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Viel Charme - ohne Satire und Harm

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Von: Rainer Wiese

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Heinrich del Core mit seinem Programm „Glück g´habt“ in der Aalener Stadthalle.
Heinrich del Core mit seinem Programm „Glück g´habt“ in der Aalener Stadthalle. Foto: Oliver Giers © Oliver Giers

Der schwäbisch-italienische Komödiant Heinrich Del Core verwöhnt seine Landsleute in Aalens ausverkaufter Stadthalle mit fröhlicher Unterhaltung.

Aalen

Der große Saal der Stadthalle ausverkauft, der größte Teil des Publikums ist schon weit vor 20 Uhr am Platz mit Blick auf das Ganzbühnenfoto von einem losgelassenen Schwein auf saftiger Weide mit den roten Schuhen um den Nacken gehängt und unter dem Motto des Programms „Glück g’habt“, das Komödiant Heinrich Del Core (mit den roten Schuhen bei Fuß) fast Abend für Abend hierzulande, aber auch im Norden und Osten spielt.

Heinrich Del Core spielt in Aalen vor heimischem, vor schwäbischem Publikum, bedient die schwäbische Seele, wärmt die Schwaben wie die Schwäbinnen in ihrer solitären Identität. Mit Schmunzelwitzen und Wortspielen, die Alltagsbeobachtungen, die unter dem freundlichen Blick des Comedians ins Philosophische wuchern, mit schlichten Kalauern und derben Skurrilitäten und frauenskeptischen Standards über „die Ehefrau“ mit der burschikosen Schwertgosch.

Wer Kabarett, politisches gar erwartet hat, kommt nicht auf seine Kosten in den gut zwei Stunden, die Heinrich Del Core mit lustiger Unterhaltung verplaudert, satirefrei, gemütlich ohne Harm und Schärfe.

Die aktuellen Small-Talk-Themen werden abgegrast: Wenn es dicke Veganer gäbe, hießen die Biotonnen. Der Adventskalender für die Katze, vom Frauchen mit 24 Wellensittichen bestückt. Der darmspiegelnde Arzt, der dem Patienten das Inspektionsgerät als die „schwarze Mamba“ ankündigt. Von schwäbischen Schlafzimmern, in dem mehr geschnarcht als geschnackselt wird. Und so fort non stop und heiter und so weiter.

Das Aalener Publikum ist sehr lachfreudig bei jedem Halbsatz und hat sich offenbar prächtig amüsiert.

Ausführlich und in Heimatlieber verbunden ergötzt sich Heinrich Del Core ausführlich an den charmanten Merkwürdigkeiten des schwäbischen Dialektes. Schoofseggel, habe er im Internet herausgefunden („…war happyhour bei Wikipedia…“), dieses Schimpfwort könnte als „Geschlechtsorgan eines Schafbocks“ gedeutet werden, demnach könne das einschlägige Organ einer Fliege als „Muckenseggele“ gedeutet werden, wo beim schwäbischen Mann als Schnepperle gängige Bezeichnung ist (um auch das schwäbische, aber falsche Relativpronomen zu nennen). Ein Lacher folgt dem nächsten, Schlagfertigkeit und überraschende Wendungen (fast) ohne Ende.

Am Schluss bringt der ermattete Komödiant einige drollige Ausschnitte aus Schüleraufsätzen zu Gehör. Und verabschiedet sich von seinen Landsleuten „bis zum nächsten Mal“. Applaus.

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