1. Startseite
  2. Ostalb
  3. Ostalbkreis

Neue Tickets fegen Ostalb-Tarife weg

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Martin Simon

Kommentare

ZOB Aalen
ZOB Aalen © Oliver Giers

Deutschlandticket und Jugendticket BW verändern vor allem die Schülerbeförderung für den Ostalbkreis. Die Verwaltung ist mit Hochdruck daran, die Ostalb-Abos umzustellen.

Aalen. Zeitenwende im Ostalbkreis-ÖPNV: Zum 1. Mai geht das Deutschlandticket zum Monatspreis von 49 Euro an den Start. Es berechtigt jeden deutschlandweit zur ÖPNV-Nutzung. Bereits zum 1. März startet das Jugendticket BW. Damit können junge Leute bis 26 Jahre für 365 Euro ein Jahr lang alle Busse und Nahverkehrszüge im „Ländle“ nutzen. Beide Angebote werfen die Tarifstrukturen im Kreis über den Haufen. Das hat Dezernent Thomas Wagenblast im Ausschuss für Umweltschutz und Kreisentwicklung klar gemacht.

Der Ostalbkreis verliert seine Gestaltungshoheit über Tarifentwicklung und Refinanzierungsoptionen. Zeitkarten machen auf der Ostalb einen Großteil der Fahrgeldeinnahmen aus. Fast 70 Prozent aller Zeitkarteninhaber wollen auf das Deutschlandticket umsteigen. Damit werden die Genehmigungsbehörden quasi „entmachtet“, sagt Wagenblast, denn bislang haben sie die Tarife genehmigt. Bei den neuen Tickets nun wird der Tarif vorgegeben. „Ein Systembruch“, findet Wagenblast.

Problematisch sei, so Wagenblast, dass für das Deutschlandticket drei Milliarden Euro pro Jahr gedeckelt und nur bis 2025 gesichert seien. Indes brauchten die Landkreise mehr Geld für die Bestandsverkehre, denn mehr Busse im ländlichen Raum bringe das Deutschlandticket nicht. Baden-Württemberg erhält 176,2 Millionen Euro pro Jahr. „Deren Verteilung wird spannend, auch bei uns, aber wir machen das Beste daraus“, sagt Wagenblast.

Das Jugendticket ist sehr gefragt

Am 1. März startet das Jugendticket BW. Es kostet 365 Euro im Jahr und gilt für alle bis maximal 26 Jahre. Es wird das „Ostalb-Abo“ für Vollzeitschülerinnen und -schüler, Schulwegsicherheitskarten, Azubi-Abos und teils auch Semestertickets ersetzen. Der Vertrieb laufe auf Hochtouren, sagt Wagenblast. Aktuell lägen von 19.000 Ostalb-Abos 16.000 Bestellungen für Jugendtickets vor. Der Rest muss bis Ende Februar umgestellt sein. In der Verwaltung liege der Fokus daher gerade auf dem „Ticketing“ und der Bewältigung der Umstellung von OstalbMobil.

Beschwerden gibt es dennoch

Die Änderung der Satzung über die Schülerbeförderungskosten (SBKS) habe Beschwerden ausgelöst, sagt Wagenblast.

Kinder und Jugendliche mit Bedarf auf Sonderbeförderung zahlen weiterhin den Regel-Eigenanteil von 460 Euro pro Jahr. Da es sich hier um eine aufwendig organisierte und speziell auf die räumlichen und zeitlichen Bedürfnisse der Kinder zugeschnittene Wohnort-/Zielortbeförderung handele, wurde der Eigenanteil beibehalten. Betroffene können sich aber auch ein „Jugendticket BW“ für 365 Euro kaufen oder dieses für die 460 Euro zusätzlich erhalten. Schülerinnen und Schüler der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren der Klassen 1 bis 4 erhalten das Jugendticket zum halben Abgabepreis. Zwei Beschwerden habe es gegeben - nicht viel, bei rund 600 Fahrschülern, meint Wagenblast.

Grundschüler: Kritik gebe es an der Änderung für 1400 Grundschüler mit Ostalb-Abo und rund 100 Kinder mit Schulwegkarte. Die fuhren bislang gratis. Sie sollen künftig, wie alle anderen Grundschüler, das Jugendticket zum Preis von 16,60 Euro monatlich für elf Monate kaufen können. Als einer der wenigen Kreise hatte der Ostalbkreis Grundschüler bislang gratis chauffiert. „Etwa zwei Dutzend“ Beschwerden bei einer Gesamtzahl von 2800 Fahrschülern konstatiert Wagenblast hier.

