Wer ist besser?

VW Amarok gegen Ford Ranger: Pick-ups im ersten Fahrvergleich

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Amarok und Ranger sehen nicht gleich aus – sind aber technische Zwillinge. Welche Unterschiede gibt es zwischen dem VW-Laster und dem Ford-Pick-up?

Dieser Vergleich ist ein Vergleich, aber doch kein Vergleich. Liest sich paradox. Und ist es auch. Kann man aber erklären. Es geht um zwei Pick-ups: den Amarok von VW und den Ranger von Ford. Eigentlich sind die beiden scharfe Konkurrenten, weil sie im gleichen Revier ihre Kunden jagen.

Die tiefere Wahrheit lautet jedoch: Amarok und Ranger sind seit diesem Modelljahr nahezu identisch. Außer dem Blechkleid und einigen Details im Innenraum. Von daher ist die Frage „Wer ist besser?“, so etwas wie die Frage, welche Farbe ein weißer Schimmel hat. Amarok ist Ranger und Ranger ist Amarok. Basta.

Eleganter Auftritt. Wirkt nicht wie ein Nutzfahrzeug, aber ist eines - der neue VW Amarok.

VW Amarok gegen Ford Ranger: Pick-ups im ersten Fahrvergleich

Noch mal zur Klarstellung. Zwar hatte sich der klobige Pritschenwagen von VW in seinen zehn Jahren Modellgeschichte ordentlich verkauft (830.000 Exemplare weltweit). Das Kosten-Erlös-Verhältnis war allerdings so ungleich, dass man bei Volkswagen nach einem Partner suchte. Fündig geworden ist man dort, wo die größte Pick-up-Expertise der Welt zu Hause ist. Bei den Kollegen von Ford.

