- VonDagmar Oltersdorfschließen
Im Aalener Kulturbahnhof serviert Herrn Stumpfes Zieh- und Zupf Kapelle erstmals „KubAA libre“. Was das für den Gast Roland Baisch und die Zuhörerinnen und Zuhörer bedeutet.
Aalen
Ja, Cola mit Rum gibt es an diesem Donnerstag auch im Aalener KubAA. Nicht fürs Volk, wohl aber für die Stumpfes und ihren Gast Roland Baisch. Spritzig verläuft der erste „KubAA libre“-Abend mit der Zieh- und Zupfkapelle aber für die rund 250 Zuschauerinnen und Zuschauer auch ohne ein Glas Hochprozentiges in der Hand - Getränke sind ja nicht erlaubt im Saal. Sonst aber eine Menge - zumindest für die Künstler. Die tischen einen wilden Mix auf, der dem Publikum schmeckt.
Das Konzept: KubAA libre
Die Bühne: ein Wohnzimmer Marke anno Tobak. Eine abgewetzte, weinrote Polstergarnitur steht auf einem breitgetretenen Billigperser. Auf dem Couchtisch steht eine stilechte Porzellanetagere mit Knabberbrezeln - was sich später als wichtig erweist: Gast Baisch scheint mit leerem Magen angereist zu sein. Und Schnittchen an der Theke im KubAA-Foyer gibt es bei öffentlichen Veranstaltungen aktuell nicht. Dafür ist es blitzeblank - saugt doch ein Hausmeister die Bühne noch mal durch, bevor es losgeht und die Stumpfes unter Applaus die Bühne entern. „Wir freuen uns recht sakrisch“, sagt Flex nach dem neuen KubAA-Libre-Lied. Und kündigt an: „Wir machen neue Sachen, von denen wir noch gar nicht wissen, ob sie funktionieren.“
Der Gast: Roland Baisch
Klar ist aber schnell: der erste Gast der neuen Reihe funktioniert schon mal ziemlich gut. Während Manne Arold rote Filzpantoffeln trägt, glänzt der Korntaler Baisch schwarz bis in die Westernstiefelspitze. Ein Vollprofi, der mit seiner ersten Comedy-Einlage, in der es um die „Einzelhaarentfernung“ und eine „Verkürzung im Genitalbereich“ bei einem Schönheitschirurgen am Bodensee geht, gleich punktet. Ein Plakat mit einem Bild von seinem „gebuildeten“ Body hat er auch dabei. Doch Baisch ist nicht nur treffsicher in seinen schnell herausgearbeiteten Pointen zu „4711“ als Wellnesswasser, oder Drei-Wettertaft als Botoxersatz, sondern trifft auch die Töne. Ob Cash-Melodien, der Rap eines Luxus-Gangstas mit Mercedes-Vorstand-Vater oder inmitten seines (aus „Kostengründen“ vom Band abgespielten) Count Baischy Orchesters - die Stimme des Entertainers und Musikers ist bluesig, groovig und kraftvoll. Allein mit seinen Anspielungen auf Heidenheim und sogar einer Hymne! auf die Nachbarstadt sorgt er für Irritationen im Publikum. Das ruft zur Klärung der Örtlichkeit schon mal „Aalen“ dazwischen. Deutlich bitterböse dagegen sein Song zur WM in Katar. „Keine Winterpause, der Fußball kommt nach Hause“ - ein Liedtext, für den Baisch, so erzählt er, von einer Veranstaltung wieder ausgeladen wurde.
Der Talk: auf dem Sofa
Zwischendurch nehmen die Stumpfes ihren Gast auf dem Sofa in ihre Mitte - Manne Arold spricht über dessen Werdegang. Film und Fernsehen, Namen wie Harald Schmidt-Show und Monty Python fallen, der von Hella von Sinnen, Pastewka und Mirko Nontschew. Das Publikum erfährt, dass Baisch eine Lehre als Industriekaufmann bei Siemens gemacht hat und die Stumpfes erste Bühnenerfahrung im Posaunenchor und als Ministranten sammelten. Unterhaltsam.
Die Küche: improvisiert
Danach zimmern alle gemeinsam eine Küche zusammen. Benny Banano malt den Herd, Baisch zeigt wie man Zwiebeln schneidet, während Flex im Wohnzimmer den Cuba libre mixt. Man stösst an, trinkt aus und hört von Stumpfes „Neue Hits aus alten Kehlen“, während die Suppe köchelt. Baisch macht sich derweil auf dem Sofa zuerst über die Salzbrezeln und dann über die Limetten in seinem Glas her. Zumindest musikalisch gar ist da schon das „Linsengericht“, das Selle Hafner voller Inbrust singt. „Heut nemme und morga net glei“, „Was ma ned alles sod“ und Co. - die Stumpfes-Hits funktionieren bestens. Beim KubAA-Klick mit Publikumsbeteiligung dagegen ist noch Luft nach oben: Die Buzzer sind zu leise.
Eine Zugabe gibt es nach dem gemeinsamen Abschlussliedes trotz Jubelrufen und Drängen des Publikums nicht. Dafür ist die Suppe, für jeden der will, angerichtet. Auch Herr Baisch bekommt ein Schälchen. Gut so.