Mehr Märzenbecher geht nicht

Im März lohnt sich eine Wanderung durchs Eselsburger Tal ganz besonders. Dort ist zurzeit Hochsaison bei den seltenen Frühblühern.
Herbrechtingen
Es gilt als schönster Flussabschnitt der Brenz: das Naturschutzgebiet Eselsburger Tal. Da ist die Talaue der Brenz, da sind die Wälder an den Hängen, die Wacholderheiden, die Felsen: ein Naturschutzgebiet, in dem es mehr als 640 Pflanzenarten geben soll, in dem 80 Vogelarten brüten. Und der Biber schafft. Das Eselsburger Tal ist Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Jetzt, im März, ist dieses Tal ganz besonders lohnendes Ziel. Denn jetzt blühen dort die Märzenbecher. Der Boden hat noch die Feuchtigkeit des Winters, doch die Sonne wärmt ihn. Die weißen Blüten locken Insekten – und Wanderer. Nach Angaben der Stadt Herbrechtingen wird das Blütenmeer der Märzenbecher dort auf 250 00 Exemplare geschätzt – ein Zehntel des Bestandes im Land.
Anfahrt und Start: Das lohnt sich, das schauen wir uns an. Wir fahren von Heidenheim her kommend über Bolheim nach Anhausen, parken dort in der Riedmühle, etwas östlich von Anhausen. In der Märzenbecher-Hochsaison – also jetzt – empfiehlt es sich, nicht zu spät zu starten, zumal die Wanderung, die wir vorhaben, gut dreieinhalb Stunden dauert – mit Gucken. Und vespern will man ja auch ‘was ...
Wacholderheiden und Felsen: Also verlieren wir keine Zeit und machen uns auf den Weg, die Brenz rechter Hand, die dort gemächlich durchs Tal fließt und entlang der Wacholderheiden. Wer will, kann auf Hinweistafeln etwas erfahren darüber, wie wichtig Schafe für den Erhalt der Wacholderheiden sind und darüber, welche Regeln beim Klettern an Felsen gelten.
Die Märzenbecher: Wir müssen aber aufpassen. Sonst verpassen wir die Abzweigung zu unserem Ziel: den Hängen mit den Märzenbechern. Und dazu müssen wir über die Brenz in Richtung Bindsteinmühle, lassen das Gehöft aber rechts liegen und gehen auf einem schmalen Weg entlang der Rems – bis wir gleich auf dem Wanderweg in Richtung Falkenstein sind. Dort sind sie schon: auf dem Weg zwischen Mühle und Falkenstein, entlang der jetzt mäandernden Brenz: ein weißes Blütenmeer zwischen den Bäumen, den ganzen sanft ansteigenden Hang hinauf. Beeindruckend, diese große Zahl – als habe es dort punktuell geschneit. Wir machen Bild um Bild – am besten gelingen die, wenn wir auf die Knie gehen, fast im Liegen fotografieren – erster Höhepunkt der Tour.
Der zweite gleich im Anschluss: Wir biegen rechts hoch zur Burg Falkenstein, rund 700 Meter und etwa 200 Höhenmeter – und wir sind oben auf der altehrwürdigen Burg, die bereits im Jahre 1160 urkundlich erwähnt wurde. Heute werden dort Schweine gezüchtet. Der Burg etwas vorgelagert ist ein Aussichtspunkt, von dem aus man einen super Blick hat in alle Richtungen. Schön ist von dort zu sehen, wie sich die Brenz durchs Tal windet.
Die Spitzbubenhöhle: Weiter geht's auf dem Höhenweg in nordwestlicher Richtung, dann an einem Parkplatz vorbei und scharf links eine Talsenke hinunter – durch ein Felsenmeer mit wieder tausenden Märzenbechern und vorbei an der Spitzbubenhöhle – kann man schon kurz anschauen, wenn man eh schon da ist.
Der Einkehrschwung: Wir nähern uns dem Ort Eselsburg. Dort gibt's eine nette Wirtschaft, die "Talschenke", wo man eine Rast einlegen kann. Oder weiterziehen zu einem Infohäuschen, an dem beschrieben wird, wie die Brenz in den vergangenen Jahren renaturiert wurde - und welche Rolle der Biber dort spielt. Wieder wechseln wir auf die andere Seite der Brenz, marschieren, den Fluss an der rechten Seite, weiter, bis wir schon fast in Herbrechtingen sind. Dort biegen wir nach links ab über eine Wacholderheide in Richtung Parkplatz Riedmühle, bis zu dem es noch 2,4 Kilometer sind. Auf der Anhöhe dort gibt's noch ein paar schöne Aussichtspunkte.
Das Eselsburger Tal wurde 1983 zum Naturschutzgebiet erklärt und ist 318 Hektar groß – das entspricht in etwa der Fläche von knapp 450 Fußballfeldern.



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Dieser Artikel erschien am 22. März 2019