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Hausärzte händeringend gesucht

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Von: Martin Simon

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Hausärztinnen und Hausärzte sind Mangelware auf der Ostalb. Der Kreis hat viele Ideen angestoßen, um die ambulante Versorgung flächendeckend zu sichern.
Hausärztinnen und Hausärzte sind Mangelware auf der Ostalb. Der Kreis hat viele Ideen angestoßen, um die ambulante Versorgung flächendeckend zu sichern. © BillionPhotos.com - stock.adobe.com

Im Kreis-Gesundheitsausschuss gab es einen Zwischenbericht über die Bestrebungen der Landkreisverwaltung, die ambulante medizinische Versorgung zu verbessern.

Aalen

Der Ostalbkreis will die hausärztliche Versorgung flächendeckend sicherstellen. Kreisverwaltung, Ärzteschaften, Kommunen und die Kliniken arbeiten hier zusammen. Die Wiederbesetzung von Praxen wird immer schwieriger. Insgesamt gibt es im Ostalbkreis 30,5 unbesetzte Hausarztsitze (Stand Oktober 2022). Zudem sind 40 Prozent der Hausärztinnen und -ärzte über 60 Jahre alt. In verschiedenen Arbeitsgruppen wird am Thema gearbeitet. Im Gesundheitsausschuss gab Diana Kiemel, die im Landratsamt den Prozess begleitet, nun einen Zwischenbericht.

Arbeitsgruppe 1 - Nachwuchsförderung und -gewinnung: Um junge Leute für ein Medizinstudium zu begeistern, wurde eine zentrale Stelle zur Organisation von Schülerpraktika an den Kliniken Ostalb eingerichtet. Es wurden Arztpraxen gewonnen, die Schülerpraktika anbieten. Studienbotschafter informieren inzwischen an Schulen über das Medizinstudium. Vertreter von Ärzteschaften, Kliniken und Landratsamt zeigen Präsenz bei Ausbildungs- und Studienmessen. Seit dem Wintersemester 2022/2023 läuft an der Hochschule Aalen der Bachelorstudiengang „PhysicianAssistant mit aktuell 22 Studierenden. Niedergelassene Ärzte können diese für ein Praktikum aufnehmen.Über das Stipendienprogramm für Medizinstudierende werden aktuell zwei Stipendiaten mit 500 Euro monatlich gefördert. Diese verpflichteten sich, ihre Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin im Kreis zu absolvieren und danach für mindestens zwei Jahre hausärztlich hier tätig zu sein. Das Programm wird an den Universitäten beworben. Weitere Strategien sollen definiert werden. Dazu soll unter anderem die Kooperation mit dem Institut für Allgemeinmedizin der Universität Ulm auch im Bereich der Famulatur ausgeweitet werden.

Arbeitsgruppe 2 - Ambulante hausärztliche Versorgung: Auf Initiative von Landkreis und Ärzteschaft Aalen wurde am 13. Januar 2023 die Genossenschaft VirnMed eG zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung im Raum Ellwangen/Virngrund gegründet. Mitglieder sind drei Ärzte, sowie die zehn Gemeinden dort und Bühlertann und Bühlerzell aus dem Landkreis Schwäbisch Hall. Vorstände sind Bürgermeister Tobias Schneider und der Ellwanger Hausarzt Dr. Karl Feile, Prokurist/Geschäftsführer der Genossenschaft ist Josef Bühler. Ziel ist der Erhalt einer dezentralen und wohnortnahen hausärztlichen Versorgung durch die Übernahme von Praxen, die sonst geschlossen würden, sowie durch die Schaffung attraktiver Arbeitsplätze in den genossenschaftlichen MVZ.

Im Schwäbischen Wald wurde im Mai 2022 die hausärztliche Genossenschaft „MEDWALD eG“ gegründet. Mitglieder sind alle zwölf Gemeinden aus dem Planungsbereich sowie acht Ärztinnen und Ärzte. Vorstände der Genossenschaft sind Abtsgmünds Bürgermeister Armin Kiemel und der Durlanger Hausarzt Dr. Heiner Steinat, Geschäftsführer ist Dr. Martin Felger (Diomedes). Die MEDWALD eG übernimmt zum 1. April 2023 die Praxis von Dr. Heiner Steinat in Durlangen und gründet somit ihr erstes genossenschaftliches MVZ. Über die Schaffung weiterer Praxisstandorte entscheidet die Generalversammlung.

