Ostalbcheck: Was in Tannhausen gut ist und was besser werden darf

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Die St. Lukas-Kirche dominiert auch im Schneetreiben das Ortsbild von Tannhausen. Das Bild wurde am ersten April aufgenommen.
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Die Themen Sicherheit, Sport/Vereinsleben und Sauberkeit schneiden am besten ab, Gesundheitsversorgung, ÖPNV undGastronomie weniger gut.

Tannhausen

Derzeit ist Wahlkampf in Tannhausen, Manfred Haase, seit 24 Jahren Bürgermeister der Gemeinde, tritt nicht mehr an. Mindestens zwei Kandidaten bewerben sich um das Amt, gewählt wird am 8. Mai.

In einer solchen Phase schauen die Bürger besonders kritisch auf ihre Heimat. Mancher zieht Bilanz, mancher rechnet ab, wenn eine anonyme Umfrage dazu Gelegenheit gibt. 129 Personen aus Tannhausen  haben am Ostalb-Check teilgenommen, je zur Hälfte Männer und Frauen. Nur in zwei Bereichen gaben sie ihrer Gemeinde Noten, die besser waren als der Durchschnitt im Ostalbkreis. Demnach fühlen sich die Bürger von Tannhausen sicherer und sie leiden weniger unter Straßenverkehr als der Ostalb-Durchschnitt. In allen anderen Bereichen liegen die Bewertungen schlechter.

Um es kurz zu machen: Tannhausen schneidet beim Ostalb-Check nicht gut ab. Lebensqualität 5,6 Punkte, Platz 42, nur in Schechingen ist die Lebensqualität noch schlechter bewertet. Das kann man mit der Randlage allein nicht erklären.

Infrastrukturelle Schwächen

Beim Blick auf die einzelnen Themenbereiche der Umfrage wird deutlich, es sind tatsächlich Schwächen bei Infrastruktur und Versorgung, die der Ostalb-Check aufdeckt.

Fangen wir ganz hinten an, bei der Gesundheitsversorgung: Es gibt in Tannhausen weder Apotheke noch Allgemeinarzt. Die einzige Arztpraxis am Ort ist die  von Dagmar und Markus Eschrich, Zahnärzte, eine Zweigpraxis, die Sprechstunden anbietet, die Hauptpraxis ist in Unterschneidheim. Daneben gibt es noch die Krankengymnastikpraxis von Sandra Ratzer und die physiomedizinische Praxis von Peter Paul Brüseker. Das Angebot ist nicht gut, in die Krankenhäuser der Nachbarstädte Nördlingen (25 Kilometer), Dinkelsbühl (12), Ellwangen (20) hat man ein ganzes Stück zu fahren.

Unbefriedigend ist für viele auch der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV, 3,2 Punkte): eigentlich nur der Schulbus schafft Verbindung in die Städte, am Wochenende und in den Ferien ist das Angebot schlecht. Dieses Schicksal teilt Tannhausen auch mit anderen Gemeinden im ländlichen Raum.

Gastronomie (3,5 Punkte): Wer in Tannhausen Essen gehen will, hat schlechte Karten. Der Adler ist die letzte Wirtschaft am Ort und warme Küche gibt es nur gegen Vorbestellung. Dafür haben die Schützen, der Musikverein, der Opelclub und der VfB ihr eigenes Vereinsheim. Ein Frühstück sowie Kaffee und Kuchen bekommt man auch im Zugcafé der Gärtnerei Goldammer.

Mit 3,7 ist auch der Einzelhandel schlecht bewertet. Der nächste richtige Einkaufsmarkt befindet sich in Unterschneidheim. Immerhin hat die Bäckerei Beck jetzt ein paar Regale mit dem wichtigsten alltäglichen Bedarf eingerichtet.

Mit Internet und Mobilfunk sind auch viele unzufrieden. Das Breitbandnetz baut die Gemeinde derzeit aus. Nach den „weißen Flecken“ sollen auch die „grauen Flecken“ beseitigt werden. Es kann noch mehrere Jahre dauern, bis man in den Wohnplätzen und im Hauptort überall eine Versorgung hat, mit der man Filme ohne Ruckeln streamen kann. Dieser Kommentar, den jemand bei der Umfrage abgegeben hat, drückt die Unzufriedenheit ganz gut aus: „Schlechtes Internet bei uns im Sehnweg. Busverbindungen vor allem an den Wochenenden und in der Ferienzeit katastrophal. Kein Arzt mehr. Keine Apotheke mehr. Einkaufsmöglichkeiten nicht ausreichend für diese Gemeinde. (Lebensmittel). Auch im Alter ist jeder auf ein eigenes Auto angewiesen.“

Seniorenfreundlichkeit 5,2 Punkte, das ist weniger als der Durchschnitt im Ostalbkreis. Dabei hat Tannhausen sogar ein Altenheim im Ort, das Seniorenheim „Im Sonnengarten“ der Sonnengarten-Stiftung.

Freilich will nicht jeder und jede den Lebensabend im Heim verbringen. Es sind Angebote an barrierefreien Wohnungen mit guter Versorgungslage, Wohnungen, die es möglich machen, dass man möglichst lange selbstbestimmt leben kann, die als seniorenfreundlich empfunden werden. Mehrgenerationenhäuser und betreutes Wohnen zum Beispiel.

Sicher durch Polizeiposten

Womit die Leute in Tannhausen eher zufrieden sind, ist das Thema Sicherheit (7,0 und damit deutlich über dem Ostalb-Durchschnitt). Klarer Fall, die Gemeinde hat einen eigenen Polizeiposten, der mit drei Beamten besetzt ist. Da fühlt man sich dann auch gut beschützt.

Beim Sport/Vereinsleben (6,6) liegt Tannhausen ebenfalls gut. Auch Sauberkeit (6,5) ist gut bewertet, ein Kompliment an den Gemeindebauhof.

Besser als der Ostalbdurchschnitt liegt Tannhausen bei der Verkehrsbelastung (6,4). Es führt eben keine stark befahrene Durchgangsstraße durch den Ort. Was beim Thema ÖPNV negativ zu Buche schlägt, ist in Sachen Verkehrslärm ganz klar ein Vorteil.

Das Thema Kinder und Jugendliche ist mit 4,9 auch eher schlecht bewertet. 32 Prozent der Teilnehmenden des Ostalb-Checks aus Tannhausen sind zwischen 18 und 39 Jahre alt. Sie sehen einen Mangel an Möglichkeiten für junge Leute.

Alle Daten zum Ostalbcheck

Alle Ergebnisse finden Sie auf www.schaebische-post.de/ostalbcheck

Tannhausen ist erfrischend anders.“

Werbung auf, der Gemeindehomepage
Der "Tanhuser", ein Minnesänger, aus dem Codex Manesse um 1300. Richard Wagner hat nach der Figur seine Oper geschrieben.
Keine Schienen, aber einen Zug: Auch das ist Tannhausen, das Zugcafé der Gärtnerei Goldammer.

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