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Ein Student von der Ostalb in Japan

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Von: Dagmar Oltersdorf

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Simon Hänle bei einem Ausflug zum Fujikawaguchiko. In seinem kleinen Studentenzimmer schläft er eigentlich nur - es gibt zu viel zu erleben in Japan.
Simon Hänle bei einem Ausflug zum Fujikawaguchiko. In seinem kleinen Studentenzimmer schläft er eigentlich nur - es gibt zu viel zu erleben in Japan. Foto: privat © Simon Hänle privat

Simon Hänle aus Abtsgmünd lebt in einem Studentenwohnheim in Yokohama. Wie er in einem winzigen Zimmer lebt und welchen Luxus er trotzdem hat.

Yokohama

Die Ostalb, sie lebt nicht nur auf der Ostalb, sondern gerne auch mal rund 9400 Kilometer entfernt. Beispielsweise nur einen Steinwurf entfernt vom japanischen Yokohama. Dorthin hat es den Studenten Simon Hänle aus Abtsgmünd nicht etwa verschlagen - es hat ihn dorthin gezogen. Eigentlich studiert der 24-Jährige in Furtwangen im Schwarzwald Medienkonzeption. Doch weil sich dabei für ihn auch die Gelegenheit bot, ein Auslandssemester zu machen, dachte er nicht lange nach. „Zur Auswahl standen Südkorea und Japan. Japan hat dann zum Glück funktioniert“, sagt Simon Hänle.

Seit September studiert und lebt er in Japan. Wobei leben wohl Priorität hat, wie er selbst sagt. „Es ist supercool. Es gibt hier einfach so viel zu machen, weil man schnell in Tokio ist“, gerät er beim Video-Anruf schnell ins Schwärmen. Ob nun die Hauptstadt oder das Riesenrad auf dem Rummelplatz um die Ecke - Startpunkt ist Hänles Zimmer im Studentenwohnheim im Teilort Kuritaya. Dort wohnt er auf knapp sieben Quadratmetern. Viel Persönliches von zuhause hat der Student nicht mitgenommen, was demnach gut ist. „Meinen Laptop, mein Mikrofon zum Musikmachen und meine Klamotten. Das war's“, sagt er.

Toiletten de luxe

Hänles Zimmer ist karg. Ein Bett, zwei Meter lang, so dass der 1,90 große Ostälbler auch ausgestreckt darin schlafen kann, darunter zwei Schubladen für die Kleider, ein Schreibtisch in winzigen Maßen, viel mehr passt nicht rein . „Aber ich schlafe hier ohnehin eigentlich nur“, sagt er. Denn viel lieber erkundet er die Welt außerhalb seines Zimmers im Wohnheim. Rund 150 Studenten und Studentinnen aus aller Welt leben dort. Feiern, kochen, reden miteinander - alles natürlich auf Englisch. Japanisch zu lernen ist nicht so einfach, erklärt Simon Hänle.

Origami und Gacha gehören dazu

Über den Flur ist das Badezimmer, ein paar Duschen und die Toiletten. „Die sind beheizt und alle mit Bidetfunktion“, grinst der Student. Es gibt eine größere und eine kleine Küche. Fast jeden Tag koche er in der kleineren Küche, weil es da sauberer sei. Was aber in Japan eigentlich teuerer sei als außerhalb zu essen. Zudem nutzt Hänle lieber die Lernräume, statt seinen Mini-Schreibtisch. Von denen gebe es mehrere, dazu einen großen Aufenthaltsraum, einen schalldichten Musikraum und jede Menge Aufenthalts-Pods, an denen man eigentlich immer jemanden treffe. „Ich habe einen direkt hier vor der Tür“, sagt der 24-Jährige. Chillen, Kartenspielen, zusammen eine Serie gucken - all das mache man an den Pods. „Ich habe mich hier superschnell eingelebt“, so Hänle. Und brauche er mal Zeit für sich, falte er neuerdings auch Origami nach Youtube-Videos. „Da habe ich mir einen Block gekauft für einen Euro. Das lernen die Kinder hier schon in der Grundschule“, erzählt er. Damit nicht genug. Pokémon war gestern - wie ein Japaner sammelt Simon Hänle bereits kleine Gacha-Figuren, die es überall im Automaten gibt. Sie sind so winzig, dass sie auch im kleinsten Zimmer Platz finden.

Ruhe brauche er eigentlich sehr selten, fügt Hänle an. Gesellschaft ist ihm lieber. „Ich habe im Schwarzwald ein riesiges Zimmer mit eigenem Bad. Aber auch da kann man immer mit jemandem abhängen“, erzählt er. Oder spontan gemeinsam etwas kochen. „Das ist hier noch viel extremer.“ Und lehrreich. „Was man in einem Wohnheim lernen kann, in dem man auch Räumlichkeiten miteinander teilt, ist, dass man aufeinander achtgibt. Und dass man die Sachen so zurücklässt, wie man sie aufgefunden hat. Also auch sauber.“

Training für den Ernstfall

Zum Leben in Japan gehören Erdbeben. „Ich spüre alle zwei Tage mindestens ein Erdbeben“, erzählt der 24-Jährige. Einmal sei er sogar von seiner Warn-App unsanft aus dem Schlaf gerissen worden. Damit er auch weiß, wie man sich im Ernstfall richtig verhält, hatte er bereits ein Gefahrentraining. „Da standen wir dann auch auf einer Plattform, auf der Stufe 7 simuliert wurde. Das war schon gruselig“, erzählt er. Direkt vor seinem Fenster gebe es für den Fall der Fälle auch eine Fluchttreppe nach unten. „Viele, die hier leben, haben sehr großen Angst vor Erdbeben“, sagt Hänle.

Heimweh hat er noch keines. Nur eines vermisst er. „Ich dachte, Japan wäre ein gute Teeland. Aber sie haben keinen Matetee.“ Das vermisse er sei. Fast süchtig sei er nach ungesüßtem Mate-Tee gewesen. „Jetzt bin ich abhängig von Grüntee.“

Aufenthaltspod. Einen gibts direkt vor der Tür.
Aufenthaltspod. Einen gibts direkt vor der Tür. © privat
Simon Hänle wohnt in einem Studentenwohnheim im japanischen Yokohama.
Simon Hänle wohnt in einem Studentenwohnheim im japanischen Yokohama. © privat/Hänle
Simon Hänle wohnt in einem Studentenwohnheim im japanischen Yokohama.
Simon Hänle wohnt in einem Studentenwohnheim im japanischen Yokohama. © privat/Hänle
Simon Hänle wohnt in einem Studentenwohnheim im japanischen Yokohama.
Simon Hänle wohnt in einem Studentenwohnheim im japanischen Yokohama. © privat/Hänle
Simon Hänle wohnt in einem Studentenwohnheim im japanischen Yokohama.
Simon Hänle wohnt in einem Studentenwohnheim im japanischen Yokohama. © privat/Hänle
Simon Hänles Zimmer. Platz für Persönliches gibt's kaum.
Simon Hänles Zimmer. Platz für Persönliches gibt's kaum. © dot

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