- VonCornelia Villanischließen
Seit zwei Jahren retten Lorcher Jäger Rehkitze mit Drohnen vor dem Mähtod. Jetzt haben sie einen Verein gegründet. Was dahinter steckt, und warum auch Wildschweine eine Rolle spielen.
Lorch
Seit einigen Tagen hat die Klosterstadt einen neuen Verein: Zwölf Frauen und Männer haben den Rehkitz-Rettung Lorch e.V. gegründet. Erster Vorsitzender Alexander Wörner erklärt, warum sich die Jägerinnen und Jäger zusammentun, was es mit den Rehkitzen auf sich hat und warum es auch um die Schweinepest geht.
Auf dem dreiseitigen Protokoll der Gründungsversammlung ist gleich zu Anfang das Ziel des Vereins notiert, zeigt Wörner: „Die Rehkitzrettung mittels Drohnenflug vor dem Mähtod“, liest er vor. Und das machen er, Markus und Raimund Menrad, Johannes Hofmann, Saskia Nusser und einige weitere Jägerinnen und Jäger auf Lorchs Gemarkung seit zwei Jahren: „Wir haben uns im Frühjahr 2021 eine Drohne gekauft.“ Mit dieser sucht das Team in den frühen Morgenstunde Wiesen nach Rehkitzen ab, die deren Mutter dort versteckt hat. So wie Rehe das eben tun.
Nicht auf der Rechnung haben die Tiere, dass die Landwirte meist ab Mai das Gras niedermähen. „25 bis 30 Kitze finden wir in der Saison“, erzählt Wörner, „plus die Hasen“. Denn auch der Feldhase deponiert seine Jungen versteckt im Gras, und zwar gleich mehrere auf einer Wiese. Auch diese sind zu klein, um der Mähmaschine aus eigener Kraft zu entkommen. Außerdem bleiben die Tiere instinktiv im Versteck liegen, auch wenn sich Gefahr anbahnt. „Landwirte haben deswegen die Pflicht, vor dem Mähen nach Kitzen zu schauen“, sagt Jäger Wörner und verweist auf das Tierschutzgesetz.
Die meisten Lorcher Landwirte arbeiten deswegen schon mit den Drohnenfliegern zusammen. „Immerhin haben sie uns beim Kauf der Drohne unterstützt.“ Als Mitglieder der Jagdgenossenschaft haben auch die Bauern 2021 dafür gestimmt, einen Anteil am 6500 Euro teure Gerät zu stemmen.
Finden die Drohnenflieger ein Kitz oder ein Häschen, nehmen sie es mit Handschuhen aus dem Gras und tragen es in einer Box zum nächsten Waldrand. „Wir können es nicht wieder in die Wiese legen nach dem Mähen“, erklärt Wörner, denn dann wäre das Junge ja nicht mehr geschützt. Die Mutter finde es aber trotzdem wieder.
Wenn das Projekt seit zwei Jahren läuft, warum dann jetzt einen Verein gründen? „Weil wir die laufenden Kosten decken müssen“, nennt der Lorcher Unternehmer einen Grund. Zwei Versicherungen erfordere die Drohne, außerdem regelmäßig neue Akkus. „Langfristig möchten wir uns eine zweite Drohne zulegen.“ Und dafür sollen künftig Mitgliedsbeiträge, aber vor allem auch Spenden zusammenkommen. „Als Verein können wir dafür eine Quittung ausgeben.“ So sollen vor allem die Lorcher Firmen als Unterstützer gewonnen werden.
Außerdem möchten Wörner und seine Mitstreiter das Thema Rehkitz-Rettung breiter bekannt machen. „Wir können uns vorstellen, zum Beispiel an einem Stand auf dem Löwenmarkt zu informieren.“ Außerdem ist ein Internetauftritt in Arbeit.
Mehr Mitstreiter gesucht
Nicht zuletzt wünschen sich die Engagierten weitere Mitstreiter. „Bestenfalls lenkt eine Person die Drohne, eine beobachtet das Wärmebild und zwei gehen in die Wiese.“ Je mehr Ehrenamtliche, desto besser. Vor allem, weil die Landwirte ja meist alle zur gleichen Zeit mähen wollen.
Sind die Wiesen gemäht, schickt der Verein die Drohne wieder los, und zwar wegen Wildschweinen. „Bevor ein Feld eingezäunt wird, schauen wir, ob die Tiere bereits im Feld sind“, nennt Wörner ein Beispiel. Grundsätzlich hätten sie aber die afrikanische Schweinepest im Blick. „In Ostdeutschland ist sie schon angekommen.“ Um vorbereitet zu sein, falls die Seuche auch hierzulande auftaucht, sei das erklärte Ziel, die Population möglichst gering zu halten.