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„Gott aus der Gabel“ und die Gemeinsamkeiten

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Von: Kuno Staudenmaier

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"Deus ex furca" ist die Ausstellung mit Werken von Rebecca Wiedmann und Hubert Minsch in den Räumen der Technischen Akademie Schwäbisch Gmünd überschrieben.
"Deus ex furca" ist die Ausstellung mit Werken von Rebecca Wiedmann und Hubert Minsch in den Räumen der Technischen Akademie Schwäbisch Gmünd überschrieben. Foto: kust © Staudenmaier, Kuno

Werke von Rebecca Wiedmann und Hubert Minsch in der Technischen Akademie Schwäbisch Gmünd. Entfremdung ist ein Thema.

Schwäbisch Gmünd

Was verbindet in der Kunstwelt die Gabel und die Mode? Das erfahren Besucherinnen und Besucher der Ausstellungseröffnung in den Räumen der Technischen Akademie in Schwäbisch Gmünd. „Deus ex furca“ überschreiben Künstlerin Rebecca Wiedmann und Künstler Hubert Minsch die Präsentation. Kein „Deus ex machina“, den Gott aus der Maschine, der schon im antiken Theater mit aufwendiger Mechanik auf die Theaterbühne gehoben wird, um ausweglose Konflikte zu lösen. „Gerade jetzt wäre dieser Deus ex machina wünschenswert“, sagt Oberbürgermeister Richard Arnold – er ist Vorsitzender des Vereins Technische Akademie – in seiner Begrüßung. Doch die Lösung der vielen aktuellen Probleme „müssen wir als Gesellschaft leisten“. Zurück zur Kunst: Das scheinbar Unmögliche möglich zu machen, das sei Thema dieser Ausstellung mit Inhalten, die auf den ersten Blick nicht zu korrespondieren scheinen.

Im Künstler-Zwiegespräch - untermalt von Klängen Svend Renkenbergers - kommt man dem Vorhaben auf die Spur. Nicht nur die Gmünder Kunstszene kennt die Gabelsammlung Hubert Minschs, der das Objekt schon 1985 zum Mittelpunkt seiner Malerei und später der dreidimensionalen Werke werden lässt. „Weil der Schwabe ja nichts wegwerfen will, macht er das Beste daraus“, sagt Rebecca Wiedmann. Im Fall von Hubert Minsch wird die Gabel entfremdet, ihrem ursprünglichen Zweck entzogen. So kreativ wie die dabei entstehenden Kunstwerke sind Minschs Wortspielereien. Da ist es die „Gab-el-riele“, wenn die Frau auf dem Porträtfoto durch die Gabel blickt. „Forklight“ ist einfach eine Gabel-Tisch-Lampe und der Gabelbaum besteht eben aus Gabeln. Hubert Minsch nennt das Ganze „Neodadaistischer Realsurrismus“, die Nähe zu Dadaisten und Surrealisten ist unverkennbar.

Und mit der Entfernung vom Gabel-Ursprungszweck nähert sich Minschs Kunst den Werken von Rebecca Wiedmann. Sie studiert Modedesign an der HfG Pforzheim, steht kurz vor dem Abschluss und realisiert Laufstegmode, die nicht wirklich für den Alltag geschaffen ist. Es sind Skulpturen aus Stoff und manchmal auch Draht, die sich wie im anderen Fall die Gabel der Wirklichkeit entziehen. „Wo Mode untragbar wird, wird sie zur Kunst.“ Schon der Entstehungsprozess unterscheidet sich von der bekannten Textilproduktion. Die Künstlerin kann sich in der Wissenswerkstatt Eule in Schwäbisch Gmünd – ein Ableger der Technischen Akademie – modernster Technik bedienen. Der Laser-Cutter bringt die Stoffe in Form, der 3D-Drucker ist für aufwendige Gestaltungselemente zur Stelle. Hubert Minsch spricht von Hacking Couture in Zusammenhang mit Rebecca Wiedmanns Werken. Mensch und Maschine reiben sich und finden zusammen, die Künstliche Intelligenz ist nicht weit. Es geht auch um die Abhängigkeit von Mensch und Maschine und damit, „dass beide sich bedingen und gerade heute nicht mehr voneinander zu trennen sind“, wie die Künstlerin sagt. Das gilt letztlich nicht allein für die Modewelt.

Rebecca Wiedmann ist Werksstudentin im Design-Department bei BMW und beschäftigt sich mit Art-Cars, vielleicht Autos der Zukunft. Gegenwart und Vergangenheit spielen in Minschs Universum eine wichtige Rolle, bildet damit eine Spange zu den Arbeiten Rebecca Wiedmanns. Die Gabel als Esswerkzeug des Adels ist mit der Industrialisierung in der Bürgerschaft angekommen. Und entfernt sich wieder, wenn sie zum Kunstwerk wird.

Noch mehr Gabeln als in den Kunstwerken hält der Geschäftsführer der Technischen Akademie, Michael Nanz, an diesem Abend bereit. Alle Gäste erhalten sie schon am Eingang, um fürs anschließende Buffet gewappnet zu sein.

Die Ausstellung „Deus ex Furca“ mit Werken von Rebecca Wiedmann und Hubert Minsch in der Technischen Akademie, Lorcher Straße 119, ist werktags zwischen 7 und 17 Uhr zu sehen.

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