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Wie Regisseur und Autor Matthias Iden und seine Darsteller Jesu Leiden „über das Kreuz hinaus“ auf die Bühne des Forums Schönblick bringt.
Schwäbisch Gmünd
Die Sporthalle der Bonhoeffer-Grundschule ist leer bis auf einige Bänke, Stühle, niedrige Elemente und zwei Tische, an denen Regieassistent Dietmar Waibel konzentriert Regieanweisungen und Änderungen notiert. „Männer, ich muss eure Morgenenergie ausnützen“, ruft Matthias Ihden, Autor und Regisseur der Passionsspiele auf dem Gmünder Schönblick, seinen Darstellern zu. Die Jünger sind nicht die altbekannten gestandenen Fischer und Handwerker, sondern jung. Auch Darsteller Jesus überrascht. Hier ist er der Kleinere, nicht asketisch schmale, sondern sportlich athletische.
„Wir machen kein Musical, wir machen Volkstheater“, so der Steinheimer Matthias Ihden, „wir spielen über das Kreuz hinaus“.
Wie zufällig von der Straße
Volkstheater definiert er mit „Schauspielern“ aus dem Volk, deutlich, wenn man die elf anwesenden Jünger anschaut. In Jeans, Trainingshosen, T-Shirts mit Aufdruck wie ACDC, auf Socken, in Sandalen, scheinen sie zufällig von der Straße hereingekommen zu sein. Manches Gesicht kennt man schon, etwa Jünger Petrus alias Samuel Scharschmidt, Robin Kucher als Andreas, Judas von Mark Wamsler gespielt, oder Daniel Sethaler, bekannt aus der Staufersaga.
Beeindruckend Schauspieler Dannie Lennertz in der Rolle des Jesus. Gerade noch scherzend eine Gruppe zum Lachen verleitend, schlüpft er ernsthaft in die Hülle des Jesus. Der Mann, der seinen Jüngern verkünden wird, dass er sie verlässt. Petrus will ihn abhalten, nach Jerusalem zu gehen. Er wird von Lennertz’ wohlklingender Stimme zurückgewiesen. Er hebt sie nicht an, sie wird eindringlicher, überzeugender, autoritär, ohne zu knechten.
Die Mannschaft trägt
Matthias Ihden ist noch nicht zufrieden. Jesus soll mehr Ausstrahlung entwickeln. Das funktioniert sofort, Lennertz schaltet um und die uralte Geschichte, die jeder glaubt zu kennen, wird zu einem neuen Erlebnis.
Das geht unter die Haut. Die Jünger stehen unter dem Bann dessen, was ihr Meister sagt. Jedes Gesicht ist anders, doch alle sind Jesus innerlich zugewandt. Das lässt alles Karge der Umgebung verschwinden, hier ist nur noch das Wort, das Zukünftiges verkündet.
Dannie Lennertz, Jahrgang 1975, bekannt aus Fernsehen und Film in unterschiedlichen Rollen, ist einer, der der „Mannschaft“ versichert, dass sie ihn trägt und inspiriert zu seiner Leistung. Er dankt ihnen herzlich in seinem vielfarbigen Bariton. Das verbindet ihn enger mit seinen Jüngern, wie die nächste Wiederholung der Abendmahlszene zeigt. Noch nachdenklicher, inniger ihre Gesichter.
Matthias Ihden hat aus einem uralten Text, dem auch in moderner Fassung Altehrwürdiges anhängt, Sätze geformt in unschnörkeliger Sprache, ohne jede Banalität. Und überrascht mit einem Satz im Vaterunser: „Und führ’ uns in der Versuchung“.
Um die 100 Darsteller, Laien, Schauspieler und Sänger spielen mit. Als Frauenrollen Mutter Maria (Sefora Nelson), Maria Magdalena (Friederike Schöll) und Martha (Regina Funk) sowie Elisabeth Müller als Frau im Tempel. Mit Orchester unter Leitung von Adelheid Abt, mit Musik von Ernest Bloch, Bach und anderen, Liedtexte und -komposition der Mutter Maria von Sefora Nelson.
Aufführungen im Forum Schönblick am 24. und 25. März um 19.30 Uhr, am 26. März um 17 Uhr, am 31. März und 1. April um 19.30 Uhr, Tickets auf www.schoenblick.de.