Der international erfolgreiche und prominente Organist und Pädagoge erhält den mit 5000 Euro dotierten Preis am Freitag, 21. Juli, um 20 Uhr im Heilig-Kreuz-Münster. Was den Preisträger auszeichnet.
Schwäbisch Gmünd
Die Jury hat entschieden: Ludger Lohmann, einer der prominentesten Organisten weltweit, erhält den Preis der Europäischen Kirchenmusik 2023. Die Stadt Schwäbisch Gmünd ehrt ihn mit dieser Auszeichnung für sein wegweisendes Wirken als Interpret und Pädagoge: Lohmann ist als Konzertorganist international erfolgreich, sein Unterricht legendär. Darüber hinaus inspirieren seine wissenschaftlichen Erkenntnisse Generationen von Studierende wie die Fachwelt, in der Lohmann insbesondere als Spezialist für Alte Musik und romantische Orgelliteratur gilt.
Nach einem festlichen Recital des Preisträgers am Freitag, 21. Juli, um 20 Uhr im Heilig-Kreuz-Münster verleiht Oberbürgermeister Richard Arnold Prof. Dr. Ludger Lohmann die Auszeichnung im Rahmen des Festivals Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd vom 14. Juli bis 6. August. Die Laudatio hält Prof. Dr. Andreas Jacob, Rektor der Folkwang Universität der Künste Essen.
Bach zur Preisverleihung
Auf dem Programm stehen Johann Sebastian Bachs berühmte „Fantasie und Fuge“ in g-Moll, Franz Liszts „Präludium und Fuge über B-A-C-H“ und Werke von Dieterich Buxtehude, Petr Eben, William Byrd und Franz Danksagmüller. Der Kartenvorverkauf beginnt am Freitag, 24. März. Ludger Lohmann, 1954 im westfälischen Herne geboren, studierte Schul- und Kirchenmusik, Musikwissenschaft, Philosophie und Geographie an der Musikhochschule und Universität Köln. Orgelunterricht erhielt er von Wolfgang Stockmeister, ferner war er Mitglied der Cembaloklasse von Hugo Ruf: „Ruf war ein ungemein kundiger Mann. Von ihm habe ich viel über die damals gerade aufblühende historische Aufführungspraxis gelernt.“
Im Anschluss an sein Konzertexamen nahm Lohmann privat Unterricht bei Anton Heiller in Wien und Marie-Claire Alain in Paris – zwei weltweit führenden Orgelpädagogen. „Anton Heiller war damals die Nummer eins der Szene, was sowohl Kenntnis als auch Gefühl für die geistigen Hintergründe der Bachschen Musik angeht. Marie-Claire Alain hat mein Interesse an der französischen Orgelsinfonik geweckt.“ Diese Erkenntnisse flossen später in seine vielbeachtete Dissertation über die „Artikulation auf den Tasteninstrumenten im 16. bis 18. Jahrhundert“ (1981) ein. Sie gilt inzwischen als Standardwerk der Musikforschung. Bei mehreren internationalen Orgelwettbewerben erhielt er Preise, u.a. ARD-Wettbewerb München (1979) und Grand Prix de Chartres (1982).
Förderung junger Talente
Von 1979 bis 1984 unterrichtete Lohmann Orgel an der Musikhochschule Köln, von 1983 bis 2020 als Professor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Mit seinem Kollegen Professor Jon Laukvik gehörte er zu den prägenden Figuren, die durch ihr langjähriges pädagogisches und künstlerisches Wirken das Stuttgarter Orgelinstitut zu einer internationalen Adresse etablierten. Während Lohmanns Lehrtätigkeit war ihm die Ausbildung und Förderung junger Talente aus der ganzen Welt, insbesondere aus den osteuropäischen Ländern, ein Herzensanliegen: „Es hat mir immer Freude bereitet, sie wachsen zu sehen. Der Austausch mit den Studierenden veränderte oft auch meine eigene Perspektive auf Werke, an denen ich gerade selbst arbeitete“, sagt er. In vielen wichtigen Organisten- und Lehrpositionen sitzen Absolventinnen und Absolventen aus seiner Klasse. „Meine Studierenden waren und sind wahrscheinlich meine wichtigsten Lehrer“, so Lohmann.
Ludger Lohmann konzertiert weltweit und ist gefragtes Jurymitglied hochkarätiger Wettbewerbe. Gastprofessuren und Meisterklassen führen ihn an die renommiertesten Musikhochschulen, Universitäten und Orgelakademien wie die Akademie in Haarlem (Niederlande) und Göteborg (Schweden), wo er auch als „senior researcher“ im Orgel-Forschungsprojekt der Universität mitwirkt. Weiterhin dokumentieren zahlreiche Rundfunk-, Fernseh- und CD-Produktionen seine eindrucksvolle Repertoire-Vielfalt. Heute lebt Lohmann in Lindau am Bodensee.
Der Preis der Europäischen Kirchenmusik ist mit 5000 Euro dotiert. Seit 1999 zeichnet er hochrangige Interpreten und Komponisten für besondere Leistungen im Bereich der geistlichen Musik aus. In diesem Jahr wird der Preis der Europäischen Kirchenmusik zum 24. Mal verliehen.
Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem Petr Eben, Sofia Gubaidulina, Arvo Pärt, Younghi Pagh-Paan, Krzysztof Penderecki, John Rutter, Sir John Tavener, Frieder Bernius, Marcus Creed, Eric Ericson, Hans-Christoph Rademann, Joshua Rifkin, Helmuth Rilling, Clytus Gottwald und der Thomanerchor Leipzig.
Weitere Informationen und Details zum Festival unter www.kirchenmusik-festival.de.