Zehn Autos mit Verbrennungsmotor, die wir vermissen werden

Audi TT
Audi TT: Einst als Kernmodell der Marke Audi betrachtet, wird der als Coupé und Roadster gebaute Kompakt-Sportler keinen Nachfolger bekommen. Das liegt auch an der mittlerweile schleppenden Nachfrage für die Design-Ikone. Ein vergleichbarer Stromer wird völlig anders aussehen. Bis Ende des Jahres ist der TT aber noch ab 39.700 Euro bestellbar. © Audi AG
Mercdes-Benz A-Klasse
Mercedes A-Klasse: Der Kompaktwagen passt nicht mehr in das neue Konzept von Mercedes-Benz, vor allem hochpreisige Limousinen, SUV und Sportwagen anzubieten. Das überzeugende Konzept der frühen A-Klasse, möglichst viel Platz in einem kompakten Auto zu schaffen, würde dabei gut ins Elektro-Zeitalter passen – ist mittlerweile aber ohnehin verwässert. Noch gibt den Basis-Benz ab 28.393 Euro zu kaufen.  © Mercedes-Benz
Porsche 718 Boxster
Porsche 718 Boxster: Zwar kämpft Porsche weiterhin für den Verbrennungsmotor, aber überleben wird der langfristig wohl nur im 911. Boxster und Cayman werden 2025 erst auf Wunsch, später wohl grundsätzlich elektrifiziert. Dabei bieten gerade die Versionen mit Sechszylinder-Boxer fast schon elektrische Tugenden wie Laufruhe und Durchzugskraft – bei (für Sportwagen) hoher Reichweite und geringem Gewicht. Aktueller Preis: ab 60.061 Euro. © Daniel Wollstein/Porsche
Jeep Wrangler
Jeep Wrangler: Als purer Verbrenner ist die Off-Road-Ikone schon jetzt nicht mehr lieferbar. Der Plug-in-Hybrid wird so lange laufen, wie er darf, aber den Sprung in die Elektro-Ära nicht schaffen. Ein Nachfolger mit Akku dürfte ähnlich modernisiert daherkommen wie der aktuelle Land Rover Defender, aber dank seiner E-Motoren immerhin überragende Gelände-Eigenschaften bieten. Mit 77.500 Euro ist der Klassiker mittlerweile zum Luxus-Auto geworden. © Stellantis
VW Golf Cabrio
VW Golf Cabrio: Im Grunde vermissen wir ihn jetzt schon, nämlich seit 2016. Der offene VW T-Roc kann den Charme des offenen Kompaktwagens, der seine Karriere als „Erdbeerkörbchen“ mit Henkeln startete, nicht ersetzen. Das wird wohl auch für ein elektrisches Cabrio auf Basis des VW ID.3 gelten – wenn ein solches überhaupt kommt, was angesichts der schwächelnden Nachfrage für offene Autos eher zweifelhaft ist. © VW
Fiat 500
Fiat 500: Während die aktuelle Version des Kleinwagens ausschließlich als Elektroauto produziert wird, ist auch der etwas kleinere Vorgänger derzeit noch bestellbar. Im Stellantis-Konzern ist dessen Aus aber beschlossen. Dabei ist gerade die sparsame Hybrid-Version mit 70 PS ein ökologisch sinnvolles Angebot etwa für jene, die partout kein Elektroauto möchten – etwa Städter, die keine schnelle Lade-Möglichkeit haben. Noch ist der Verbrenner ab 15.501 Euro bestellbar. © Stellantis
Mercedes-Benz SLC 300
Mercedes SLC: Der kompakte Roadster startete – als erstes Cabrio mit Falt-Hardtop – unter dem Namen SLK. Nun beendete nicht der Elektro-Boom, sondern die Nachfrage-Flaute seine Karriere als Frauenversteher. Im künftigen Luxus-Stromer-Portfolio von Mercedes sind solche gerade noch bezahlbaren Fahrspaß-Modelle schon gar nicht vorgesehen.  © Mercedes-Benz
Lamborghini Huracan
Lamborghini Huracán: Die italienische VW-Tochter sperrte sich lange gegen die Elektrifizierung, aber kommt natürlich auch nicht drumherum. Der pure, weder von Hybrid noch Turbo verwässertre V10-Saugmotor des Huracán wird seinen Platz als einer der Höhepunkte des Verbrenner-Zeitalters bekommen. Seine 640 PS würden Elektromotoren zwar mit deutlich weniger Aufwand erreichen, aber sei´s drum: Dass es solche Autos nicht mehr geben wird, ist ebenso vernünftig wie schade. Preis: ab 190.274 Euro. © Charlie Magee
BMW Z4
BMW Z4: Ja, er lebt noch! Anders als Mercedes-Benz führt BWM seinen Mittelklasse-Roadster weiter, eine Kooperation mit Toyota machts möglich. Doch auch wenn BMW weiter Verbrenner bauen will, ist ein Nachfolger alles andere als gesichert. Wenn wir uns irren und es künftig einen Z4 mit (wie bei BMW üblich) Verbrenner- und Elektro-Option geben wird: umso besser. Wer sich darauf nicht verlassen mag, muss mindestens 46.200 Euro investieren. © BMW
Tina Ruland auf Opel Manta
Opel Manta: Eigentlich hatten wir den Manta ja schon als Eighties-Unikum abgehakt. Dann weckte Opel mit der Ankündigung eines elektrischen Mantas die Fantasie: Ein zweitüriges, leichtes Coupé, mit genügend Reichweite für den Ausflug in die Diskothek (so hießen Clubs früher) und zum Baggersee, das wäre doch ein schönes Stück Anarchie zwischen all den effizienten, vernünftigen Stromern. Doch heraus wird wieder nur das übliche Akku-SUV kommen, an das ein Marketing-Genie den Manta-Schriftzug klebt. Umso mehr werden wir den Echten vermissen. © Rights Managed/Imago

Und so hat man mit den Amerikanern einen kleinen, feinen Deal vereinbart. Die US-Boys und -Girls entwickeln für die Wolfsburger den Amarok, im Gegenzug wird VW auf der Elektro-Plattform des ID3 zwei neue kompakte Elektroautos für die europäische Ford-Tochter bauen. Was den Amarok angeht – so ist er damit nur eine echte Ford-Schreibung der eigenen Erfolgsgeschichte. Ob das ein Ford-Schritt ist?

