1100 Steiff-Plüschtiere: Das Hobby des Karl Maier

Vom Hauptmann von Köpenick bis hin zum Papst: alles besonders, alles Steiff. Der Unterkochener Ex-Politiker und Gewerkschafter zeigt seine „Freunde fürs Leben“.
Aalen-Unterkochen
Bei Maiers ist der Tisch heute mal anders gedeckt: Teddybären und Plüschtiere füllen fast jeden Zentimeter. „Um die 60 Stück sind es hier“, sagt Karl Maier. Eine kleine Auswahl. Der ehemalige Unterkochener Ortsvorsteher hat eine Leidenschaft für Plüschtiere, vor allem für Bären der Firma Steiff. Um die 1100 Stück, so schätzt der SPD-Politiker, hat er im Laufe von sechs Jahrzehnten zusammengetragen.
Teddys in zig Braun-Variationen, aber auch in Schwarz, Blau und Rosa. Spitze Nasen, platte Nasen, grüne, braune, schwarze Knopfaugen. Tiere wie Weißkopfadler, Hund, Fuchs oder Steinbock laden zum Kuscheln ein. Putzig anzusehen: der Schäfer oder der Papst mit zwei Schweizer Gardisten.
Sammeln mit Taktik: Die allermeisten seiner Figuren mit dem Markenzeichen, dem Knopf im Ohr, sind Originale oder Nachbildungen, sogenannte Repliken, in limitierten Auflagen. Viele hat Karl Maier gekauft – und dafür durchaus dreistellige Beträge hingelegt. Vor allem aber hat er getauscht. Vom „Nagano-Bär“, der anlässlich der Olympischen Winterspiele 1998 herauskam und den er direkt aus Tokio bezog, hatte Maier gleich zwei Exemplare erworben. Und noch originalverpackt im Karton gelassen. Einen der beiden Nagano-Bären tauschte er später ein gegen den „Hauptmann von Köpenick“. Maier: „Davon gibt’s nur 450 Stück weltweit. Ond d‘r Maiers Karle hat oina!“ Versteht sich von selbst, dass der Hauptmann auf unbestimmte Zeit in seiner Verpackung bleiben muss, „unbespielt“, nennt das der Sammler. Dazu noch Lagerung in einem Nichtraucherhaushalt – das steigert den Wert. „3000 Euro hat mir schon mal einer geboten.“
Tiefschwarzes Fell, tiefschwarze Knopfaugen – ein anderer Bär, ganz auffällig. Der Trauerbär. Maier: „Weltweit gibt‘s vom Original nur 1912 Stück.“ Der „Trauerbär“ mit beweglichen Gliedmaßen und tiefer Brummstimme sollte an den Untergang der Titanic 1912 erinnern.
"Der Mecki kostete damals 6,50 Mark."
Der Boom in Amerika: Eine Rarität ist auch ein kleiner Bär, den Maier bei einer Auktion ersteigert hat. Ein bisschen mitgenommen sieht das Tierchen aus. „Made in US-Zone“ steht auf dem Fähnchen im Ohr. „Nach 1945 durften Steiff-Tiere zunächst nur in der amerikanischen Zone Deutschlands verkauft werden“, erzählt Maier. Stolz ist der Unterkochener auch auf das Exemplar „55 PB“. Eine Abkürzung für „55cm groß, Plüsch, Beweglich“. Auch dieser Bär hat eine Geschichte, die Sammler Maier aus dem Kopf abspulen kann: „Richard Steiff erfand den ersten Teddybären mit beweglichen Gliedmaßen. 1903 stellte er ihn auf der Leipziger Spielwarenmesse erstmals vor. Keiner wollte ihn haben. Am letzten Tag kam ein Amerikaner, der bestellte gleich 3000 Stück. Als die Tochter des Präsidenten Theodore Roosevelt heiratete, bekam jeder Gast einen Teddybären. Das löste einen regelrechten Boom aus. 10 000 Stück gingen nach Amerika.“
Wie alles begann: Auslöser für Maiers Sammelleidenschaft war kein Steiff-Bär, sondern „Snucki“. Das Steinböckle bekam der damals 20-jährige Karl von seiner Mutter geschenkt. „Eine Nachbarin schaffte bei Steiff, die hat das besorgt. Meine Eltern hätten sich das niemals leisten können“, erinnert sich der heute 83-Jährige. Zum Steinböckle kamen ein Schäfer, ein „Elefäntle“, der eine oder andere Bär. Später, als Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Heidenheim, hatte er beruflich oft im Unternehmen Steiff zu tun, verhandelte dort die Haus-Tarifverträge mit. „Die Fertigung hat mich fasziniert. Die Vielfalt - 800 verschiedene Tiere! Und die Präzision!“
Auch wenn Maier längst in Rente ist, der Firma Steiff ist er verbunden: So sorgte er dafür, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, frisch im Amt, einen Steiff-Bären bekam. Hinter den Kulissen zieht er gerade die Fäden, dass der frischgebackene Bundeskanzler Olaf Scholz demnächst auch einen erhält. Aber nicht in Rot - rote Fliege genügt, meint Maier. Denn den modernen Teddys in schrillen Farben oder mit Blümchenmuster kann er wenig abgewinnen und gibt zu: „Meine Sammelwut hat etwas nachgelassen.“ „Das ist gut so!“, schmunzelt seine Frau Erika, die das Gespräch im Hintergrund verfolgt. Auch wenn die über 1000 Steiff-Tiere aus Platzgründen aus der Maierschen Wohnung aus- und zu einem Neffen umziehen mussten – für Karl Maier sind sie „Lebensfreunde bis ins hohe Alter!“
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