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Sind Holzöfen bald Geschichte?

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Von: Erik Roth

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Sind die Tage des Holzofens gezählt? Vertreter aus Forstwirtschaft, Politik und Handwerk schlagen Alarm: Das geplante Gebäudeenergiegesetz sei nicht nachhaltig und gefährde den Wald.
Sind die Tage des Holzofens gezählt? Vertreter aus Forstwirtschaft, Politik und Handwerk schlagen Alarm: Das geplante Gebäudeenergiegesetz sei nicht nachhaltig und gefährde den Wald. Foto: Lilli - stock.adobe.com © Lilli - stock.adobe.com

Vertreter aus Forstwirtschaft, Politik und Handwerk schlagen Alarm: Das geplante Gebäudeenergiegesetz sei nicht nachhaltig und gefährde den Wald.

Essingen

Das Meinungsbild unter den Anwesenden ist einheitlich: Das geplante Gebäudeenergiegesetz darf in dieser Form nicht kommen. Denn: Wird es verabschiedet, wird Holz nicht mehr als erneuerbarer Rohstoff angesehen. Das hätte unter anderem zur Folge, dass Holzöfen nicht mehr in Neubauten verbaut werden dürfen. Auch für den Wald haben die Vertreterinnen und Vertreter von Realgenossenschaften, Ofenbauern, Waldbesitzern & Co. am Donnerstag bei der Dickbantel-Hütte im Wald der Realgenossenschaft Essingen düstere Prognosen. Am Austausch beteiligte sich auch Landtagsabgeordneter Winfried Mack (CDU), der zum Gespräch geladen hatte.

Gehe das Gebäudeenergiegesetz in dieser Form durch, würde Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern der Anreiz genommen, ihren Wald zu pflegen, sagt der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Ostalb-Heidenheim, Hubert Kucher. Das hätte auch Folgen fürs Klima. Ein aktiv bewirtschafteter Wald könne mehr CO2 speichern als ein nicht bewirtschafteter. Dürfe das erarbeitete Holz nicht mehr zum Heizen der eigenen vier Wände genutzt werden, mache sich auch vermutlich niemand mehr die Mühe, im Wald hart zu arbeiten. „Ohne Wirtschaftswald werden wir keinen Wald bewirtschaften“, ist Kucher sicher. Die Folge? „Der Wald wird verkommen.“ Gerade bei Kleinstwaldbesitzern, die sich um ihr Stückchen Land kümmern, um den Ofen zu befeuern, könne das dazu führen, dass die Wälder nicht mehr gepflegt werden.

Dass das weder im Interesse der Forstwirtschaft, noch in dem des Klimas sei, berichtet Helmuth Waizmann, Vorsitzender der privaten Waldbesitzer auf der Ostalb. In Baden-Württemberg sei der Ostalbkreis einer der Landkreise mit dem größten Waldvorkommen. Würde das Holz anstatt verbrannt zu werden verfaulen, würde trotzdem das Kohlenstoffdioxid freigesetzt werden - allerdings ohne energetischen Nutzen als Wärme. Außerdem eigne sich nicht jeder Baum als Baumaterial. Vieles könne nur als Brennholz dienen. 

Ebenfalls vor Ort sind Ralf und Jannik Schebesta. Die beiden Aalener Ofenbauer vom gleichnamigen Unternehmen berichten von verunsicherten und besorgten Kunden. „In der Heizungsbranche ist es schon jetzt existenziell“, sagt Ralf Schebesta. Ein Holzofen habe den Menschen stets ein Gefühl der Sicherheit gegeben, auch unabhängig von Strom ein warmes Zuhause zu haben. Werden neue Holzöfen nun verboten, hätten viele Bedenken. Ein kaltes Heim bei einem Stromausfall? „Das kann mit einem Holzofen nicht passieren.“

Ihren Kunden können auch die beiden Experten aktuell wenig Auskunft geben. „Momentan können wir denen nicht viel sagen. Man weiß einfach nicht, wo der Weg hingeht.“ Ein moderner Holzofen sei einem älteren Modell in vielerlei Hinsicht überlegen, sei etwa sparsamer und sauberer. Das nun zu verbieten, „stößt jedem auf“. 

Über das Gesetz aus dem Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck können die Anwesenden nur den Kopf schütteln - gerade mit Blick auf Situation auf der Ostalb. „Wir im schwäbischen Wald, die seit immer mit dem Wald aufgewachsen sind, verstehen diese Gesetzgebung aus Berlin nicht“, sagt Christoph Hald, Bürgermeister in Gschwend und in diesem Fall als Vertreter der Holzvermarktungsgemeinschaft Schwäbisch-Fränkischer Wald / Ostalb vor Ort. In unserer Region wisse man, wie man den Wald nutzen könne, ohne ihn auszunutzen. „Mich wundert es, dass die Menschen nicht dagegen auf die Straße gehen“, sagt Kreisbauernverbandsvorsitzender Kucher. Gerade in der Forstwirtschaft wisse man, wie Nachhaltigkeit funktioniert. 

MdL Winfried Mack könne die Sorgen und Nöte der jeweiligen Vertreter verstehen und bedauerte, dass durch das Gesetz „die Sache übers Knie gebrochen“ werde. Natürlich sei es wichtig, auf Nachhaltigkeit zu achten, Klimaneutralität voranzutreiben - „aber vernünftig, verkraftbar und umsetzbar“. Mack hoffe, dass das Gesetz es nicht durch den Bundesrat schafft. Nun den Einsatz von Wärmepumpen zu erzwingen, sei „der falsche Weg“. Viel mehr gelte es, auf verschiedene Technologien zu bauen und diese weiterzuentwickeln, statt alles auf eine die Wärmepumpe zu setzen. 

Die „Verbändeallianz zur Stärkung der Holzenergie im Gebäudeenergiegesetz“ fordert den Gesetzgeber unter anderem dazu auf „den sachlich ungerechtfertigten Zwang, zu Holz und Pelletheizungen eine Solarthermie- oder PV-Anlage zu installieren [...]“ zurückzunehmen.

Außerdem müsse „das faktische Verbot von Holzfeuerungen im Neubau revidiert werden“.

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