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Literatur und Musik im Kloster Lorch: Klaus-Dieter Mayer las vor ausverkauftem Saal aus einem Ortheil-Roman, begleitet vom Trio Château mit Klarinette, Fagott und Oboe.
Lorch
Casanovas Diener Paolo greift sich die Klarinette. „Jeden Ton hat er sich gemerkt“, las Klaus-Dieter Mayer vor und schloss genüsslich die Augen, ganz wie Casanova im Roman. Und Paolo spielt die bekannte Weise Mozarts, „Reich mir die Hand, mein Leben“ – doch hier im Refektorium des Klosters war es Peter Fellhauer, der dem Instrument die Töne entlockte. Zusammen mit Norbert Strobel und Albrecht Holder bildet er das Trio Château, das am Sonntag mit Mayer zum literarisch-musikalischen Abend eingeladen hatte.
Ausverkauftes Kulturangebot im Lorcher Refektorium
Ausverkauft war das Kulturangebot vom Veranstalter „Musik in Lorch“, das zweite in diesem Jahr. Mayer, der mit Reinald Schwarz dahinter steht, machte das Publikum zu Anfang auf weitere Termine auf dem Klostergelände aufmerksam. Etwa auf die Vernissage am 24. März mit Künstler Jan-Hendrik Pelz und den Auftritt des Landesjugendbarockorchesters am 11. Juni.
Dann setzte er sich an den kleinen Pulttisch, auf dem Hanns-Josef Ortheils Roman „Die Nacht des Don Juan“ lag. Oder zumindest die Auszüge daraus, die Mayer in den kommenden zwei Stunden vorlesen würde. Die drei Musiker Strobel, Fellhauer und Holder begleiteten die Textarbeit mit Oboe, Klarinette und Fagott.
Das Wort Text-Arbeit ist falsch gewählt. Freude oder Leidenschaft trifft es besser. Denn von der ersten Silbe riss Klaus-Dieter Mayer das Publikum in Ortheils Roman hinein.
Dass der Entertainer und Musiker ein Talent fürs ausdrucksstarke Sprechen besitzt, das beweist er seit Jahren auf vielen Bühnen. Jede Nuance, jeder Ton saß. Sei es beim Dialog zwischen Casanova und Paolo über die angemessene Art zu frühstücken. Oder in den Szenen, in denen der raffinierte Casanova den ahnungslosen Lorenzo da Ponte versteckt und mit diebischer Freude für dessen Script von Mozarts Oper „Don Juan“ verhöhnt.
Darum geht es im Buch nämlich, um das Aufeinandertreffen Casanovas, Lorenzo Da Pontes und Wolfgang Amadeus Mozarts 1786 in Prag. Da Ponte schreibt die Texte zu Mozarts Musik über den Verführer Don Juan, auch bekannt als „Don Giovanni“. Casanova, ein Lebemann, missfällt Da Pontes Werk.
Schmeichelnde Häme, sadistische Vorfreude
Er schmiedet Pläne, diesen kaltzustellen und selbst das Textbuch zu vollenden. Ein Fest wird geplant, bei dem der Rivale von einer jungen Frau in eine Falle gelockt werden soll.
Schmeichelnde Häme und sadistische Vorfreude bei Casanova, Ahnungslosigkeit und unkontrollierte Gier bei Lorenzo Da Ponte und nicht zuletzt ein Mozart, der geschäftig seine Musik dirigiert – das alles spielte Klaus-Dieter Mayer, während er las. Das Publikum reagierte, schmunzelte, lachte und seufzte.
Ob das Trio Château mit ins Spiel kommt, weil Hanns-Josef Ortheils Geschichte auf Klarinetten und Bläser verweist? Auf jeden Fall gelingt die Kombination. Schon allein deswegen, weil die drei Musiker von den Stuttgarter Philharmonikern ihre Instrumente bravourös beherrschen. So bewiesen sie in Stücken, die jedes Instrument gleichermaßen forderten, dass hier Profis miteinander spielten. Eilende, beschwingte Töne wie in Hans Poseggas „Winzerfest“ vereinigten sie in stimmiger Harmonie ebenso wie Ludwig van Beethovens schwerere Variationen oder Mozarts mitreißende Musik, natürlich auch aus „Don Giovanni“. Viel Beifall folgte am Ende. Samt Aufforderung zur Zugabe, die gerne erfüllt wurde.