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Ford Focus Turnier Active im Alltagstest: Zu normal für diese Welt?

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Kombi, praktisch, gut: Der überarbeitete Ford Focus Turnier Active mit Einliter-Benzinmotor erweist sich als zuverlässiger Alltags-Gefährte. Trotzdem sind seine Tage wohl gezählt.

Blickt man auf die Neuvorstellungen von Autos, und liest die Fahrberichte, scheint die Fahrzeugwelt vor allem noch aus einer Art von Pkw zu bestehen: elektrisch angetriebene SUV. Natürlich beeinflusst das kommende Verbrenner-Verbot der EU schon heute die Modellpolitik der Hersteller, und aus verschiedenen Gründen stellt ein SUV eben die optimale Bauform für Stromer dar.

Dabei vergisst man leicht, dass noch immer ganz normale Autos das Gros der Zulassungen ausmachen. Autos wie der gerade überarbeitete Ford Focus beispielsweise, der mittlerweile nur noch mit dem schicken Namens-Zusatz Active und leicht erhöhter Bodenfreiheit bestellbar ist. Trotzdem, und auch wenn Ford ihn als „Crossover“ vermarktet, bleibt der Ford Focus Active ein fast klassischer Kompaktwagen, wie er in Deutschland Millionen von Fans und Fahrern hat. Ohne Klappe für eine Steckdose, und ohne das schwer angesagte E-Kennzeichen. Dafür in der getesteten Version mit einem Dreizylinder-Einliter-Motor mit 125 PS sowie einem manuellen Sechsgang-Schaltgetriebe. Als Turnier natürlich mit Kombiheck und zeitgemäß sanft abfallender Dachlinie.

Ford Focus Turnier Active im Alltagstest: Zu normal für diese Welt?

Kombi mit Crossover-Touch: Der Ford Focus Active.

Ein im besten Sinne also konventionelles Auto also. Das aber, wie sich beim Platz nehmen hinter dem Lenkrad zeigt, immerhin ein voll digitales, modern anmutendes Fahrer-Display mitbringt. Der 13,2-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole stammt aus dem Stromer Mustang Mach-E und verleiht dem Interieur seit dem Facelift einen Hauch High-Tech. IPhone-Nutzer freuen sich über die kabelfreie Einbindung per Apple CarPlay, bei der das Gerät in der Jackentasche bleibt oder, natürlich ebenfalls drahtlos, in der Schale lädt.

Darüber hinaus gefällt die solide Verarbeitung des gesamten Innenraums, und das Platzangebot des 4,67 Meter langen Wagens: Eine vierköpfige Familie reist hier durchaus entspannt, und zu fünft ist es auch noch menschenwürdig. Der Gepäckraum fasst rund 1.600 Liter, die leicht abfallende Dachlinie beeinträchtigt den Nutzwert nicht.

Ford Focus Turnier Active im Alltagstest: Drei Zylinder für 125 PS

Livestyle-Linie: Kombi mit leicht abfallender Dachlinie.

Nach Druck auf die Motorstart-Taste meldet sich der Dreizylinder mit kernigem Sound, der sich aber bei der Fahrt hinter den üblichen WInd- und Abrollgeräuschen versteckt und auf Autobahn-Etappen kaum mehr wahrnehmbar ist. Wer gerne schaltet, hält den Motor bei Laune und die Fahrt flüssig. Für den Alltag und auch die längere Tour reicht die Leistung des Basis-Aggregats allemal, für höhere Ansprüche hält Ford die Version mit 155 PS parat. Der Testverbrauch pendelte sich bei etwas über sechs Litern auf 100 Kilometer ein, was für diese Fahrzeugklasse durchaus akzeptabel ist.