Am 12. Oktober 2022 gab es eine Teilraumkonferenz für den Raum Bopfingen/Härtsfeld mit Bürgermeisterinnen, Bürgermeistern sowie den Haus- und Fachärztinnen und -ärzten dort. Im März 2023 ist eine weitere Konferenz geplant. Hier soll das Vorgehen konkretisiert werden.

In den Planungsbereichen Aalen und Gmünd sind 2023 erneut Teilraumkonferenzen zum Austausch zwischen Ärzteschaft und Kommunalpolitik vorgesehen. Ziel ist ein kontinuierliches Versorgungsmonitoring und die Diskussion von Handlungsmöglichkeiten.

Aalens Gemeinderat hat im November 2022 ein Aktionsprogramm zur Förderung der hausärztlichen Versorgung beschlossen. In den aktuellen Fördergebieten Welland und Wasseralfingen/Hofen können nun Vorhaben von Hausärztinnen und -ärzten mit bis zu 30.000 Euro gefördert werden.

Arbeitsgruppe 3: Förderprojekt Primärversorgung: Im Juni 2022 erhielt der Ostalbkreis die Landes-Förderzusage für das Projekt „Primärversorgung im Ostalbkreis - Einführung von Case Management und Community HealthNursing im Primärversorgungsnetzwerk Schwäbischer Wald“. Es hat eine Laufzeit vom 1. Juli 2022 bis 31. Mai 2024 und eine Fördersumme von insgesamt 194.860 Euro (inklusive Eigenmittel in Höhe von 19.486 Euro). Dieser dezentrale und sektorenübergreifende Zusammenschluss von Gesundheitsakteuren soll eine Versorgung „aus einer Hand“ ermöglichen. Zielgruppe sind chronisch kranke und multimorbide Personen. Das Projekt soll von einer regionalen Hochschule wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden.

Ende September 2022 unterzeichneten bei der Gründungsveranstaltung des „Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald“ die Mitglieder eine Kooperationsvereinbarung. Mit im Boot sind unter anderen die MEDWALD eG, Hausärztinnen und -ärzte, die Kliniken Ostalb, Sozialstationen und ambulante Pflegedienste, der Pflegestützpunkt Ostalbkreis, eine Ernährungsberaterin, eine Physiotherapeutin sowie zwei Sanitätshäuser. Bei regelmäßigen Netzwerktreffen wird nun erarbeitet, wie die Zusammenarbeit verbessert werden kann. Die Nutzung einer digitalen Kommunikationsplattform sowie interdisziplinärer Fallkonferenzen stehen dabei im Fokus.

Seit November 2022 sind die zwei „Patientenlotsinnen“ Katharina Krätschmer und Sabrina Beißwenger mit jeweils 20 Stunden pro Woche im Gesundheitsnetz Schwäbischer Wald tätig. Die beiden Gesundheits- und Krankenpflegerinnen steuern im Sinne des „Case Managements“ den Prozess von Personen mit komplexen Versorgungsbedarfen. Sie sind nicht medizinisch am Patienten tätig, sondern kümmern sich um organisatorische Aufgaben. 2023 soll im Gesundheitsnetz zusätzlich eine Community Health Nurse („Gemeindeschwester/-pfleger“) tätig werden. Sie soll vor allem die Hausärztinnen und -ärzte im Schwäbischen Wald unterstützen, indem sie sich um die medizinische Grundversorgung von Patienten kümmert. Sie wird Hausbesuche vornehmen, Kontrolluntersuchungen und Routinebehandlungen erledigen sowie bei der Therapie von Bagatellerkrankungen unterstützen. Außerdem wird sie zu den Themen Gesundheitsförderung und Prävention beraten und bei der Medikamenteneinnahme unterstützen.

Arbeitsgruppe 4: Ambulante fachärztliche Versorgung: Um strukturierte Kommunikationswege aufzubauen, wurden für jede Facharztgruppe Ansprechpartner benannt. Mit diesen soll es nun regelmäßig Fachgruppentreffen geben, um die Versorgungssituation im fachärztlichen Bereich im Auge zu behalten und bei Bedarf Maßnahmen zur Sicherstellung der Versorgung einzuleiten.

Homepage: Anfang 2023 wurde eine Homepage zur medizinischen Versorgung veröffentlicht. Unter: www.mediportal-ostalbkreis.de gibt es Info über die Maßnahmen und Projekte und eine Stellenbörse. 

Dialog mit Politik: Am 21. Dezember 2022 haben Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis mit Vertreterinnen und Vertretern der Ärzteschaften, der Kassenärztlichen Vereinigung, der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg und der Kommunen über Möglichkeiten zur Verbesserung der medizinischen Versorgung diskutiert. Der Austausch soll in dieser Runde wiederholt werden.

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