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Der Ex-Trainer des VfR Aalen ist zurück im Geschäft. Im Interview spricht der 55-Jährige über seinen Job beim TSV Buchbach, fast 300 WhatsApp und die Schadenersatzklage.
Buchbach
Wie passt das zusammen? Der unscheinbare Regionalligist TSV Buchbach setzt im Abstiegskampf auf den polarisierenden Uwe Wolf als neuen Trainer. Der 55-Jährige hat jedenfalls gleich mal den Trainingsumfang erhöht. „Es geht aber nicht darum, dass ich die Jungs kaputt mache“, sagt der Fußballlehrer im Interview. Und er verrät, welche Spieler des VfR Aalen er „mit Kusshand“ nehmen würde.
Herr Wolf, mussten Sie lange überlegen, als der Anruf vom TSV Buchbach kam?
Wolf: Nein. Ich wurde gefragt, wann ich anfangen könnte. Ich sagte: „sofort“. Es waren zwei Anrufe, dann war alles fix.
Da heißt, Sie haben nicht um Bedenkzeit gebeten?
Nein, ich war jetzt lange genug daheim und habe den Fußball nur von der Tribüne aus gesehen. Für mich war der Zeitpunkt gekommen, und die sportliche Situation beim TSV Buchbach ist so, dass wir es schaffen können.
Das Team hat zwei Punkte Rückstand auf einen Relegationsplatz.
Ja, aber mein Anspruch ist es, dass wir es direkt schaffen. Der TSV Buchbach ist ein Sinnbild für die Regionalliga Bayern, er ist seit der Gründung der Liga mit dabei. Meine Motivation ist daher groß, und ich freue mich auf diese Herausforderung.
Sie haben gleich am ersten Tag den Trainingsumfang erhöht.
Stimmt. Die Spieler hier sind alle Amateure und haben bislang dreimal die Woche trainiert. Ab sofort trainieren wir täglich am frühen Abend.
Wie kam das an?
Sehr gut. Es geht ja nicht darum, dass ich die Jungs kaputt mache. Sondern um Inhalte, die wir dann am Spieltag umsetzen. Ich muss den Spielern jetzt schnell meine Philosophie vermitteln. Es ist doch ganz einfach: ohne Fleiß kein Preis. Wir können mit Motivation, Leidenschaft und Zusammenerhalt unser Ziel erreichen.
Sie haben Ihre Sperre als Trainer verbüßt, die Bewährung läuft aber bis Jahresende. Ändert das etwas an Ihrem Coaching?
Wenn ich hier auf dem Sofa sitze, sage ich, dass ich mich zurückhalten muss. Aber wenn das Spiel erst einmal angepfiffen ist, dann lebe ich für den Fußball. Ich brenne für den Fußball. Da ist es auch völlig egal, ob ich 1860 München in der 2. Bundesliga trainiere oder den SV Mehring in der Kreisliga. Ich bringe Feuer und Leidenschaft rein, dafür wurde ich geboren. Aber wenn ein Verein mich verpflichtet, dann weiß er, dass ich mehr polarisiere als ein anderer Trainer.
Der TSV Buchbach ist ein kleiner Verein. Wie hat das Umfeld auf Ihre Verpflichtung reagiert?
Sehr gut. Das ist das Schöne an so einem Dorfverein. Die Medien sehen es durchweg positiv. Das wäre bei einem größeren Verein vielleicht anders gewesen. Da wäre in den Medien wieder ein Fass aufgemacht worden.
Sie meinen Ihre Trennung beim VfR Aalen, als Sie mit schweren Vorwürfen konfrontiert wurden. War es deshalb wirklich schwerer für Sie, einen neuen Job zu finden?
Auf jeden Fall. Letzten Endes war das Rufschädigung, und so geht man nicht mit einem Angestellten um. Das haben mir auch andere Trainerkollegen gesagt. Aber das Kapitel VfR Aalen ist für mich abgeschlossen.
Ist die Klage auf Schadenersatz auch vom Tisch?
Da kümmert sich ausschließlich mein Anwalt drum. Aber wir bestehen natürlich auf die Zahlung von Schadenersatz, daran ändert die Insolvenz des VfR Aalen nichts.
Kamen aus Aalen auch Glückwünsche zum neuen Job?
Ich habe generell noch nie so viele Glückwünsche bekommen. Ich glaube, es waren 200 oder 300 WhatsApp. Und natürlich auch viele aus Aalen. Von Fans, von meinem ehemaligen Funktionsteam und auch von meinen früheren Spielern. Die sagen: „Wenn's einer schafft, dann Du.“ Es ist nicht mehr das klassische Spieler-Trainer-Verhältnis. Sondern eher Freundschaft.
Hätten Sie gerne den einen oder anderen Spieler des VfR Aalen jetzt in Ihrem Kader?
Oh ja, viele sogar. Und das soll jetzt keineswegs despektierlich gegenüber meinen neuen Jungs beim TSV Buchbach sein. Aber Spieler wie Mark Müller, Alessandro Abruscia, Leon Volz, Tim Schmidt, Sean Seitz oder Eduard Heckmann würde ich mit Kusshand nehmen. Ach, es waren alles tolle Jungs in Aalen. Ich bin mir sicher, dass wir auf dem richtigen Weg waren - man hat es uns nur nicht zu Ende führen lassen.
Schafft der VfR Aalen in dieser Saison den Klassenerhalt?
Für den VfR Aalen wird's genauso schwierig wie für uns beim TSV Buchbach.