Klinikdebatte im Ostalbkreis: Massiv oder Module?

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In Stuttgart wurde das Diakonie-Klinikum mit ADK-Raummodulen erweitert und modernisiert. Die Neresheimer Gebäudemodule sind bis zu 90 Prozent vorgefertigt. Dank der Aufstockung entstand in Stuttgart unter anderem ein neuer Hybrid-OP-Saal.
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Wie Robert Kohler vom Neresheimer Unternehmen ADK Modulraum die Frage nach einem Zentralklinikum für den Ostalbkreis bewertet und welche Lösungen Raummodule bieten.

Neresheim

Die Diskussion zur Klinikfrage auf der Ostalb ist voll im Gang. Ein neues Zentralklinikum in der Nähe von Essingen? Die Renovierung des Ostalb-Klinikums in Aalen? Lässt sich der gordische Knoten auch hier mit einem Hieb lösen? Ein Unternehmen, das bereits zahlreiche individuelle Problemlösungen für Klinikbetreiber realisiert hat, ist die Neresheimer ADK Modulraum GmbH. Ihr Geschäftsführer Robert Kohler erläutert dieser Zeitung, welche Lösungen möglich sind, spricht über die Frage, was optimaler ist, Raummodule oder Massivbau und wo jeweils die Vorteile liegen.

Neubau oder Sanierung?

Robert Kohler ist ehrlich. Ob auf der Ostalb ein neugebautes Zentralklinikum oder eine umfangreiche Sanierung des Ostalb-Klinikums in Aalen zu favorisieren sei, plädiert er für einen Neubau auf der grünen Wiese. „Ökonomisch macht nur der Neubau Sinn, das darf aber nicht das einzige Kriterium sein“, sagt er und liefert die Erklärung. Das Aalener Haus müsse aufwendig energetisch ertüchtigt werden. Moderne innerklinische Abläufe ließen sich nicht optimal herstellen, so dass über kurze Wege die Patienten effizient und bestmöglich betreut werden könnten.

„Ein Neubau, egal ob in Modulbau- oder in Massivbauweise, wird billiger als ein Umbau“, ist sich Kohler sicher. Und plädiert dafür, auch wenn „vermutlich wir dann nicht zum Zuge kommen werden“. Wobei ADK auch schon ein neues Klinikum innerhalb eines Jahres realisiert hat. Mit Raummodulen ließe sich die Bauzeit um etwa Zweidrittel verkürzen. Konkret spricht Kohler in dem Zusammenhang von anderthalb Jahren mit Modulen und vier Jahren in Massiv – ab dem Zeitpunkt der Bauphase.

Mit einem weit höheren zeitlichen Aufwand rechnet Kohler bei einer Sanierung des Standortes in Aalen.

Standort und Aufwand im Detail

„Ein altes Klinikum kann man ebenfalls auf das Niveau eines Neubaus bringen“, sagt Kohler. Mit viel Aufwand. Dazu nennt der Geschäftsführer das Klinikum in Heidenheim als Beispiel und geht von einer dafür nötigen Zeitspanne zwischen 15 und 20 Jahren aus. „Wenn Aalen modernisiert wird, muss man zahlreiche Bauabschnitte bilden“, sagt Kohler. Nichts sei exakt planbar. Es gebe immer wieder „Überraschungen“. Aber auch ohne, sei technisch vieles zu erledigen. Der Experte spricht über die Dämmung, die Heiz- und Lüftungstechnik, von einem Gebäudeenergieberater, von Brandschutz und Asbestbelastung – etwa im verbauten Beton. An die Trinkwasserverteilung stelle man heute zudem wesentlich höhere Anforderungen. „Da fällt uns Schwaben die 'Reserve' für die Zukunft auf die Füße“, sagt Kohler mit Blick auf den Durchmesser der Rohre. Der sei oft zu groß, um die aktuellen Hygieneanforderungen zu erfüllen.

So sprechen, laut Kohler, der, wie er selbst betont, mit der örtlichen Situation nicht wirklich vertraut ist, der Aufwand, die Kosten und die Lage im Landkreis gegen den Standort in Aalen – sofern die Häuser in Ellwangen und Mutlangen geschlossen werden sollen. Aber er verstehe, dass viele eben eine „Liebe zum Standort hegen“, nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch beim Personal, den Patienten und den Besuchern. Deshalb sei es Aufgabe der politischen Gremien, alles gegeneinander abzuwägen.

Alt, modern und nachhaltig

Robert Kohler erläutert, dass ein in die Jahre gekommenes Klinikum durchaus für die Zukunft ertüchtigt werden kann und dabei gleichzeitig äußerst nachhaltig ist. Wie das geht? Das zeigen Beispiele von ADK in Stuttgart und in Mainz.

Andocken: In Mainz hat ADK eine Kardiologie mit OP-Saal an das bestehende Klinikum angedockt. Während der Bestand weiter genutzt wird, entstehen bei ADK in Neresheim die neuen Räume, wie eben ein OP-Saal. Die fertig ausgebauten Module werden dann in kurzer Zeit in den Bestand integriert.

Aufsetzen lassen sich die nachhaltig produzierten Module ebenfalls, auch wo statisch kein Massivbau mehr möglich ist und das sogar auf kleinstem Raum, wie im Beispiel am Stuttgarter Diakonie-Klinikum.

Nachhaltiger sei, so Kohler, eine Modernisierung grundsätzlich. Vor allem aber, weil der Altbau aus Beton einst sehr viel CO² verursacht habe und beim massiven Neubau erneut Beton unnötige Mengen CO² verursacht werden.

Die Expertise

„Aktuell fertigen wir Raummodule für neun Projekte mit mehreren OPs in ganz Deutschland“, sagt Robert Kohler. Im Schnitt baue ADK 60 OP-Säle im Jahr, sei damit Marktführer und weltweit als Hersteller von Raummodulen im Klinik- und Gesundheitsbereich etabliert. ADK habe zudem eine neue Form entwickelt: den Hybrid-OP mit seiner keimfreien Atmosphäre am OP-Tisch. Kohler nennt als Beispiele für Kliniken in Modulbauweise Stuttgart und Mainz, Neresheim sowie Schwäbisch Hall. „Unsere Raummodule sind in fast allen deutschen Unikliniken zu finden“, sagt Kohler.

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