereinsziele, betont Notburga Schmiedt.

Wer will, kann sich bei den Landfrauen aber auch im Yoga versuchen oder an den zahlreichen Ausflügen teilnehmen, die mal in die Pfalz, mal in ein Kaffeekannenmuseum, mal ins Theater nach Dinkelsbühl gehen. Oder man meldet sich gleich zu den Wohlfühltagen in Bald Waldsee an, die in diesem Jahr im Juni stattfinden werden. Für die jüngere Zielgruppe wurde überdies noch ein Frauenfrühstück ins Leben gerufen; das im Februar dieses Jahres viel Anklang gefunden hat.  Nicht zu vergessen, das große Frühlingstreffen, das am 6. Mai im Gasthaus Lamm in Schwabsberg ausgerichtet wird -  mitgestaltet vom knapp 30-köpfigen Chor der Ellwanger Landfrauen, der fester Bestandteil des Vereins ist. Genauso wie die Volkstanzgruppe. 

Beide Formationen treffen sich alle 14 Tage zum Üben in der Neunheimer Eichenfeldhalle - die Sängerinnen proben an den geraden, die Tänzerinnen an den ungeraden Tagen. In den Sommermonaten wird pausiert. 

Der Chor der Landfrauen hat sich voll und ganz dem deutschen Liedgut verschrieben. Gesungen werden alte Volkslieder und bekannte deutsche Schlager. Wobei man sich auch schon mal an den Gospelsong „Happy Day“ herangewagt hat, allerdings auf Deutsch, wie Chorsprecherin Gudrun Houber augenzwinkernd verrät.

Volkstanz ganz klassisch - aber ohne Tracht

Ganz klassisch geht es auch bei der Volkstanzgruppe zu, sagt Hildegard Wagner. Die Gruppe sei - auch in Folge der Pandemie - zwar etwas geschrumpft; dafür habe man mit dem Ehepaar Liebscher aus Dentlein am Forst wieder sehr engagierte Tanztrainer gewinnen können. „Es macht gerade richtig, richtig  Spaß“, wirbt Wagner und ergänzt, dass man bei öffentlichen Auftritten zwar in einem einheitlichen Look auftritt, aber keineswegs in einer Tracht.

Dass es in Ellwangen mal keine Landfrauen geben könnte - für die vier Vereinsvertreterinnen ist das ein schlimmer Gedanke. Der Stadt ginge damit mehr verloren als nur ein Verein und ein Stück Tradition. Bei vielen Stadtfesten würden die Landfrauen als wichtige Stütze fehlen. Das werde man in Ellwangen spüren, sind die vier Landfrauenvertreterinnen sicher: „Unsere selbst gebackenen Kuchen würden sie alle vermissen.“ 

Info: Wer Interesse an einer Mitgliedschaft bei den Landfrauen oder am Programm hat, findet weitere Informationen unter http://www.landfrauen-ostalb.de.

Sie wollen verstärkt um junge Mitglieder für die Ellwanger Landfrauen werben, von links: Gudrun Huober (ehemalige Vorsitzende und Chorsprecherin), Notburga Schmiedt (Vorstandsteam), Adelheid Reeb (Vorstandsmitglied) und Schriftführerin Hildegard Wagner.
Sie wollen verstärkt um junge Mitglieder für die Ellwanger Landfrauen werben, von links: Gudrun Huober (ehemalige Vorsitzende und Chorsprecherin), Notburga Schmiedt (Vorstandsteam), Adelheid Reeb (Vorstandsmitglied) und Schriftführerin Hildegard Wagner. © Rimkus, Alexandra

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