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Gesucht: Pflegekräfte aus dem Ausland

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Von: Martin Simon

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Das Foto entstand bei der Gründung des "Ostalbkreis-Bundnisses" vor wenigen Tagen im landratsamt Aalen.
Das Foto entstand bei der Gründung des "Ostalbkreis-Bundnisses" vor wenigen Tagen im landratsamt Aalen. © privat

Mit dem neu gegründeten „Ostalbkreis-Bündnis“ will der Landkreis Pflegekräfte im Ausland rekrutieren und diese dauerhaft für ein Berufsleben auf der Ostalb gewinnen.

Aalen

Der Kreis-Sozialausschuss hat am Dienstagabend einstimmig eine 50-Prozent-Personalstelle zur Koordination des „Ostalbkreis-Bündnisses“ gebilligt. Ziel ist, Pflegekräfte aus dem Ausland auf die Ostalb zu lotsen.

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko der Pflegebedürftigkeit und somit auch die Zahl der Pflegebedürftigen. Damit wächst die Nachfrage nach professioneller Pflege im Alltag. Auch auf der Ostalb ist qualifiziertes Pflegepersonal knapp. Um dem zu begegnen, setzt der Landkreis neben Ausbildung und Rekrutierung im Inland nun auch auf die Zuwanderung ausländischer Pflegekräfte. Diese soll das „Ostalbkreis-Bündnis“ locken. Mehr noch: Ausländische Fachkräfte sollen integriert, unterstützt und langfristig gehalten werden.

Die Gründung: Zwei Infoveranstaltungen zum Thema im Oktober und Dezember 2022 ergaben Konsens zur Gründung des „Ostalbkreis-Bündnisses“. Vollzogen wurde diese am 17. Februar 2023 und am Dienstag im Ausschuss nun im Nachhinein gebilligt.

Die Akteure: Das „Ostalbkreis-Bündnis“ zählt 43 beschließende und beratende Mitglieder. Akteure sind Landratsamt, Altenhilfeträger sowie die Kliniken Ostalb. Beratende Mitglieder sind die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit, die Agentur für Arbeit Aalen, die Pflegeschulen im Kreis, die Europäische Ausbildungs- und Transferakademie (EATA) und das Welcome Center Ost-Württemberg.

Ziele des Bündnisses: Das „Ostalbkreis-Bündnis“ soll dem Austausch, der trägerübergreifenden Vernetzung, der Bündelung von Kompetenzen sowie der Lobbyarbeit dienen. Die Partner sollen gegenseitig von Erfahrungen profitieren und gemeinsam Lösungswege erarbeiten. Das Bündnis fugiert zudem als Schnittstelle zu Sozial- und Kultus- und Justizministerium.

Koordinationsaufgabe: Das Landratsamt koordiniert das Bündnis. Es ermittelt Angebotslücken und wird beim Aufbau von Angeboten zu Themen wie Sprachkurse, Wohnraum, Mobilität aktiv. Hierfür werden jeweils Projektgruppen gebildet. Außerdem wird das Landratsamt Kontaktstelle für die Bündnispartner sowie die ausländischen Pflegekräfte und unterstützt bei Herausforderungen sowie dem Integrationsprozess.

Erste Maßnahmen: Geplant sind jährlich zwei Netzwerktreffen zum Austausch der Bündnispartner sowie weitere zwei Treffen mit allen Integrationsbeauftragten und Praxisanleitenden der Bündnispartner. Gemeinsam mit den Partnern organisiert das Landratsamt vierteljährlich Angebote an Freizeitaktivitäten oder Seminaren für ausländische Fachkräfte. Diese sollen in Kooperation mit Kommunen sowie örtlichen Vereinen abgehalten werden. So soll eine Willkommenskultur etabliert werden.

Kosten: Für die Koordinationsaufgabe ist eine 50-Prozent-Stelle bei der Kreisverwaltung vorgesehen. Der Kreis rechnet jährlich mit Bruttopersonalkosten von 37.500 Euro und weiteren 12.300 Euro für Sachkosten. Der Gesamtaufwand liegt somit bei rund 50.000 Euro jährlich. Die Bündnispartner beteiligen sich an den Kosten. Träger mit bis zu zwei Häusern oder bis zu zwei Niederlassungen im Kreis beteiligen sich jährlich mit 1.000 Euro, Träger mit mehr als zwei Häusern oder Niederlassungen mit 2000 Euro. Für beratende Mitglieder fallen keine Kosten an. Aktuell rechnet die Kreisverwaltung mit einer finanziellen Beteiligung der Bündnispartner von 29.000 Euro. Bleiben rund 21.000 Euro für den Ostalbkreis.

Projektlaufzeit: Die Laufzeit der Kooperation ist auf fünf Jahre befristet und verlängert sich anschließend jeweils um ein Jahr.

Fraktionen loben die Initiative

Bis auf die AfD lobten alle Fraktionen die Initiative. Dr. Peter Högerle (CDU) beispielsweise sagte: „Legale Migration ist ein guter Weg, der Misere zu begegnen“. Wichtig sei, dass die Menschen, die kämen, nicht mit der deutschen Bürokratie alleingelassen würden. Auch Illegale, die bereit wären, sich als Pflegekräfte ausbilden zu lassen, müsse man hier beachten.

Herbert Hieber (SPD) bat darum, bei der Personalrekrutierung auch an Menschen zu denken, die in der LEA untergekommen sind. Insgesamt sollten hier auch Flüchtlinge in den Blick genommen werden.

Ute Schlipf (Grüne) sagte, der Kreis müsse darauf achten, woher und wie die Pflegekräfte herkämen, „denn alle haben einen persönlichen Hintergrund“. Sie kenne Fälle, in denen ausländische Pflegekräfte mehrere Tausend Euro hohe Kredite zu Konditionen bis zu 30 Prozent Zinsen an Haie zurückzahlen müssten, die ihnen die Jobs hier vermittelt hätten. Menschen, die kämen, müssten in allen Bereichen des Lebens unterstützt werden.

Landrat Dr. Joachim Bläse beruhigte. Durch die Zusammenarbeit mit der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit sei der Kreis hier abgesichert. Die Agentur fördere und filtere potenzielle Zuwanderer aus ihren seriösen Netzwerken.

Pflege
Pflege © Oliver Giers

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