VW Amarok gegen Ford Ranger: Pick-ups mit US-Technik

Genug gekalauert – zurück zum Duell, das keines ist. Egal in welcher Ausführung der Amarok auch zum Kunden rollt, er ist ein waschechter Ami. Vom Leiterrahmen bis zum Motor. Richtig. Unter der Fronthaube arbeitet noch nicht einmal ein eigener Volkswagen-Motor. Vier- und Sechszylinder von Ford treiben den neuen Amarok an, wechselweise mit Benzin, Diesel – immer mit Allrad.

Macht einen großen Sprung nach vorne. Der neue Ford Ranger Raptor ist ein echtes Biest - auch im Gelände.

VW fährt Ford. Mit einem feinen, kleinen Unterschied. Das Topmodel PanAmericana von VW bekommt einen V6-Diesel mit 240 PS und 600 Nm Drehmoment, natürlich auch von Ford. Dem Ranger Raptor bleibt ganz Amerikaner, der V6-Benziner mit 292 PS und 491 Nm Drehmoment vorbehalten. Wir sind beide gefahren und von beiden Aggregaten überzeugt.

VW Amarok gegen Ford Ranger: Diesel oder Benziner – wer zieht besser ab?

Leise und ziemlich abgekapselt werkelt der Sechszylinder-Selbstzünder vor sich hin, wir mussten schon zwei Mal hinhören, um zweifelsfrei die Frage zu klären: Ist das wirklich ein Diesel? Zumal wir die geballte Kraft von 600 Newtonmeter kaum spüren. Des Rätsels Lösung: Weil der Diesel die neuen, scharfen Abgasnormen in Europa erfüllen muss, schaltet das Zehn-Gang-Automatikgetriebe so, dass sich der CO₂-Ausstoß im Rahmen hält. Das ist völlig legal. Austricksen kann man das nur, wenn man mit der Hand schaltet und höher dreht. Da schiebt der Pritschenwagen dann auch gleich mächtiger an. Ist beim Amarok aber spaßbefreit, da man das nur am Schalthebel mit Plus-Minus-Tasten erledigen kann.

Vorteil Ford: Der Ranger Raptor hat Schaltpaddel am Lenkrad. Apropos: Ganghebel. Hier gibt es einen netten Gag. Wenn man den Motor ausstellt, springt er automatisch in die Parkposition. US-Autofahrer sind halt bequem. Der Benziner des Raptors kam uns bei den Testfahrten einen Tick dynamischer und flotter vor, klar, er hat ja auch ein paar Pferdestärken mehr. Am Gewicht kann es nicht liegen. Amarok PanAmericana und Ranger Raptor bringen stattliche 2,5 Tonnen auf die Waage. Ziehen kann der VW mehr als der Ford. 3,5 Tonnen schlagen 2,5 Tonnen. Der Punkt geht klar nach Wolfsburg. Auch was den Verbrauch angeht. 10,8 Liter waren es bei unserer Testfahrt, der Raptor schluckt 13,8 Liter laut Ford.

VW Amarok gegen Ford Ranger: Das können die Pick-ups im Gelände

Was die Geländefähigkeit angeht, so gibt es hüben wie drüben nichts zu meckern. Der Amarok kommt ebenso wie der Ranger mit zuschaltbarem Allradantrieb daher, den man über ein Drehrad in der Mitte einstellt. Die Top-Version hat hier eine vierte Option. Neben 2 H, 4H und 4L gibt es noch 4A. Das heißt: Hier wird die Kraft über eine Kupplung zwischen Vorder- und Hinterrädern verteilt. Dazu gibt es noch eine Sperre für die Hinterachse – und schon rumpelt der Amarok über Stock und Stein, schluckt Schlaglöcher weg, und quert tiefe Furten.

Im Gelände ist der neue VW Amarok ein echter Klettermaxe. Sand, Geröll und Schlamm bewältigt der Pick-up mit Allrad und Sperren.

