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Ein weiterer großer Autokonzern meldet sich in der Formel 1 zurück. Ford steigt ab der Saison 2026 als Red-Bull-Partner ein. Der US-Automobilhersteller verhalf einst Michael Schumacher zum ersten Titel.
München – Die Formel 1 wird um einen prominenten Namen reicher. Ford hat seine Rückkehr in die Königsklasse des Motorsports bekanntgegeben. Bill Ford, Aufsichtsratsvorsitzender des US-Automobilherstellers, betonte: „Ford schlägt ein aufregendes neues Kapitel seiner erfolgreichen Motorsporthistorie auf. Sie wurde einst von meinem Urgroßvater begründet, der mit Rennsiegen den Grundstein für den Erfolg unseres Unternehmens gelegt hat.“
2026 – im Jahr der Motoren-Reform – meldet sich der Konzern zurück, der zuletzt 2004 als Motorenlieferant für Jordan Teil der Formel 1 war. Die größten Erfolge feierte Ford in den späten 1960er und den 1970er Jahren – zwischen 1968 und 1974 wurden sieben Fahrer- und Konstrukteurstitel in Folge eingefahren. Insgesamt errang Ford 13 Fahrer- und zehn Konstrukteurs-Weltmeisterschaften.
Der letzte Triumph gelang 1994 mit Michael Schumacher im Benetton-Ford, als der Rekordweltmeister seinen ersten Titel feierte. Für Ford endete damals eine Durststrecke von zwölf Jahren.
Ford kehrt in Formel 1 zurück: US-Autobauer wird Partner von Red Bull und AlphaTauri
So lange wollen die US-Amerikaner diesmal nicht wieder auf einen Titel warten. Denn sie schließen sich mit Red Bull zusammen, aktuell dem Maß der Dinge in der Formel 1. „Es ist fantastisch, Ford durch diese Partnerschaft wieder in der Formel 1 willkommen zu heißen“, freute sich Teamchef Christian Horner bei der Präsentation des neuen Boliden für die anstehende Saison in New York City.
Der Brite lobte die „natürliche Synergie“, die bereits im ersten Moment der Gesprächsaufnahme zu spüren gewesen sei. Ford-Geschäftsführer Jim Farley sprach von einem „großen Moment für die ganze Formel-1-Familie auf der ganzen Welt“.
Ford soll in drei Jahren als strategischer Technikpartner einsteigen. Die Österreicher versprechen sich vor allem zusätzliches Know-how in den Bereichen Batteriezellen- und Elektromotortechnologie. Ford soll außerdem die Software für die Steuerung des Antriebsaggregats und für Analytik bereitstellen. Von der Zusammenarbeit soll auch das Schwesterteam AlphaTauri profitieren. Der US-Autogigant unterstützt also gleich zwei Teams – und das jeweils bis mindestens 2030.
Ford wird Red-Bull-Partner: Porsche wurde ebenfalls gehandelt
Lange hatte es Gerüchte gegeben, Porsche würde bei Red Bull einsteigen, doch eine Zusammenarbeit zerschlug sich dann doch. Es hieß, die VW-Tochter wollte für ihren Einstieg auch Anteile am Team kaufen, doch das lehnte Red Bull offenbar ab.
Möglich schien auch eine erneute Zusammenarbeit mit Honda ab 2026, nachdem sich die Japaner Ende 2021 aus der Serie zurückgezogen hatten. Seither unterstützen sie Red Bull bei der Entwicklung der Motoren jedoch weiterhin und haben sich nach dem nur halbherzigen Abschied bereits für die Saison 2026 eingeschrieben – für den Fall der Fälle.
Ford kommt wegen klimafreundlicher Entwicklungen zurück: Domenicali sieht „großartige Nachricht“
Auch über ein erneutes Ford-Engagement in der Formel 1 war zuletzt schon häufiger spekuliert worden. Nun spricht F1-Präsident Stefano Domenicali von einer „großartigen Nachricht für den Sport“. Weiter frohlockt der ehemalige Ferrari-Teamchef: „Ford besitzt als globale Marke eine fantastische Tradition sowohl im Automobilbau als auch im Motorsport. Das Unternehmen erkennt sehr genau den immensen Wert, den unsere Plattform mit mehr als einer halben Milliarde Fans auf der ganzen Welt bietet.“
Der Italiener fügte auch hinzu, Beweggründe für Ford seien die klimafreundlicheren Entwicklungen in der Formel 1. So erwähnte er „die Einführung nachhaltiger Kraftstoffe (…) und unser Bekenntnis, bis 2030 das Ziel ‚Net Zero Carbon‘ zu erreichen – also bilanziell Co2-neutral zu agieren“.
Formel 1 wird immer amerikanischer: Ford mit Rückkehr in bester Gesellschaft
Ins gleiche Horn bläst FIA-Boss Mohammed bin Sulayem. „Dieser Schritt unterstreicht einmal mehr den Erfolg des Technischen Reglements für Antriebseinheiten, das ab 2026 in Kraft tritt und unser Bekenntnis zu mehr Nachhaltigkeit und einer noch besseren Show betont.“ Wichtig sei zudem das zunehmende F1-Interesse in den USA.
In der Saison 2023 werden erstmals drei Rennen in den Vereinigten Staaten stattfinden: Zu Austin und Miami gesellt sich auch Las Vegas. Zudem gibt es mit Williams-Pilot Logan Sargeant erstmals seit Alexander Rossi im Jahr 2015 wieder einen Fahrer aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Nicht zu vergessen: General Motors positionierte sich gemeinsam mit Teambesitzer Michael Andretti offensiv für den wahrscheinlich offen werdenden Platz für einen elften Rennstall. Angekündigt wurde ein „echt-amerikanisches“ Team.
Inwiefern auch Red Bull von der Amerikanisierung ergriffen wird, muss sich dann noch zeigen. Bill Ford jedenfalls nannte als Ziel des 176-maligen Grand-Prix-Siegers, „auf einer der weltweit aufmerksamkeitsstärksten Plattformen unsere stolze Tradition in puncto Innovation, Nachhaltigkeit und Elektrifizierung zu demonstrieren“. Weitere sportliche Erfolge dürften vorgezeichnet sein. (mg)
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