Im Unikom darf ein Stuhl auch Kopf stehen

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Im Unikom Schwäbisch Gmünd zeigen Don Cutter (li) und Hubert Minsch Bilder und Skulpturen. Foto: jps
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Werke von Hubert Minsch und Don Cutter in Schwäbisch Gmünd.

Schwäbisch Gmünd. Messer, Gabel, Schere, Licht … . Dieser bekannte Kinderreim , richtet sich in diesem Fall nicht an die Kleinen. Dafür hängt das Kunstwerk von Don Cutter bei der Jubiläumsausstellung im Kunstzentrum Unikom in Schwäbisch Gmünd viel zu hoch.

Aber Don Cutter wäre nicht Don Cutter, wenn er der Arbeit nicht ein wenig Ironie mit auf den Weg gegeben hätte. Messer, Gabel, Schere und Licht zeigt er hinter einem stabilen Gitter, falls jemand den Spruch doch nicht kennt und den Nachwuchs auf den Arm nimmt. Mit ihm stellt Hubert Minsch aus, einer der Künstler, die zu den Unikom-Gründern zählen. Vor 25 Jahren wurde der selbstverwaltete Kunstraum eröffnet.

Prof. Dr. Klaus Ripper lässt die vielen Besucherinnen und Besucher der Ausstellungseröffnung wissen, was hinter dem Unikom steckt. „Das Unikom sind wir, die beteiligten Künstlerinnen und Künstler“, sagt er. Aber es ist auch das Gebäude, in dem sich Galerie, Atelierräume, Versammlungsraum befinden. Für ihn ein „unkonventioneller Ort, an dem Kunst wachsen kann“. Ein Ort für intellektuelle Gespräche und Albernheiten, für den Kunstbetrieb, für Workshops.

Klaus Ripper sieht hier ein besonderes Kulturangebot, das von Nachbarstädten beäugt werde. Aalen und Schorndorf seien dabei, spannende Kulturangebote auf die Beine zu stellen. Neben Museum und Kunstverein spiele das Unikom in Gmünd eine wichtige Rolle. Würde eine dieser drei Institutionen fehlen, wäre das ein herber Verlust für die künstlerische Vielfalt der Stadt. Am Unikom soll's nicht liegen. „Wir haben mehr Anfragen von Künstlerinnen und Künstlern, als wir Platz bieten können. Und so lange eine Ausstellung so frisch und skurril daherkommt wie diese, mache ich mir um die nächsten 25 Jahre Unikom keine Sorgen.“

Den frischen Wind nimmt auch die Gmünder Stadtverwaltung wahr. Klaus Stemmler, stellvertretender Leiter des Kulturbüros und Intendant des Festivals Europäische Kirchenmusik, schätzt die Bedeutung der Kunst für Schwäbisch Gmünd. „Wir brauchen sie dringender denn je.“ Wichtig seien dafür Macher, keine Bedenkenträger.

Zu den Machern zählen auch die beiden ausstellenden Künstler. Hubert Minsch präsentiert in ganz unkonventioneller Art Arbeiten aus fünf Jahrzehnten. Eigentlich eine Retrospektive, die aber erklärt sein will. Frühe Arbeiten - man erkennt sie unter anderem an surrealer Verwandlung von Frauen-Torsi, an gemalter Metamorphose – reichen bis Anfang der 1970er-Jahre zurück. Sie hängen nicht in Reih' und Glied an der Wand, sondern sind zu einer Pyramide aufgebaut, kreisen um sich selbst. Gegenüber nutzt Hubert Minsch dann doch die Wand, hängt die aktuellen Werke wie eine auf den Kopf gestellte Pyramide. Da sind feine Strukturen, die sich überlagern, Fotografien, vor allem Porträts, durch Übermalen verfremdet.

Über alles hält Don Cutter seine „Helping Hands“. Sie hängen wie ein Relief aus orangefarbenen Einmalhandschuhen gegenüber Minschs Bilderwand und weisen den Weg zu weiteren Skulpturen des Gmünder Künstlers, der mit Vorliebe Alltagsgegenstände zu Kunstwerken werden lässt. Manchmal greift er auch zu größeren Objekten: Einer Schubkarre, einem Fahrrad oder einem Stuhl, den er auf den Kopf stellt und das Polster davonfliegen lässt.

Andreas Kümmerle und Stanislaus Müller-Härlin stimmen mit Gitarre und Violine auf Ausstellung und Jubiläum ein.

Ausstellung im Unikom in Schwäbisch Gmünd.

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