Einen anderen Eindruck hat Christoph Konle (CDU). Rainaus Bürgermeister sieht sich mit verärgerten Eltern konfrontiert und bat darum, die Änderung hier zu überdenken. Landrat Dr. Joachim Bläse verteidigte die Maßnahme. Für 16,60 Euro im Monat mit Bahn und Bus durch ganz Baden-Württemberg zu fahren, sei eine feine Sache. Konle blieb hart. Resultat: Die CDU-Fraktion wird sich intern erneut mit dem Thema befassen und sich in der nächsten Kreistagssitzung im März äußern.

Schulwegsicherheitskarte: Aktuell sind mehr als 90 Prozent der Schulwegsicherheitskarten auf das Jugendticket transferiert. Eine „einstellige Anzahl Beschwerden“ bei 400 Fahrschülern registriert Wagenblast über den Wegfall der Karten. Schülerinnen und Schüler in den Räumen Lorch und Ellwangen müssen hier 33,20 Euro pro Monat statt bisher 28 Euro bezahlen. In Aalen sind es 15 Euro Mehrkosten pro Jahr, hier habe es keine Beschwerden gegeben.

Schulzeitenstaffelung in Gmünd

Eine weitere Herausforderung für den ÖPNV: Busse, Busfahrerinnen und Busfahrer fehlen. „Zum Schulbeginn ist alles unterwegs, was Busräder hat. Danach haben Fahrerinnen und Fahrer oft stundenlang Zwangspause. Das ist frustrierend und unwirtschaftlich“, so Wagenblast.

In Gmünd soll ein Pilot nun Abhilfe schaffen. Im Konzept „Aufwertung Teilraum Gmünd“ soll erwirkt werden, dass die Schulen eine Schulzeitenstaffelung einführen. Manche sollen früher anfangen und aufhören, andere später. Hierzu wurden alle Schulen Ende November 2022 in der PH Gmünd informiert. Wagenblast und Landrat Dr. Joachim Bläse sind sich einig: „Die Schülerinnen und Schüler haben die Vorteile für sich erkannt und wollen, dass wir dies forcieren. Skeptisch sind eher die Schulleitungen“, sagte Bläse.

Der Austausch mit den unterschiedlichen Schulstandorten, wie dem Schulzentrum Strümpfelbach, den Innenstadtschulen Gmünd, den Schulen in Heubach und Waldstetten laufe weiter. Die Schulen sollen ihre Entscheidungen bis Ostern rückmelden. Danach will der Kreis die planerische Ausarbeitung von der „Nahverkehrsberatung Südwest“ erledigen lassen, informierte Wagenblast. Noch 2023 sollen Ergebnisse vorliegen und auch klar sein, was die Sache kostet. Zum Schuljahresbeginn 2024/2025 im August soll das Teilraumkonzept Schwäbisch Gmünd umgesetzt worden sein.

Land fördert On-demand-Busse auf der Ostalb

On-Demand-Verkehre bedeuten flexible Mobilität auf Nachfrage. Fahrgäste buchen per App oder telefonisch, werden an einem individuellen Startpunkt abgeholt und zu ihrem Ziel gebracht. Wer einen Rufbus nutzt, fährt allein oder anderen.

Der Ostalbkreis hat sich im Herbst 2022 um das „On-Demand-Förderprogramm“ des Landes bemüht. Aufwendig sei dies gewesen, aber lohnend, sagt Dezernent Thomas Wagenblast. Denn kurz vor Weihnachten habe der Kreis den Fördermittelbescheid erhalten. Die umfangreichen On-Demand-Ergänzungen im Raum Gmünd werden eingebettet in die „Teilraum-Überplanung“.

Vom Land gibt es hier 1,203 Millionen Euro bis 2026, der Ostalbkreises erbringt 2,4 Millionen Euro. In seinem Dezernat sei man nun unter „Ausgestaltungs- und Umsetzungsdruck“, denn der Förderzeitraum starte ab 1. August 2023. Schaffe man dies nicht, drohe eine anteilige Kürzung der Zuschüsse, so Thomas Wagenblast. ⋌mas

Auch interessant

Kommentare