Zehn Autos mit Verbrennungsmotor, die wir vermissen werden

Audi TT
Audi TT: Einst als Kernmodell der Marke Audi betrachtet, wird der als Coupé und Roadster gebaute Kompakt-Sportler keinen Nachfolger bekommen. Das liegt auch an der mittlerweile schleppenden Nachfrage für die Design-Ikone. Ein vergleichbarer Stromer wird völlig anders aussehen. Bis Ende des Jahres ist der TT aber noch ab 39.700 Euro bestellbar. © Audi AG
Mercdes-Benz A-Klasse
Mercedes A-Klasse: Der Kompaktwagen passt nicht mehr in das neue Konzept von Mercedes-Benz, vor allem hochpreisige Limousinen, SUV und Sportwagen anzubieten. Das überzeugende Konzept der frühen A-Klasse, möglichst viel Platz in einem kompakten Auto zu schaffen, würde dabei gut ins Elektro-Zeitalter passen – ist mittlerweile aber ohnehin verwässert. Noch gibt den Basis-Benz ab 28.393 Euro zu kaufen.  © Mercedes-Benz
Porsche 718 Boxster
Porsche 718 Boxster: Zwar kämpft Porsche weiterhin für den Verbrennungsmotor, aber überleben wird der langfristig wohl nur im 911. Boxster und Cayman werden 2025 erst auf Wunsch, später wohl grundsätzlich elektrifiziert. Dabei bieten gerade die Versionen mit Sechszylinder-Boxer fast schon elektrische Tugenden wie Laufruhe und Durchzugskraft – bei (für Sportwagen) hoher Reichweite und geringem Gewicht. Aktueller Preis: ab 60.061 Euro. © Daniel Wollstein/Porsche
Jeep Wrangler
Jeep Wrangler: Als purer Verbrenner ist die Off-Road-Ikone schon jetzt nicht mehr lieferbar. Der Plug-in-Hybrid wird so lange laufen, wie er darf, aber den Sprung in die Elektro-Ära nicht schaffen. Ein Nachfolger mit Akku dürfte ähnlich modernisiert daherkommen wie der aktuelle Land Rover Defender, aber dank seiner E-Motoren immerhin überragende Gelände-Eigenschaften bieten. Mit 77.500 Euro ist der Klassiker mittlerweile zum Luxus-Auto geworden. © Stellantis
VW Golf Cabrio
VW Golf Cabrio: Im Grunde vermissen wir ihn jetzt schon, nämlich seit 2016. Der offene VW T-Roc kann den Charme des offenen Kompaktwagens, der seine Karriere als „Erdbeerkörbchen“ mit Henkeln startete, nicht ersetzen. Das wird wohl auch für ein elektrisches Cabrio auf Basis des VW ID.3 gelten – wenn ein solches überhaupt kommt, was angesichts der schwächelnden Nachfrage für offene Autos eher zweifelhaft ist. © VW
Fiat 500
Fiat 500: Während die aktuelle Version des Kleinwagens ausschließlich als Elektroauto produziert wird, ist auch der etwas kleinere Vorgänger derzeit noch bestellbar. Im Stellantis-Konzern ist dessen Aus aber beschlossen. Dabei ist gerade die sparsame Hybrid-Version mit 70 PS ein ökologisch sinnvolles Angebot etwa für jene, die partout kein Elektroauto möchten – etwa Städter, die keine schnelle Lade-Möglichkeit haben. Noch ist der Verbrenner ab 15.501 Euro bestellbar. © Stellantis
Mercedes-Benz SLC 300
Mercedes SLC: Der kompakte Roadster startete – als erstes Cabrio mit Falt-Hardtop – unter dem Namen SLK. Nun beendete nicht der Elektro-Boom, sondern die Nachfrage-Flaute seine Karriere als Frauenversteher. Im künftigen Luxus-Stromer-Portfolio von Mercedes sind solche gerade noch bezahlbaren Fahrspaß-Modelle schon gar nicht vorgesehen.  © Mercedes-Benz
Lamborghini Huracan
Lamborghini Huracán: Die italienische VW-Tochter sperrte sich lange gegen die Elektrifizierung, aber kommt natürlich auch nicht drumherum. Der pure, weder von Hybrid noch Turbo verwässertre V10-Saugmotor des Huracán wird seinen Platz als einer der Höhepunkte des Verbrenner-Zeitalters bekommen. Seine 640 PS würden Elektromotoren zwar mit deutlich weniger Aufwand erreichen, aber sei´s drum: Dass es solche Autos nicht mehr geben wird, ist ebenso vernünftig wie schade. Preis: ab 190.274 Euro. © Charlie Magee
BMW Z4
BMW Z4: Ja, er lebt noch! Anders als Mercedes-Benz führt BWM seinen Mittelklasse-Roadster weiter, eine Kooperation mit Toyota machts möglich. Doch auch wenn BMW weiter Verbrenner bauen will, ist ein Nachfolger alles andere als gesichert. Wenn wir uns irren und es künftig einen Z4 mit (wie bei BMW üblich) Verbrenner- und Elektro-Option geben wird: umso besser. Wer sich darauf nicht verlassen mag, muss mindestens 46.200 Euro investieren. © BMW
Tina Ruland auf Opel Manta
Opel Manta: Eigentlich hatten wir den Manta ja schon als Eighties-Unikum abgehakt. Dann weckte Opel mit der Ankündigung eines elektrischen Mantas die Fantasie: Ein zweitüriges, leichtes Coupé, mit genügend Reichweite für den Ausflug in die Diskothek (so hießen Clubs früher) und zum Baggersee, das wäre doch ein schönes Stück Anarchie zwischen all den effizienten, vernünftigen Stromern. Doch heraus wird wieder nur das übliche Akku-SUV kommen, an das ein Marketing-Genie den Manta-Schriftzug klebt. Umso mehr werden wir den Echten vermissen. © Rights Managed/Imago

