Die Zeiss-Ansiedlung in Ebnat lässt derzeit noch viele Fragen offen. Aalens Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle erläutert, was bisher bekannt ist - und wie die Zukunft aussehen kann. Von Linda Kauer
Aalen-Ebnat
Kaum ein Thema bewegt das vordere Härtsfeld derzeit so sehr wie die geplante Zeiss-Ansiedlung. Das machte die große Anzahl an Besuchern deutlich, die am Montagabend zur „Infoveranstaltung zur Ortsentwicklung“ der SPD im Ebnater Naturschutzzentrum zusammen kamen.
Die rund 80 Anwesenden aus Ebnat und Waldhausen erhofften sich von Wolfgang Steidle, Erster Bürgermeister der Stadt Aalen, Antworten auf ihre Fragen - zu Baugebieten, zur Infrastruktur, zur Verkehrsplanung. Doch Steidles Vortrag machte deutlich, dass beim Projekt Zeiss noch viele Punkte offen sind.
Was bisher bekannt ist: Zeiss plant in Ebnat einen Technologiepark für 2000 Mitarbeiter im Bereich „Industrial Quality and Research“. Aktuell wird der Bebauungsplan entwickelt, Ende 2026 soll der Standort fertiggestellt werden. Doch auch andere, kleinere Firmen siedeln sich derzeit neu in Ebnat an. „Es ist gut, nicht von einem Unternehmen abhängig zu sein“, betonte Steidle. „Wichtig ist, dass es eine ganzheitliche Gewerbeentwicklung gibt.“
Vieles ist jedoch noch unklar: Etwa, wie sich die Verkehrslage rund um Ebnat entwickeln wird. „Dass 2000 Mitarbeiter am Zeiss-Standort arbeiten, heißt nicht, dass diese morgens alle die Straßen verstopfen“, macht Steidle deutlich. Es gebe Home-Office, einen Schichtbetrieb, Werksbusse und Fahrradfahrer. Sobald Zeiss konkretere Planungen vorlegt, werden die unterschiedlichen Verkehrswege simuliert - Wunsch der Stadt Aalen wäre ein Kreisel, um von der Landesstraße in das Gewerbegebiet zu gelangen. Dr. Mario Münzberg, Vorsitzender der SPD Vorderes Härtsfeld, warf ein: „Im Moment weiß man ja noch nicht, wo die Arbeitnehmer herkommen: Fahren sie vom Tal aufs Härtsfeld oder kommen sie vorwiegend von der Autobahn?“
Oder ziehen einige vielleicht sogar in das neu geplante Baugebiet Hölläcker an der Nordumfahrung, das die Stadt derzeit ins Auge fasst? Durch die gute Infrastruktur, die vielen Vereine und die regionalen Arbeitsplätze ist das vordere Härtsfeld laut Steidle auch als Wohnort so attraktiv wie noch nie. „Wird Zeiss in die Vergabe von neuen Bauplätze eingebunden?“ wollte ein Anwesender wissen - und sprach damit ein Gerücht an, das im Ort kursiert. Steidle verneinte. In der Vergangenheit sei Zeiss zwar immer wieder als Mieter, aber nicht als Investor in Erscheinung getreten. Auch Ebnats Ortsvorsteher Manfred Traub nahm dazu Stellung: „Es gibt gesetzliche Grundlagen zur Vergabe von Grundstücken. Und die gelten.“
Während Steidle in der Industrie-Ansiedlung große Chancen für die Region sieht, äußerten einige Ebnater Bedenken - etwa, dass die Landwirtschaft unter den Bebauungsmaßnahmen leide und sich das Ortsbild verändern werde. Eine Anwesende wollte wissen: „Wie soll das funktionieren, mit nur einem Netto und einer kleinen Arztpraxis im Dorf?“ Dies seien Prozesse, die man nach und nach gemeinsam gestalten müsse, so Steidle. Und Ortsvorsteher Traub stellte klar: „Sie dürfen sich darauf verlassen, dass sich auch der Ortschaftsrat zu diesen Themen Gedanken macht.“
„Danke, dass Sie alle heute da waren“, schloss Steidle seinen Vortrag. „Dass sich so viele einbringen, macht Mut, dass wir uns gemeinsam weiterentwickeln.“ Das Versprechen der Stadt: Sobald konkretere Informationen vorliegen, wird es eine Bürgerveranstaltung geben, um sämtliche Prozesse so transparent wie möglich zu gestalten. Diese ist vorerst im zweiten Halbjahr 2023 geplant.