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Verständnis in Aalen für „GD muss bleiben“

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Von: Erwin Hafner

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In der SchwäPo-Redaktion - Chefredateur Erwin Hafner (links) leitet die Konferenz.
In der SchwäPo-Redaktion - Chefredateur Erwin Hafner (links) leitet die Konferenz. © rw-system

Der ehemalige SchwäPo-Chefredakteur Erwin Hafner erinnert sich an die turbulente Zeit der Kreisreform, als alle gegen Aalen waren.

Aalen. Politiker sind oft sture Paragrafenreiter. Hätten sie vor 50 Jahren pragmatisch gehandelt, wären die Geburtswehen beim Zustandekommen des Ostalbkreises weit leichter ausgefallen. Den Verlust der Selbstständigkeit des Kreises Gmünd traf dort jedenfalls die empfindlichste Stelle jedes Schwaben: sein Heiligsblechle. Das sollte fürderhin ausgerechnet mit dem AA der Nachbarstadt gekennzeichnet werden. Zumindest in diesem Punkt zeigten die Aalener für die Gmünder absolutes Verständnis, wenn diese mit ihrem Protest unter der Parole „GD muss bleiben“ durch die Lande fuhren.

Im umgekehrten Fall hätten sich die Aalener bestimmt genauso verhalten.

Warum aber in aller Welt wurde den Gmündern damals genommen, was in jüngerer Zeit anstandslos wieder rückgängig gemacht wurde?

Gmünd war gefordert

Hatten wir in der Aalener SchwäPo-Redaktion zunächst also keine Probleme mit der Kreisreform, so war die Redaktion der „Gmünder Tagespost“ im lokalen Kampf um den Erhalt des Kreissitzes umso mehr gefordert. Dies bedeutete indessen gleichzeitig eine einmalige Profilierungschance, konnte doch die GT wie nie zuvor ihre Eigenständigkeit als Gmünder Zeitung unter Beweis stellen. In Aalen hingegen konnten manche nicht verstehen, dass zwei im gleichen Verlag erscheinende Zeitungen in den Auseinandersetzungen der Kreisreform nicht nur völlig unterschiedliche Positionen vertraten, sondern sich zuweilen direkt attackierten.

Eigenständige Kraft

Die damalige Kreisreform lässt sich auch aus heutiger Sicht nicht für sich beurteilen, sondern muss mit andern einhergehenden Entwicklungen betrachtet werden. Die vier großen Kreisstädte Ostwürttembergs hatten schon 1966 erkannt, dass sie sich nur durch ein freiwilliges Zusammenrücken in einer Planungsgemeinschaft Württemberg-Ost dem Sog der Ballungsräume Stuttgart und Ulm entziehen konnten, um sich als eigenständige Kraft zu behaupten. Zogen diesbezüglich Gmünd, Heidenheim und Ellwangen mit Aalen noch an einem Strang, so entbrannte ab 1968 – wie später immer wieder – unter dem Stichwort Oberzentrum ein gewaltiger Kampf der Städte um die Vorherrschaft in Ostwürttemberg.

Aus mit der Freundschaft

Ausgelöst durch den Landes-Entwicklungsplan, in welchem Aalen von Innenminister Krause mit einem ominösen Stern versehen worden war. Das bedeutete: aufgrund der geografischen Lage zum Oberzentrum vorgesehen. Von da ab war's aus mit der Freundschaft. Aalen galt plötzlich als Buhmann der Region, obwohl es überhaupt nichts dafür konnte. Jetzt wurde mit Visier auf Aalen scharf geschossen. Nicht zuletzt in der Presse.

Alle gegen Aalen

Dieser Kampf loderte selbst in den Reihen der IHK-Vertreter auf. Deren damaliger Präsident, der SP- und GT-Verleger Dr. Konrad Theiss, wurde „als von Aalen nach Heidenheim eingeschleustes trojanisches Pferd“ verunglimpft – und zum Abschuss freigegeben. Aber ohne Erfolg. Diese gegen Aalen gerichtete Stimmungslage sollte sich beim Bau des neuen Kammergebäudes in Heidenheim wiederholen. Sogar die Ellwanger waren seinerzeit bereit, weitere Wege in Kauf zu nehmen, wenn es zu verhindern galt, einem zentralen Standort Aalen den Vorzug zu geben.

Nach etlichen Auseinandersetzungen akzeptierte Aalen schließlich auch die Verfügung des Landes, dass Gmünd als Ausgleich Sitz des Regionalverbandes wurde. Nicht zuletzt auf Grund dessen relativ geringer Bedeutung. Es zerschlug sich nämlich die ursprüngliche Absicht, dass Kompetenzen des Landkreises einerseits und des Regierungspräsidiums andererseits an den Regionalverband abgegeben werden sollten.

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