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Internationales Guggenmusiktreffen: schiefe Töne ausdrücklich erwünscht

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Von: Bea Wiese

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Guggenmusik Ostalb
Guggenmusik Ostalb © Archi opo tom

An diesem Wochenende ist das Großereignis wieder in Schwäbisch Gmünd. Warum Wolfgang Pösselt eine besondere Beziehung zu dem Großereignis hat.

Schwäbisch Gmünd

Wolfgang Pösselt liebt Fasnacht. Und er liebt die schrägen Töne. Zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Franz Stich hat er 1984 die Tradition des Internationalen Guggentreffens in Schwäbisch Gmünd ins Leben gerufen. Zum 38. Mal gibt es an diesem Wochenende in der Stauferstadt tüchtig was auf die Ohren: Beim Internationalen Treffen kommen Guggengruppen aus Süddeutschland sowie aus Liechtenstein, Österreich und aus der Schweiz zusammen.

Das Virus Guggenmusik: Wolfgang Pösselt infizierte sich damit Anfang der 70er Jahre in Basel, als er dort Grafik/Design an der Kunsthochschule studierte. Pösselt hatte in seiner Heimat, auf der Ostalb, Schlagzeug gelernt, spielte Jazz und Skiffle. Die besondere Spielart der Basler Trommler war für ihn fremd und faszinierend zugleich. Er schaffte schließlich den Sprung in die Guggenmusikgruppe „Sumpf“, spielte, entwarf Kostüme und Gesichtsmasken, die sogenannten Larven. Nach seiner Rückkehr auf die Ostalb tat er sich 1978 mit einigen Aalener Eisstockschützen und Mitgliedern des Jazzclubs Heidenheim zusammen, um eine „neue Narrenmusik“ auf der Ostalb zu praktizieren. Die „Oschtalb Ruassgugga“ waren geboren.

Die Guggenmusikinstrumente: Früher „Marke Eigenbau“. Ofenrohr, Öltrichter, Gartenschlauch, Blechbüchse, mitunter sogar ein Bierfass – der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt. „Wir sind damals auch in Musikgeschäfte oder zu Musikvereinen gegangen und haben nach ausrangierten Instrumenten gefragt“, erinnert sich der 74-Jährige. Eine alte Posaune und eine Trompete zusammengelötet – fertig war das Guggeninstrument. Pösselt: „Heutzutage sieht man in den Guggengruppen fast nur noch professionelle Instrumente.“

Masken und Kostüme: Ausgesprochen fantasievoll. Von altersher zog man verkleidet umher, um böse Geister zu vertreiben. Heutzutage sind die Kostüme oft Reifröcke oder Fräcke, aus Samt, Seide, Spitze. Oftmals werden sie alle zwei Jahre erneuert, jeweils einem anderen Motto folgend. Wolfgang Pösselt: „Typisch schweizerisch sind die aufwendigen Maskierungen, die großen Köpfe.“ Gerade diese Vielfalt habe man in Gmünd zeigen wollen, als man das Internationale Guggentreffen ins Leben rief. Viele Guggengruppen sind heutzutage aufwendig und professionell geschminkt.

Der Guggensound: Ein akustisches Erlebnis von Blech und Schlagwerk. Dissonanzen sind ausdrücklich erwünscht. Pösselt: „Es muss schräg klingen, und das tut es nicht, wenn die Musiker schräg spielen, aber nach Noten. Ideal ist, wenn zwei Drittel der Musiker nach Gehör spielen und ein Drittel die Melodie führt.“ Der Sound der Baseler Fasnacht wird geprägt durch die Trommler. Von Militärmusik bis Samba - in der Schweiz habe bis heute jede Stammregion der Guggen einen eigenen Sound, sagt Pösselt. Die Unterschiede sind auch an diesem Wochenende in Schwäbisch Gmünd zu hören. Zwar werden es keine 3000 Teilnehmenden sein, wie beim Weltrekord 1994, aber auch 800 Guggenmusikerinnen und -musiker sind ein Erlebnis für sich.

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Glosse von Bea Wiese: Fällt das keinem auf außer mir? 

Programm am Samstag und Sonntag: alle Infos auf einen Blick

Internationales Guggentreffen an diesem Wochenende, 11./12. Februar in Schwäbisch Gmünd, jeweils ab 11 Uhr.

20 Guggenkapellen mit rund 800 Musikerinnen und Musikern nehmen teil: Bielbachfäger( Ruswil, Schweiz), Bloos Arsch (Peterzell), D'Maximale und Ohräquäler (Rheinfelden), Freiw. Guggenmusik Überdruck (Wetzgau), Gmendr Gassafetza (Schwäbisch Gmünd), KanniBâle und Schänzli-Fäger, (Basel/Schweiz), Nuilermer Schlierbachfetzer (Neuler), , Oschtalb Ruassgugga (Aalen), Plunderhüüsler Schaan (Fürstentum Liechtenstein), Röraheizär (Rorschach/Schweiz), Schneggahüsler (Frastanz/Österreich), Undersibbersi (Leipferdingen), Vinophoniker (Biel-Bienne/Schweiz), Waldstetter Lachabatscher (Waldstetten), Weihere Schränzer (Riedholz/Schweiz), Weißahoarer Giggalesbronzer (Weißenhorn), Ziegelhöttler (Herisau/Schweiz), Los Krawallos (Schwäbisch Gmünd).

Samstag: Um 11 Uhr startet der Umzug mit dem Narrenbaum am Bockstorplatz. Alle Kinder sind eingeladen, zusammen mit zwei Guggenmusikkapellen den Narrenbaum zum Marktplatz zu geleiten, der dann von der Maskengruppe „Rudos“ unter Mithilfe der Wetzgauer Feuerwehr aufgerichtet wird. Um 12.15 Uhr ist der offizielle Empfang der Stadt Schwäbisch Gmünd auf der Bühne vor dem Marienbrunnen am Oberen Marktplatz. Guggenmusikkapellen spielen auch auf der Bühne auf dem Johannisplatz und im Bereich des Gerberplatzes in der Ledergasse. „Monterkonzerte“ gibt es ab 18 Uhr auf dem Oberen Marktplatz, dem Johannisplatz und in der Ledergasse am Gerberplatz. 

Sonntag: Ab 11 Uhr ist Guggenmusikfrühschoppen in der Sporthalle in der Katharinenstraße, der erfahrungsgemäß bis in den späten Nachmittag andauert. Die Besucherinnen und Besucher dürfen als Jury die Kapelle mit dem besten Sound, dem schönsten Kostüm und den größten Stimmungsmacher wählen. Zu gewinnen gibt es drei, von der Gmünder Keramikkünstlerin Christine Petraschke gestaltete Guggengastgeschenke in limitierter Auflage.

Wolfgang Pösselt
Wolfgang Pösselt © bw

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