In die goldene Zeit der UFA entführt

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„Pariser Flair“ mit v.li. Jenny Schäuffelen und Joseph Schnurr. Foto: je
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Wie das Trio „Pariser Flair“ charmant, aber auch kritisch die Filmmusik der UFA auf die Bühne bringt.

Oberkochen. Einen charmanten, aber auch kritischen Einblick in die goldene Zeit der UFA, der bestimmenden Filmproduktionsfirma der 1930er- und 1940er-Jahre gab das Trio Pariser Flair im Rahmen der Veranstaltungsreihe Dell´Arte im Oberkochener Bürgersaal. Jenny Schäuffelen, Marie Giroux und Joseph Schnurr  boten eine herausragende nostalgische musikalische Revue mit kritischen Einblicken in die Rolle der damaligen Stars in die Zeit des Nationalsozialismus.

Pariser Flair hatte als Duo mit Jenny Schäuffelen und der Französin Marie Giroux vor rund eineinhalb Jahren schon einmal einen  erfolgreiche n Auftritt in Oberkochen, auf vielfachen Wunsch holte es Thomas Ringhofer, Kulturbeauftragter der Stadt, noch einmal. Dieses Mal mit dem Kanadier Joseph Schnurr als Verstärkung.

Mezzosopranistin Marie Giroux und Tenor Joseph Schnurr entführten in den Salon von Zarah Leander, sangen gemeinsam oder einzeln bekannte Lieder aus den Filmen der damaligen Zeit. Unter anderem aus der Operette „Land des Lächelns“ oder aus der „Lustige Witwe“. Lieder, im Original von Johannes Heesters und Marika Röck „Am Abend ist der Mensch nicht gern alleine“. „Bel-Ami“ folgte ebenso wie Marlene Dietrichs „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Marie Giroux und Jenny Schäuffelen erzählten in den Moderationen aber davon, dass die Nazis die UFA massiv förderten, um das Volk von ihren Verbrechen und vom  Kriegsleid abzulenken, davon, wie Nazigrößen den weiblichen Stars Avancen machten, und wie sie Stars wie Hans Albers, Heinz Rühmann, die Comedian Harmonists  und andere zu erpressen suchten – und diese versuchten, Filme zu drehen und trotzdem subtil immer wieder Kritik zu äußern. Wie Hans Albers in „Große Freiheit No. 7“.

Mit ihren beeindruckenden Stimmen brachten die beiden Sänger mit Liedern wie „Irgendwo auf der Welt“, „Ich brech die Herzen“ oder „Ein Freund, ein guter Freund“ zum Klatschen, berührend die Version von „Sag mir wo die Blumen sind“. Zum Schluss forderten die drei auf, dass jeder in dieser Welt, in diesen Krisen Verantwortung trage, für Demokratie und Freiheit einstehe. Umjubelte Zugaben waren „Wunderbar, wunderbar“ und „Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe“.

„Schade, dass das Publikum nach Corona solche Veranstaltungen noch nicht wie früher besucht, das ist für Künstler und Veranstalter etwas frustrierend“, sagte Thomas Ringhofer bedauernd.⋌ Jürgen Eschenhorn

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