- VonRainer Wieseschließen
Konzert für zwei Violinen in der Johanneskirche mit akademischer Botschaft und frischem Auftritt.
Aalen. Annika Spegg und Robert Rülke, zusammen das „Duo Zwischen“, demonstrierten in der Johanneskirche am Sonntagabend die kontrapunktische Kompositionstechnik.
Sie kontrastierten Stücke von Thomas Morley (1557-1602) und Werke von Max Reger (1873-1916), alle komponiert für zwei Instrumente, alle kurz, bei Reger jeweils ein Kanon und eine Fuge aus den „Canons und Fugen im alten Stil“ von 1914, bei Morley Fantasien aus den „Canzonetten“ von 1595.
Die Kompositionen beider Meister zeichnen sich durch solide Tonsetzerkunst nach den Regeln des Kontrapunkts aus, beider Werke sind kurzweilig und transparent und wohlgefällig.
Die beiden Solisten spielten frisch und unbefangen auf, waren im Zusammenspiel perfekt, ließen die Schärfen der hohen Lagen zu, schwelgten in der Wärme der tiefen Lagen, nutzten allerlei Möglichkeiten, durch dynamische Differenzierung und variable Klangfarben die nicht eben spektakulären Kompositionen zu beleben. Die virtuose Klarheit des Duos „Zwischen“ verhalf der akademischen Botschaft zur traditionellen Kraft des Kontrapunktes zu angenehmem Verständnis. Zwei musikwissenschaftliche Vorreden halfen dem Verständnis auf.
Das kleine, feine Konzert wurde gekrönt von der Sonatina für zwei Violinen von Isang Yun (1917-1995), das der Komponist 1983 geschrieben hatte. Isang Yun lebte nach seiner Befreiung aus dem südkoreanischen Staatsterror 1966 in Deutschland. Annika Spegg und Robert Rülke präsentierten das großartige, ausladende Stück mit Intensität und Emotion, immer in engem Dialog der beiden Stimmen, mit perfekten Glissandi und Flagoletts, entschiedener Differenzierung der Farbgebung in einzelnen Sätzen, mit Spannung und Dramatik bis hin zur sphärischen Überhöhung. Grandios.
Das Auditorium in der Johanniskirche war vor Altar und Orgel sowie längs an einer Seite platziert, in der Mitte das Duo, ein wunderbares Ensemble für das intime Konzert mit an die 90 Zuhörenden.⋌Rainer Wiese
Passionsmusik im Reger-Zyklus: Sonntag, 2. April, 18 Uhr in der Stadtkirche mit Uraufführung von Leonhard Hölldampf: Caput Cruentatum sowie Regers O Haupt voll Blut und Wunden. Mitwirkende: Aalener Kantorei, Instrumentalisten und Serena Hart (Sopran).