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Bahnstreik: Von Stuttgart nach Aalen und wieder zurück

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Von: Max Wanner

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Mit einem großangelegten bundesweiten Warnstreik hat die Gewerkschaften EVG am Freitag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt. Das Foto stammt vom Bahnstreik am 27. März.
Mit einem großangelegten bundesweiten Warnstreik hat die Gewerkschaften EVG am Freitag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt. Das Foto stammt vom Bahnstreik am 27. März. © onw-images / Marius Bulling

Wie lässt es sich am Tag des Streiks mit der Bahn fahren. Wir machen den Test und fahren vom Stuttgarter Hauptbahnhof nach Aalen.

Mit einem großangelegten bundesweiten Warnstreik hat die Gewerkschaften EVG am Freitag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt.
Mit einem großangelegten bundesweiten Warnstreik hat die Gewerkschaften EVG am Freitag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt. © onw-images / Marius Bulling

Aalen

Es ist 11.23 Uhr. Am Gleis 12 des Stuttgart Hauptbahnhofs fährt der MEX 13 nach Aalen ab. Im Zug scheint nichts außergewöhnlich zu sein. Er ist weder brechend voll, noch gähnend leer. Der Zug fährt auch nur die bahntypischen fünf Minuten später als im Fahrplan angezeigt los. Allen Fahrgästen, die sich für diesen Zug entschieden haben, und gegen 11 Uhr am Bahnhof ankommen, hätte kaum auffallen können, dass heute nicht alles wie immer ist. 

Entspannt frühstücken im Bahnhof in Stuttgart

Ich war allerdings schon ab 9 Uhr am Bahnhof. Sah ihn, wie nie zuvor. Hier und da sind ein paar Bauarbeiter am Werk, die zahlreichen Bäcker haben alle geöffnet, doch es sind weder Züge noch Reisende weit und breit zu sehen. Gemütlich mit Kaffee und Croissant plaudere ich mit der Frau beim Bäcker, die sich darüber zu freuen scheint, wenigstens einen Kunden bedienen zu können. „Der Streik trifft uns nicht so hart“, sagt sie. Es seien ja schließlich nur ein paar Stunden.

Der Streikzug zieht an den Gleisen vorbei

Ansonsten tut sich von 9 Uhr bis 10 Uhr nichts. An den digitalen Anzeigen ist zu lesen: „DB-Fernverkehr eingestellt, Nahverkehr fällt weitestgehend aus.“ Hin und wieder zucke ich kurz zusammen, weil aus den Lautsprechern ziemlich laut die Durchsage kommt, dass man sein Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen soll und das Rauchen nur in den dafür vorgesehenen Bereichen erlaubt ist. Da ich alleine an den Gleisen war und weder Gepäck dabei hatte, noch Raucher bin, hätte man sich die Durchsagen sparen können - zumindest an diesem Tag.

Um 10.10 Uhr wird es zum ersten Mal spannend. Mit Trillerpfeifen und lauten Rufen hört man aus der Ferne die Streikenden herbeikommen. Etwa 50 Personen, begleitet von ein paar wenigen, applaudierenden Passanten. „12 Prozent mehr Lohn!“, ist auf den Plakaten zu lesen. Nach wenigen Minuten ist aber auch diese Aufregung wieder vorbei.

Reibungsloser Bahnverkehr dann ab 11 Uhr

Nach und nach füllt sich nun jedoch der Bahnhof. „Jetzt schauen wir mal, ob es ab 11 Uhr wirklich wieder normal läuft“, sagt ein Passant, der nach Nürnberg fahren möchte. Eine gewisse Skepsis ist zu spüren, aber vom typischen Bahnhofsgehetze oder von wütenden Passagieren, die Züge verpasst haben oder Angst um ihren Anschluss haben, ist nichts zu sehen.

Es wird 11 Uhr und die ersten Züge treffen ein. Alles scheint wie immer. Die Züge kommen mehr oder weniger pünktlich. Es gibt Platz genug für jeden. Ein Reisender, der mit mir in den Zug nach Aalen steigt, sagt: „Eigentlich ist das ja fast dramatisch. Da wollen die ein dickes Zeichen setzen, aber so wirklich scheint es niemanden zu stören.“ Insgesamt ist die Stimmung meinem Gefühl nach besser und vor allem entspannter als sonst an Bahnhöfen und in Zügen. „Alles gut. Wenn mir vorher gesagt wird, wann gestreikt wird und ich mich darauf einstellen kann, dann habe ich damit doch überhaupt kein Problem“, antwortet mir eine Frau, die von Stuttgart nach Waiblingen fährt, um eine Freundin zu besuchen.

Streik ja, Chaos nein. Völlig entspannt fahre ich nach Aalen, komme nach gut drei Stunden um 12.19 Uhr an und sehe keine einzige gestresst wirkende Person. Die Menschen scheinen gut auf den Streik vorbereitet gewesen zu sein. 

Mit einem großangelegten bundesweiten Warnstreik hat die Gewerkschaften EVG am Freitag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt.
Mit einem großangelegten bundesweiten Warnstreik hat die Gewerkschaften EVG am Freitag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt. © onw-images / Marius Bulling

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