Ford Focus Turnier Active im Alltagstest: Eines der klassenbesten Fahrwerke

Eher unterfordert mit der gebotenen Motorleistung ist das Fahrwerk, das dem Experten-Ruf von Ford als unterschätztem Meister in dieser Disziplin einmal mehr gerecht wird. Kaum ein anderer Hersteller bekommt das in dieser Preisklasse so ausgewogen hin: Komfortabel und geschmeidig abrollend bei entspannter Fahrt, aber auch zuverlässig und sicher, wenn es mal zügig um die Kurve geht. Die Neigung zum Untersteuern ist gut dosiert. Einflüsse des Frontantriebs in der Lenkung sind nur spürbar, wenn man es mit schwerem Gasfuß bewusst darauf anlegt.

Ford Focus Turnier Active 1.0 l Ecoboost 92 kW
Motor/Getriebe/Antrieb1,0l-Dreizyl.-Benziner/6-Gang/Front
Leistung/Drehmoment92 kW (125 PS)/170 Nm
Länge/Breite/Höhe4,67/1,83/1,47 m
Ladevolumen1653 – 1.653 l
Vmax/0–100 km/h198 km/h / 10,3 s
Verbrauch/CO2-Emission5,5 l/100 km / 125 g/km
Preis31.200 Euro

Darüber hinaus bietet der sanft überarbeitete Ford Focus Active Tourer die üblichen Assistenzsysteme (siehe auch das Video oben), von denen die praktische Rückfahrkamera für die meisten wahrscheinlich das am meisten genutzte Feature sein dürfte. Insgesamt findet der kompakte Kombi einen gelungenen Mittelweg zwischen Konvention und Moderne – und präsentiert sich als vernünftiges Angebot für alle, die mit Steckdosen-Autos nichts anzufangen wissen.

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Der 13,2-Zoll-Touchscreen dominiert das Interieur.

Dass die Tage von Fords braver Kompaktklasse dennoch gezählt sein dürften, liegt an der radikalen Neuausrichtung der Modellpolitik in Europa. Dort ist für Mainstream künftig kein Platz mehr. Das Ende des Kleinwagens Fiesta und der Limousine Mondeo ist bereits besiegelt, und auch die Tage des Focus dürften gezählt sein. Und das ist, vor allem nach dieser soliden Vorstellung, ein bisschen schade.

Rubriklistenbild: © Ford

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