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Die private Welt wird neu vermessen

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Von: Martin Simon

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Robert Jakob am ersten sichtbaren Kontrollpunkt für Navigationsgeräte im Ostalbkreis in Hülen.
Robert Jakob am ersten sichtbaren Kontrollpunkt für Navigationsgeräte im Ostalbkreis in Hülen. Foto: mas © mas

Robert Jakob war bis Februar 2023 Präsident des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung. Im Ruhestand will der Laucheimer aktiv bleiben - auch ehrenamtlich.

Lauchheim

Spricht er von seinem Berufsleben, dann blitzt es auf in seinen Augen. Über die Arbeit redet er viel lieber als über sich. Robert Jakob hat eine blitzsaubere Karriere hingelegt. In 47 Jahren im öffentlichen Dienst hat er es bis zum Präsidenten des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung (LGL) gebracht. Im Februar 2023 wurde er dort von Ministerin Nicole Razavi und Minister Peter Hauk in den Ruhestand verabschiedet. Dort angekommen ist er aber noch nicht wirklich. „Das ist ja alles erst ein paar Wochen her“, sagt er.

Geboren wurde Robert Jakob 1956 in Lauchheim, Abitur gemacht hat er am THG in Aalen. Die technischen Fächer interessierten ihn besonders. Danach zog es ihn zur Bundeswehr. Für zwölf Jahre hat er sich verpflichtet und „beim Bund“ in München studiert. Abschluss: Diplom-Vermessungsingenieur.

Eine schöne Zeit sei dies gewesen, die Leidenschaft für Bergwandern und Skifahren sei da in ihm geweckt worden. Beides macht ihm bis heute viel Freude. „Wir wohnen herrlich in Lauchheim, und von hier bist du auch ruckzuck am Fellhorn“, lacht er.

Auch im Sattel fühlt sich Robert Jakob wohl. „Mein Onkel hatte Pferde, da bin ich früh reingewachsen“, sagt er. „Echten“ Reitsport habe er nie betrieben, aber Ausritte mit Freunden oder bei Umzügen und Prozessionen. Und ein Gespann zu fahren, das habe er beim Meister Felix Auracher aus Hülen gelernt.

Stufen der Karriereleiter

Nach der Bundeswehr bewarb sich Robert Jakob im öffentlichen Dienst. Nach Bayern zog es ihn. Nördlingen und Ansbach waren Stationen. Nach vier Jahren landete er 1991 wieder im „Ländle“. Zunächst in Ellwangen bei der Flurbereinigung, später beim damaligen Landesamt für Flurneuordnung und Landsiedlung, die Vorgängerbehörde des heutigen LGL in Stuttgart, danach im Ministerium für Ländlichen Raum. Dort konnte er als Pressesprecher Erfahrungen in einem für ihn fast neuem Metier sammeln – fast, denn bei der Bundeswehr war er auch mal Presseoffizier. Jakob wurde Leiter der Zentralstelle im Ministerium und wechselte 2008 ins LGL, wo er stellvertretender Chef und im Februar 2019 schließlich dessen Präsident wurde. Nicht sklavisch an einem Plan festhalten, offen sein für Neues, Gelegenheiten nutzen, sich etwas zutrauen, fleißig und akribisch arbeiten – so schaffte er es an die Spitze.

Heimat erhält die Bodenhaftung

Bodenständig und bescheiden ist er trotz des beruflichen Erfolgs geblieben. Im Mittelpunkt der Vermessung seiner Welt blieb für Jakob stets sein Lauchheim. In der Landeshauptstadt leben? Kein Gedanke. Seine Frau Angela, Krankenschwester aus Neresheim, hat er 1988 geheiratet, ein Haus wurde gebaut, die Zugverbindung war gut, warum also wegziehen? „Lauchheim ist Heimat für mich. Das war und ist mein Rückzugsraum“, sagt er.

Seiner Stadt hat er es gedankt. Von 1994 bis 2019 war er CDU-Stadtrat – als Stimmenkönig. 2019, als Präsident im Landesamt, habe ihm die Zeit gefehlt, sich so einzubringen, wie es das Amt verdiene, weshalb er nicht mehr antrat. Zuvor hat Jakob aber Jahrzehnte aktiv an der Stadtgestaltung mitgewirkt und Verantwortung übernommen. In der Hackspacher-Stiftung ist er Vorstand und er war auch der Testamentsverwalter. Stolz ist er, dass es gelungen ist, den „Bären“ zu einem belebten Zentrum für die Stadt zu machen. Bürgermeisterin Andrea Schnele ist er dankbar. „Sie hat die Chance erkannt und die gewaltige Aufgabe in kurzer Zeit bewältigt“, lobt er sie. Kommunalpolitisch wieder aktiv zu werden, schließt er aus. „Da sollen Jüngere ran, nein, kandidieren will ich nicht mehr, aber ich helfe gerne mit, jüngere Kandidaten zu motivieren“, sagt er.

Auch in einigen Vereinen hat Jakob gewirkt und tut dies bis heute. Sei es als passives Mitglied, als Aktiver in der SVL-Männersportgruppe oder mit einem „Ämtchen“ hier und da. Nicht auszuschließen, dass da weitere hinzukommen jetzt. In ein Loch fällt er im Ruhestand nicht. „Iwo, ich habe noch manches aufzuarbeiten und nutze die Zeit für Dinge, die zu kurz kamen“, sagt er. Einen Nachmittag in einem Münchener Biergarten, beispielsweise, wo man herrlich in Erinnerungen schwelgen könne. Kinder hat das Paar nicht, aber eine große Familie mit Schwestern, Brüdern und allem, was so dazugehört. Auch dafür bleibt jetzt mehr Zeit.

Musik mag Jakob. Ein Instrument spielt er zwar nicht und auch im Gesangverein Concordia sei er nur „passives Mitglied“, aber Konzerte auf der Kapfenburg oder anderswo liebt und besucht er regelmäßig. „Suzi Quattro oder Oberkrainer, ich mag beides live“, überrascht er.

Sichtbare Spuren

Robert Jakob liebt die Natur. „Als Vermesser ist man viel draußen, kann einiges für den Umweltschutz tun“, sagt er. Mit seiner Frau sei er viel mit dem Fahrrad unterwegs. Inzwischen elektrisch, „damit ich ihr hinterherkomme“, lacht er.

Orientieren bei ihren Touren können sich die beiden dann bei einer der bleibenden Erinnerungen, die Robert Jakob in seiner Berufsvita zu schaffen mithalf. In Kooperation mit dem Albverein entstanden neue Wanderkarten für Neresheim und jüngst für Bopfingen. Und auch etwas, was in der Landschaft weithin sichtbar erhalten bleiben wird, ist einer Initiative Jakobs geschuldet: In Hülen wurde im April 2022 der erste sichtbare Kontrollpunkt für Navigationsgeräte im Ostalbkreis enthüllt. „Lassen Sie uns doch dort das Foto machen“, bittet er. Aber gerne.

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