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Warum Hobbyhistoriker Reinhold Fischer immer wieder einen Versuch unternimmt, um für Schloss Horn eine Lösung zu finden. Veröffentlichung des Denkmalamts bescheinigt hohen Wert.
Göggingen-Horn/Schechingen
Das Corps de Logis steht seit Jahrzehnten leer und sucht dringend eine geeignete, denkmalverträgliche Nutzung.“ Wenn er diesen Satz über den Wohntrakt von Schloss Horn liest, ist Reinhold Fischer ganz traurig zumute. Seit Langem engagiert er sich für den Erhalt des Gebäudes, über das die Experten des Landesdenkmalamtes auch diesen Satz zu Papier gebracht haben: „Selten ist ein barockes Landhaus so authentisch überliefert wie dieser Bau“.
Entnommen hat der Schechinger Hobby-Heimatforscher die Beurteilungen der neuesten Edition des Landesdenkmalamts Esslingen, die in wenigen Tagen, am 21. März, öffentlich vorgestellt wird. In der hochkarätigen Reihe „Schlösser und Gärten in Baden-Württemberg“ hat sich der Kunsthistoriker Christian Ottersbach mit der Architektur und Selbstdarstellung des reichsfreien Adels und geistlicher Herrschaften zwischen 1450 und 1950 auseinandergesetzt. Darin belegt der Wissenschaftler seine Erkenntnisse über Lehensverhältnisse, Standesbewusstsein und Selbstverständnis des Adels mit der Analyse von 35 Schlossanlagen samt Gärten in Baden-Württemberg - darunter neben Schloss Hohenstadt auch das leer stehende Schloss Horn.
Für Reinhold Fischer sind besonders die Parallelen spannend, die sich für die beiden völlig verschiedenen Bauten erkennen ließen: Die Besitzer und Bauherren waren beide in Diensten der Fürstpropstei Ellwangen und hatten dort hohe Ämter inne. An beiden Gebäuden waren in der Mitte des 18. Jahrhunderts Umbauten und Erweiterungen vorgenommen worden - auf den Baustellen waren die besten Bauhandwerker auf dem Bereich der Fürstpropstei im Einsatz.
Ab 1747 wurde Schloss Horn zum Familiensitz des Adelsgeschlechts von Schwarzach ausgebaut und umgestaltet. Torhaus und Schlosskirche entstanden in dieser Zeit. „An ihrer Ausstattung könnten der Bildhauer Franz Michael Paulus und der Ellwanger Hofmaler Josef Anton Koch beteiligt gewesen sein, worauf Stil und Qualität hindeuten“, schreibt Kunsthistoriker Christian Ottersbach.
1749 ließen die Schwarzachs dann die Reste der mittelalterliche, grabenumwehrten Kernburg abbrechen. 1760/61 sei an ihrer Stelle von Maurermeister Johann Georg Selfinger aus Ellwangen, Dominikus Stegmayer aus Horn sowie dem Zimmermeister Joseph Emer ein spätbarockes, schlichtes Corps de Logis unter Mansarddach erstellt worden, schreibt Ottersbach und verweist auch darauf, dass jüngste Forschungen anhand stilistischer Kriterien davon ausgehen, dass der Entwurf mit einer so rationalen Distribution auf Balthasar Neumann zurückgehe.
Aufgrund der Forschungsarbeiten von Franz Weikert und Elmar Schmid ist Heimatforscher Reinhold Fischer davon überzeugt, dass Balthasar Neumann, der Stararchitekt des süddeutschen Barock, bei Schloss Horn die Finger mit im Spiel hatte - auch, wenn noch nicht alle Details geklärt seien, „die Parallelen zwischen Schloss Horn und anderen von Neumann konzipierten Bauten“ seien enorm, meint er.
Noch immer bedauert es Reinhold Fischer, dass es nicht gelungen ist, dem Gemeindeverwaltungsverband Leintal-Frickenhofer Höhe im Schloss Horn anzusiedeln. Aus seiner Sicht wäre das die ideale Nutzung gewesen. Um den schleichenden Verfall des Gebäudes aufzuhalten, sei es dringend angezeigt, über die Zukunft des Gebäudes zu diskutieren, fordert er.
Die derzeitigen Eigentümer des Objekts sind offen für Ideen. Leider gebe es nichts Neues, sagt Lena Fuhrmann vom gleichnamigen Bauträgerbüro aus Winnenden, das sich zu „den renommierten Denkmalspezialisten in Süddeutschland“ zählt. Interessenten könnten sich gerne melden unter (07195)91110.