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Klinikdebatte im Grenzgebiet

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Von: Gerhard Königer

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Blick auf Tannhausen.
Blick auf Tannhausen. © Königer, Gerhard

Wie Landrat Dr. Joachim Bläse in Tannhausen seine Politik zur Reform der Kliniken Ostalb erklärt.

Tannhausen Die geplante Reform der Klinikstruktur im Ostalbkreis war nicht das einzige Thema, das Landrat Dr. Joachim Bläse am Montagabend "beim David" mit rund 40 Bürgerinnen und Bürgern ansprach. Doch beim "Dialog mit dem Landrat", zu dem der CDU-Ortsverein eingeladen hatte, überlagerte die Angst, am östlichen Rand des Ostalbkreises bei der Gesundheitsversorgung zum Verlierer zu werden, andere Themen.

Bürgermeister Siegfried Czerwinski hatte in wenigen Sätzen ganz nüchtern diese Angst zum Ausdruck gebracht: "Es geht in der Politik um sachliche und konstruktive Diskussion und nicht darum, wer die meisten Leserbriefe geschrieben oder Petitionen gestartet hat." Die Angst, dass bei einer Abstimmung im Kreistag nach Wahlbezirken die Menschen am östlichen Rand zu Verlierern werden, sitzt tief. Die acht Mandate aus dem Virngrund und die sechs aus Ellwangen reichen eben nicht, um gegen die viel stärkeren Bezirke um Aalen und Gmünd bestehen zu können.

Joachim Bläse bemühte sich deshalb zunächst die Bedeutung der ländlich strukturierten Gemeinden zu betonen: "Die Zukunft von Baden-Württemberg wird im ländlichen Raum entschieden", sagte er und verwies auf die Potenziale beim Wohnen, bei Erneuerbaren Energien, bei der Wirtschaft, bei ehrenamtlichen Strukturen. Die ländlichen Räume seien jedoch stärker als die Zentren von der demografischen Entwicklung getroffen. Unbesetzte Haus- und Facharztstellen seien ein Riesenproblem und der Mangel an Personal, der die Kliniken massiv beschäftigt, seien die Hauptursache für die Reform. "30 Prozent unserer Pflegekräfte und Ärzte gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand", nannte Bläse die große Gefahr, weshalb jetzt gehandelt werden müsse. Nichts zu tun bedeute, dass der Ostalbkreis wichtige Einrichtungen wie Kinderkliniken oder die Onkologie ganz an Großkliniken in den Nachbarregionen verlieren könnte. Mit einer Konzentration der Personalkapazität in einer großen Regionalklinik könnte man eine Frühchenstation oder die Robotermedizin wenigstens im Landkreis halten.

Keine grundsätzlichen Zweifel am Reformbedarf, wohl aber an der konkreten Ausgestaltung äußerten die Bürgerinnen und Bürger. Gemeinderätin Bettina Konle fragte sich, warum eine Klinikreform nicht über Landkreisgrenzen hinweg gehen könne. Bläse wies darauf hin, wie schwierig die Standortentscheidung schon innerhalb des Landkreises ist. Über Landkreis- oder gar Landesgrenzen hinweg sah er eine Einigung als sehr unrealistisch.

Konkret gefragt wurde nach der Struktur eines Notdienstes, der weiterhin alle Bürger in 30 Minuten erreichen kann. Der Landrat berichtete, dass derzeit eine genaue Analyse aller Notarzteinsätze laufe. Es zeige sich, dass 30 bis 40 Prozent der Einsätze gar nicht nötig gewesen wären. Tatsächlich müsse die Struktur aber dezentral bleiben und könnte über ein medizinisches Versorgungszentrum mit Einbindung von niedergelassenen Ärzten konstruiert werden. Gespräche gebe es auch mit dem Land Baden-Württemberg über ein neues Konzept für den Rettungshubschrauber.

Der Landrat wurde am Ende vom Vorsitzenden Richard Bosch und den Zuhörenden freundlich verabschiedet. Böse Worte gab es nicht. Ob Bläse die Ängste der Menschen in Tannhausen, am östlichen Rand vergessen zu werden, ganz beseitigen konnte? Wohl eher nicht. Dem Vorwurf, nicht gehört zu werden, konnte dieser Abend aber entgegenwirken.

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