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Über die unendlichen Wünsche am Meer

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Von: Beate Krannich

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Zum Warm-Up von "Gold" probte das Publikum im Foyer den Mitmachteil.
Zum Warm-Up von "Gold" probte das Publikum im Foyer den Mitmachteil. © Oliver Giers

Die Junge Oper Stuttgart zeigt vor ausverkauftem Haus im Kulturbahnhof die Kinderoper „Gold“.

Aalen. Auch das junge Publikum kommt bei den Theatertagen in Aalen auf seine Kosten. Am Sonntagnachmittag gastierte die „Junge Oper im Nord“ des Staatstheaters Stuttgart im Kulturbahnhof Aalen vor ausverkauftem Haus. Im Gepäck: die bezaubernde Kinderoper „Gold“, eine moderne Adaption des Märchens vom Fischer und seiner Frau von den Gebrüdern Grimm.

Der Veranstaltungssaal im Kubaa hatte sich dazu verwandelt. Wo sonst die Stuhlreihen für die Konzertbesucher aufgebaut sind, stand eine Zuschauertribüne, die einen besseren Blick auf die maritime Kulisse ermöglichte. Dort lagen Muscheln, Schilf, Steine und jede Menge Sand.

Die großen und kleinen Besucher wurden vor der Aufführung im Foyer schon auf das Thema Meer und Wasser eingestimmt und zum Mitmachen eingeladen. „Ihr seid das Meer“, rief ein Mitarbeiter der Jungen Oper den Gästen zu. Dann wurde mit Händen, Füßen und Stimme geübt: das sanfte Rauschen des Wassers und tosende Monsterwellen.

Für die anschließende Aufführung reichte reduziertes Bühnenpersonal. Philipp Nicklaus fungierte als Erzähler und Darsteller sämtlicher Figuren. „Vor langer Zeit und weit weg von hier lebte ein Junge mit Namen Jakob“, so begann er zu erzählen und entfaltete die Geschichte von einem Jungen, der mit seinen Eltern in einem Erdloch wohnt - weil die Familie so arm ist. Eines Tages, beim Angeln, hat der Junge einen großen Fisch am Haken. Der bittet um Freiheit und verspricht ihm zu geben, was er möchte. Damit beginnt das große Wünschen.

Zuerst sind es „nur“ ein paar neue Schuhe für Jakob. Seine Eltern werden misstrauisch, sind die vielleicht gestohlen? Also gibt es auch Schuhe für Mama und Papa. Und eine warme Decke. Und ein Haus. Und ein Schloss und immer so weiter. Die Gier nach mehr wächst.

Philipp Nicklaus erweckte das altbekannte Märchen mit wenigen Mitteln zum Leben. Wechselt mit spielender Leichtigkeit von einer Rolle zur nächsten, vom Erzähler zum Sänger und wieder zurück. Inszenierte mit seiner lyrischen Tenorstimme wunderbar poetische Momente, wenn er zum Beispiel das Meer besingt oder die neue warme Decke, unter der es sich die Familie gemütlich macht.

Die besondere Wirkung der von dem Niederländer Leonard Evers komponierten Oper kommt zweifelsohne von dem begleitenden Schlagwerk. Die brillante Musikerin Marta Klimasara, die zweite Person auf der Bühne, bereitete eine märchenhafte Klangkulisse. Wenn der Erzähler Steine übers Wasser springen ließ, dann folgte die Marimba mit weichem Anschlag. Mit schnellen Bewegungen illustrierte die Schlagzeugerin das Piksen und Stechen der Muscheln in den bloßen Füßen, das Meer ließ sie anfangs geheimnisvoll blubbern, später mit harten Trommelschlägen wüten.

Auch das junge Publikum ist aktiv dabei und wird seiner Rolle als Meer gerecht.

Bravo-Rufe und langen Applaus gab es am Ende für den Sänger und die Musikerin.

⋌ Beate Krannich

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