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Von der Ostalb in die Weltspitze

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Von: Jürgen Eschenhorn

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Patriz Ilg liegt bei der EM 1986 im Neckarstadion über 3000 Meter Hindernis an der Spitze.⋌Foto: Imago
Patriz Ilg liegt bei der EM 1986 im Neckarstadion über 3000 Meter Hindernis an der Spitze.⋌Foto: Imago © imago sportfotodienst

Der Hofener Patriz Ilg sammelt in der Leichtathletik deutsche und internationale Titel. Nur Olympia bleibt ihm verwehrt.

Aalen-Hofen

Ein Läufer, der es von der rauen Ostalb bis in die große Welt der Leichtathletik schaffte,  der es mit viel Talent, aber auch mit hartem Training bis zum Weltmeistertitel über 3000 Meter Hindernis brachte, ist der Hofener Patriz Ilg. Nur eine Lücke hat seine außergewöhnliche Laufbahn.

Patriz Ilg, 1957 in Oberalfingen geboren, begann seine Läuferlaufbahn 1971 beim TSV Hüttlingen. Zuvor hatte er bei seinem Heimatverein TG Hofen erfolgreich Handball, Turnen und Skifahren betrieben, dann hatten ihn die damaligen Hüttlinger Trainer Franz Strommer und Theo Gold bei einem Sommer-Skiwettbewerb in Hofherrnweiler entdeckt. „Bei der TG gab es damals noch keine Leichtathletik, und beim TSV war eine starke motivierende Gruppe zusammen“, sagt Patriz Ilg.Von Beginn sei ihm die vielseitige  Grundausbildung aus verschiedenen Sportarten dienlich gewesen, vor allem bei der Koordination, er hatte schnell Erfolg in der Leichtathletik. Sechs deutsche Jugendmeisterschaften sind Zeugnis, und als Krönung folgte 1975 die Silbermedaille bei den Junioreneuropameisterschaften in Athen über 3000 Meter. Damals war er zurück zur TG Hofen gewechselt, wo er von Xaver Groll betreut wurde.

Viele Trainingsmöglichkeiten

„Xaver erzog mich zur Selbstständigkeit, ich habe viel allein trainiert, aber immer wieder auch mit einer tollen Gruppe Aalener Läufer“, erzählt der 65-Jährige. So habe ihn Anfang 1973 auch Walter Adams, Wasseralfinger und 1968 Olympiateilnehmer über 800 Meter, unter seine Fittiche genommen und „die vielen Trainingsmöglichkeiten am Braunenberg gezeigt“, ergänzt er. Mit dabei auch immer wieder die starken Paul Benz und Michael Reißner, Mittelstreckler vom MTV Aalen. „Paul nahm mich auch mit zum Kadertraining des WLV am Ebnisee.“

1978 folgte die ersten großen Erfolge bei den Erwachsenen, immer noch für die TG Hofen: Zunächst der deutsche Meistertitel und dann die Silbermedaille bei den Europameisterschaften in Prag über die 3000 Meter Hindernis. Ab da gehörte Ilg dann endgültig zur Weltklasse.  Damals hatte er bereits ein Studium auf Lehramt begonnen.

1980 wechselte Ilg zu Quelle Fürth, einem der damaligen deutschen Großvereine in der Leichtathletik. „Da war natürlich die Unterstützung wesentlich besser, das konnte die TG gar nicht leisten“, sagt er. Trainiert hat er trotzdem meist auf der Ostalb, nach Plänen des Bundestrainers Jürgen Mallow. Weitere Erfolge folgten, er wurde Deutscher Meister über 3000 Meter Hindernis 1980 bis 1982 und 1985 bis 1988, auch mal Meister mit der 4 x 1500 Meter-Staffel, Europameister 1982 in Athen und Dritter bei den Europameisterschaften 1986 in Stuttgart. Krönung der Laufbahn war dann der überraschende Titel bei den ersten Weltmeisterschaften der Leichtathleten 1983 in Helsinki. Dafür wurde er im selben Jahr von Bundespräsident Carstens mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.

Ein Wermutstropfen

„Insgesamt bin ich mit meiner Karriere zufrieden“, sagt Ilg. „Mit dem Wermutstropfen Olympische Spiele“, schränkt er ein. In seiner läuferischen Hochzeit boykottierte der Westen 1980 Olympia in Moskau wegen des Einmarsches der Sowjetunion in Afghanistan, bei den Spielen 1984 in Los Angeles wurde er kurz vorher krank, auf die Wettkämpfe 1988 in Seoul verzichtete er. „Da war ich über meinen Zenit hinaus“, sagt Ilg. Danach beendete er seine Laufbahn.

Schon während seiner Läuferzeit arbeitete Ilg als Grundschullehrer in Westhausen, heute ist er Pensionär und lebt in Hofen. Er engagierte sich auch im Ortschaftsrat und war Ortsvorsteher. Ist er früher noch regelmäßig gelaufen, steigt er heute viel aufs Fahrrad, oft mit einer Radgruppe in Neuler. Und macht immer wieder längere Touren in ganz Europa mit der Gruppe. „Das schont die Knochen und man sieht mehr“, sagt er, der zudem froh ist, vom Leistungssport keine bleibenden Schäden davon getragen zu haben.

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