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Theatertage: "Die Partikel eines Tages": Wenn der Fernsehkoch dir plötzlich Pilze reicht

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Von: Dagmar Oltersdorf

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Jugendstück vor der offiziellen Eröffnung der Theatertage: Die Partikel des Tages.
Jugendstück vor der offiziellen Eröffnung der Theatertage: Die Partikel des Tages. © Oliver Giers

Wie das Junge Theater Baden-Baden im Veranstaltungssaal zeigt, was passiert, wenn die Alltagsroutine einer Familie aus dem Ruder läuft.

Aalen. Alter Kühlschrank mit To-Do-Liste, Sessel, ein zerwühltes Bett. An der Wand das Foto eines Fußballers. Ein Stück Tapete leistet Widerstand und fleddert in den Raum. Ein Vorbote für das, was kommt. Die Bühne ist bestens bereitet für die "Die Partikel eines Tages" mit dem Jungen Theater Baden-Baden.Einheimische staunen, als sie am Freitagnachmittag zum ersten Mal den Veranstaltungssaal im Kubaa betreten. Dort stehen alle Zeichen auf Theater. Statt Stuhlreihen sitzt das Publikum auf abgestuften Rängen. Als es los geht, geht es aber erst mal auf einem Bildschirm los, der über dem Bühnenbild hängt. Per Video stellen sich eine Gruppe Neuntklässler vor. Einer nach dem andern erzählt von Hobbys wie Feuerwehr, Videospielen, Draußen sein, Musikhören. Lieblingsgerichte: Pizza und Pilzrisotto. "Ohne uns würde es das Stück gar nicht geben", sagt einer der Schüler. Schwarzbild. Dann kommt auf der Bühne Leben in die Bude.

Energiekreis am FrühstückstischAus dem Bett wühlt sich ein Teenager, die Mutter stresst mit Notebook in der Hand, Handy am Ohr und Turban auf dem Kopf an den Küchentisch. Tochter Toni hämmert an die Badtür, wo bereits Lars sich verschanzt hat. Schnell noch Frühstück, Energiekreis am Küchentisch, vergebliches Mühen von Lars, bei seiner Mutter mit einem Dienstagsanliegen durchzudringen, dann hetzt die Familienmeute aus dem Haus. Als Lars heimkommt, ist der erste Griff zur Kühlschranktür. Ziemlich leer, er fläzt sich also auf den Wohnzimmersessel vor die Kochshow. Toni will Mathe machen, sucht sich ein ruhiges Plätzchen und hat dabei ständig die Kopfhörer auf dem Ohr. Alltagswahnsinn, den jeder kennt, allerdings potenziert. "Die Partikel eines Tages" ist entstanden mit Schülerinnen und Schülern. Dabei ging es in der Stückentwicklung von Milan Gather einerseits darum, Alltag überhaupt zu kennzeichnen. Anderseits nach dem veränderten Alltag durch die Pandemie auch um das Bedürfnis nach dem Ausbruch aus dieser Routine, Erlebnisse und Abenteuer, wie im Programmheft zu lesen.

Verblüffende ZaubertricksDiesen Abenteuer werden dann auch auf der Bühne Realität. Nach zwei nahezu identischen Tagen mit Aufstehen, Energiekreis und Badezimmer-Battle ist am dritten Tag dann aber plötzlich nichts mehr, wie es war. Der Fernsehkoch reicht Lars die Pilze, die To-Do-Liste verlängert sich wie von Zauberhand, hinter der Tapete wartet ein Biotop und Toni kann mit dem plötzlich länger werdenden Kabel ihres Kopfhörers wie eine Superheldin so ziemlich alles dirigieren. Der Kühlschrank wird zum Albtraum der Mutter, immer wieder geht die Türe auf und die Kinder recken die Köpfe raus und fordern etwas von ihr. Egal. Tags darauf hat die alleinerziehende Berufstätige plötzlich Zeit, die Gitarre umzuschnallen und auf dem Boden Pilzrisotto zu löffeln.Träume und Phantasien von Kindern und Jugendlichen, die die Regie von Milan Gather wunderbar einfallsreich umgesetzt hat. Inklusive ein paar verblüffender Zaubertricks. Kilian Bierwirth, Lisa Schwarzer und Nadine Kettler haben viel Spaß an diesem Spiel mit Illusionen Wünschen und ungeahnten Kräften. Viel Komik, aber kein Klamauk. Ein toller Auftakt mit einer Jungen Bühne bei den Theatertagen. 

Jugendstück vor der offiziellen Eröffnung der Theatertage: Die Partikel des Tages.
Jugendstück vor der offiziellen Eröffnung der Theatertage: Die Partikel des Tages. © Oliver Giers
Jugendstück vor der offiziellen Eröffnung der Theatertage: Die Partikel des Tages.
Jugendstück vor der offiziellen Eröffnung der Theatertage: Die Partikel des Tages. © Oliver Giers

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