Das ist selbst für einen Pritschenwagen souverän, der mit seinem langen Radstand ja eher Nachteile im Gelände hat. Apropos Pritsche. Die sorgt im unbeladenen Zustand für das typische Ruckeln auf Asphalt, weil die Federn und Dämpfer fast nicht nachkommen, um die heftigen Karosseriebewegungen im Zaum zu halten. Ist aber typisch und je nach Teer-Qualität dann zumindest auf zentraleuropäischen Straßen kaum mehr zu spüren. Außerdem wird das Fahrwerk noch auf hiesige Verhältnisse optimiert.

VW Amarok gegen Ford Ranger: Volkswagen legt in der Länge zu

Der Raptor ist ebenfalls ein Viech im Gelände. Ausgestattet mit dem Downhill-Assistenten stürzen wir uns in einer Kiesgrube bei Österreich den Hang hinunter wie weiland Franz Klammer. Füße weg vom Pedal und die 2,5 Tonnen selbständig arbeiten lassen. Erfordert Mut. Stoisch fährt der Raptor mit den eingestellten 2 km/h zu Thale. Und noch etwas kann der Ranger. Durch gezielte Bremseingriffe an den Rädern wird die Lenkung unterstützt, um noch kleinere Winkel fahren zu können. Entwickelt in Australien, gebaut in Südafrika – das unterstreicht alleine schon die Gelände-Kompetenz und -Fähigkeit des deutschen Pick-ups.

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Bei der Wattiefe hat er auf stattliche 80 Zentimeter zugelegt, bei der Bodenfreiheit liegt er jetzt bei 24 Zentimetern. Nur bei den Böschungswinkeln hinkt der VW mit 30 (vorne) und 26 Grad (hinten) mit jeweils einem Grad weniger leicht hinterher. Deutlich zugelegt hat der Amarok bei der Karosserie. Sie ist um zehn Zentimeter in der Länge gewachsen (jetzt 5,35 Meter) der Radstand sogar um satte 17 Zentimeter. Das kommt dem Sitzkomfort in der Doppelkabine (Einzelkabinen gibt es in Europa nicht) zugute. Komfort? Bei einem Nutztier auf Rädern? Das ist vielleicht der größte Unterschied zum Vorgänger.

VW Amarok gegen Ford Ranger: Nutztier auf vier Rädern wird zum Luxus-Laster

Im neuen Amarok sitzt der Fahrer wie in einem Pkw. Digitaler Tacho, 12-Zoll-Display, Harman-Kardon-Soundanlage, elektrisch verstellbare Sitze, 360-Grad-Kamera – hört sich nicht mehr nach Nutzfahrzeug an und sieht auch nicht mehr so aus. Denn auch beim Plastik gibt es deutliche Fortschritte. Die Kunststoffe weisen gestaltete Oberflächen auf und wirken deshalb gar nicht mehr so künstlich. Auf Wunsch auch mit Kunstleder.

Mehr Luxus aus bei der Bedienung. Sowohl die Heckklappe als auch das Ladeflächen-Rollo können elektrisch bedient werden.

Das alles ist natürlich abhängig von der Ausstattung. Fünf davon hat VW. An der Spitze rangieren Aventura (flotter Straßen-Kreuzer) und PanAmericana (Gelände-Optik). Wie teuer die einzelnen Modelle werden, das ist noch nicht raus. Man rechnet mit einem Basispreis von rund 40.000 Euro. Ob das Spitzenmodell dann an das Preisniveau des Ford Rangers reicht (rund 80.000 Euro), wird man sehen.

VW Amarok gegen Ford Ranger: Welcher Pick-up darf es sein?

Raptor oder Amarok, VW oder Ford – zumindest bei der Technik wird einem die Entscheidung abgenommen, welchen Pick-up man wählen soll. Bleibt hauptsächlich die Optik. Und die ist beim Ranger kernig, selbstbewusst. Wenn man so will, vielleicht ein wenig derb. Der neue Amarok hingegen wirkt elegant und gefällig. Ein echter Ford im VW-Pelz – vielleicht das Beste aus beiden Welten. (Rudolf Bögel)

Rubriklistenbild: © VW

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