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Als neues Projekt erstellt der Waldstetter Verein Nazuwa eine Benjeshecke. Was hinter dem Begriff steckt und warum sich so ein Aufwand auch für den Gartenbesitzer lohnt.
Waldstetten
Gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt der Verein Nazuwa - Nachhaltige Zukunft Waldstetten derzeit auf dem Areal hinter dem Waldstetter Friedhof. Hier hatte der Obst- und Gartenbauverein unlängst eine Streuobstwiese angelegt, eine Natursteinmauer umfriedet einen Teil des Friedhofs. Am Samstag haben die Mitglieder der Nazuwa nun damit begonnen eine Benjeshecke anzulegen.
Zur Erklärung: Benjeshecken, auch als Totholzhecken bekannt, sind ein wertvoller Beitrag zum Natur- und Artenschutz. Diese Hecken bieten Vögeln, Igeln, Fröschen und Insekten und anderen kleinen Tieren Schutz und Nahrung. Elisabeth Duarte Neto vom Verein findet die Örtlichkeit perfekt, neben dem Effekt, dass sich in der Naturhecke heimische Tiere ansiedeln und Schutz vor Fraßfeinden finden, kann jetzt der unerlaubten Müllablagerung in dem Bereich entgegengetreten werden.
Dass es funktioniert und die Tiere das Angebot für einen neuen Lebensraum annehmen, beweise das Biotop, das der Verein am Sportgelände Ende 2021 angelegt hat. „Es wirkt tatsächlich“, freut sich der Vorsitzende der Nazuwa, Thomas Schneider. Das Biotop sei im Wachsen, und es sei offensichtlich, dass „die Tiere dort jetzt Nahrung suchen und eine geschützte Heimat“.
Zurück zur Benjeshecke: Dass statt des geplanten Metallzauns mit Fundament jetzt ein Naturholzzaun als Begrenzung nach dem Materiallagerplatz errichtet wird und vom Gemeinderat genehmigt worden sei, ist für Oliver Beyn keine Überraschung. Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen seien in der Nazuwa Mitglied. Benjeshecken seien zudem die ideale Alternative zu Gabionenwänden, Thuja- oder Kirschlorbeerhecken, ergänzt Karl Krieg und gibt gleich noch die „Bauanleitung“ mit.
Die Waldstetter Benjeshecke ist rund 30 Meter lang und wird mit Holzpfählen gesichert. Zwischen den Pfählen wird der Hecken- und Baumschnitt locker aufgestapelt und anschließend unter körperlichem Einsatz der Helfer verdichtet. Maximal sollten die Äste die Dicke eines „Unterarms“ nicht überschreiten. Im Laufe der Zeit begrünt sich die Totholzhecke durch Windanflug oder durch Samen aus Vogelkot von selbst.
Die Grundidee, später eine dichte, grüne Hecke zu haben, sei ein natürlich langer Prozess, der durch das Einsetzten von Stecklingen, etwa von der Salweide, beschleunigt werden kann. Für die Waldstetter Grundstücksbesitzer ist das neue Projekt der Nazuwa eine „Win-win“ Situation, meint Thomas Schneider. Denn das Schnittgut muss nicht beim Wertstoffhof entsorgt werden, sondern kann kostenfrei bei der Nazuwa am Friedhof angeliefert werden. Das Angebot wurde im Vorfeld mit Plakaten und über den Stuifenboten angekündigt und von Waldstettern gerne angenommen.
Bereits um die Mittagszeit war die Hecke gut zu einem Drittel gefüllt. Mit Schleppern und Pkw-Anhängern trafen die „Lieferanten“ ein. Auch die Gemeinde habe einen ganzen Schwung Totholz angeliefert.
Warum die Hecke jetzt in der kalten Jahreszeit gebaut wird? Das hänge mit dem Brutschutz zusammen, erklärt Schneider. Es gebe die gesetzliche Regelung, dass in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September keine Gehölze, Hecken oder Bäume im eigenen Garten gefällt, radikal be- oder zurückgeschnitten oder komplett entfernt werden dürfen. Für die Waldstetter heißt dies, den Rückschnitt von Bäumen und Büschen der nächsten Tage am kommenden Samstag bei der Nazuwa im Zeitraum zwischen 10 und 15 Uhr anzuliefern. Schulklassen oder Privatpersonen können sich später von der Hecke inspirieren lassen, wie aus Naturmaterialien nicht nur eine attraktive Hecke geschaffen werden, sondern auch gleichzeitig etwas für Tier- und Artenschutz geleistet werden kann.