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Update vom 5. Mai, 12.30 Uhr: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach am Dienstag in einer Pressekonferenz über die Lockerungen hinsichtlich der Kitas und der Schulen. Vorsicht sei geboten, so Markus Söder. Einerseits gebe es Eltern, die die Betreuung benötigen würden, andere Eltern seien sehr besorgt. „Unser Ziel ist es, dass bis Pfingsten bis 50 Prozent der Kinder in den Kitas wieder betreut werden.“ Nach Pfingsten soll dann der andere Teil folgen, so Söder. Ab dem 25. Mai sollen alle Vorschulkinder folgen.
Das gleiche System verfolge man auch in den Schulen. Ziel sei, dass alle Schüler im laufenden Schuljahr noch zurück in den Unterricht kehren können. Vorerst sei außerdem eine Teilung von Klassen vorhergesehen, die Maskenpflicht gelte nicht im Unterricht jedoch in den Pausen. Bis Pfingsten gebe es außerdem eine gelockerte Präsenzpflicht für die Schüler.
Verfolgt werde dabei ein Vier-Stufen-Plan, wie Kultusminister Michael Piazolo mitteilte. Die erste erfolgte bereits am 27. April, als Abschlussklassen zurück in den Unterricht kehren durften. Zweiter Schritt: Am 11. Mai sollen die Vorabschlussklassen zurückkehren sowie die vierten Klassen der Grundschule. Das sei nun beschlossen. Drittens: Am 18. Mai und am 25. Mai sollen auch die jüngeren Schüler der jeweiligen Schulart zurückkehren. Am 15. Juni soll der vierte Schritt kommen mit den restlichen Stufen, „wenn das Infektionsgeschehen es zulässt“, so Piazolo.
Update vom 5. Mai, 10.55 Uhr: Wie die Deutsche Presseagentur (DPA) berichtet, sollen in Mecklenburg-Vorpommern die wegen des Coronavirus erlassenen Einschränkungen in der Kinderbetreuung deutlich gelockert werden. Für die rund 4.500 Kinder bei Tagesmüttern und Tagesvätern soll nach Informationen der DPA am 11. Mai die reguläre Betreuung wieder beginnen. Eine Woche später, am 18. Mai, sollen nach Plänen des Sozialministeriums dann alle 13.600 Vorschulkinder in die Kita zurückkehren können. Die Pläne sollen am Donnerstag Thema im Kabinett sein.
Auch Niedersachsen hat eine Lockerung der Corona-Einschränkungen in der Kinderbetreuung angekündigt. Dort soll die Tagespflege zum 11. Mai wieder öffnen.
Update vom 4. Mai, 11.42 Uhr: Die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hat das Fehlen des Familienministeriums im Corona-Kabinett kritisiert. „Familien tragen eine besonders große Last in dieser Krise tragen“, betonte Göring-Eckardt im Gespräch mit der Bild am Sonntag. Der Grünen-Politikerin sei es daher völlig unverständlich, dass die Familienministerin maximal „ein Beiboot“ sei. „Offenbar war es weder Merkel noch Scholz wichtig genug, Familien in den Fokus zu nehmen“, kritisierte die Ministerin. Es sei enttäuschend, dass Ministerin Franziska Giffey (SPD) nicht darum kämpfe, im Zentrum der Entscheidungen mitzureden.
Im Corona-Kabinett, das immer montags und donnerstags zusammenkommt, haben nur Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sowie die Ressorts Außen, Innen, Finanzen und Verteidigung Stammplätze. Giffey verteidigte gegenüber der Bild-Zeitung die Zusammensetzung: „Das Corona-Kabinett ist absichtlich klein gehalten. Das ist sinnvoll“, sagte sie. Bei den Donnerstagssitzungen werden, je nach Tagesordnung, Fachminister hinzugezogen. Giffey wies darauf hin, dass sie an zwei Donnerstagssitzungen teilnehmen durfte und betonte: „Ich habe mich in der Debatte um Lockerungsschritte sehr für die Interessen von Kindern und Eltern eingesetzt - in internen Abstimmungen und in der Öffentlichkeit.“
Erstmeldung vom 4. Mai 2020:
Berlin/Düsseldorf - Wie es mit der schrittweisen Öffnung von Schulen und Kitas inmitten der Corona-Krise weitergehen soll, darüber wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder am kommenden Mittwoch entscheiden. Und schon vorab kommt aus Nordrhein-Westfalen Druck. NRW-Landesfamilienminister Joachim Stamp (FDP) hat mit einem Alleingang bei der Öffnung von Kitas gedroht, falls Merkel mit den Länderchefs am Mittwoch keinen einheitlichen Öffnungskurs beschließen sollte.
„Ich möchte jetzt gerne unseren Weg gehen“, sagte der stellvertretende NRW-Ministerpräsident im Podcast „Morning Briefing“ von Gabor Steingart. Weiter betonte er: „Wir lassen uns nicht noch eine Woche vertrösten.“ Stamp möchte einen „improvisierten Betrieb“ der Kitas. Dieser solle ermöglichen, dass Kindern wieder möglichst zügig Zugang verschafft werde und „Tagespflegepersonen und Erzieher sich sicher fühlen auch in Zeiten der Pandemie“, so Stamp.
Der FDP-Politiker kritisierte, dass die Situation von Familien und Kindern während der Corona-Krise in den vergangenen Tagen zu kurz gekommen sei. Außerdem betonte Stamp, dass die Familienminister der Länder „klare Wege aufgezeigt“ und ein „Konzept der schrittweisen Öffnung“ vorgelegt hätten. Der NRW-Familienminister spricht in diesem Zusammenhang von vier Phasen, angefangen mit der Notbetreuung über die erweiterte Notbetreuung bis zum improvisierten Regelbetrieb und schließlich dem Regelbetrieb. Mittlerweile sei die Phase zwischen erweiterter Notbetreuung und improvisiertem Regelbetrieb erreicht - „wenn man uns den machen ließe“, monierte Stamp.
Während der Familienminister auf eine zügige weitere Öffnung der Kitas drängt, lieferte ein Forscherteam um den Berliner Virologen Prof. Christian Drosten* Erkenntnisse zum Coronavirus, die die Forderung von Stamp nicht unterstützen. Der Studie zufolge sind Kinder in der Coronavirus-Pandemie vermutlich genauso ansteckend wie Erwachsene*. Die Wissenschaftler warnen deshalb vor einer uneingeschränkten Öffnung von Schulen und Kindergärten in Deutschland. Wie das Team von der Berliner Charité berichtet, unterscheide sich die in den Atemwegen nachweisbare Zahl der Viren bei verschiedenen Altersgruppen nicht.
Inwieweit Kinder das Virus an andere weitergeben, sei bisher unklar, heißt es in der vorab veröffentlichten und noch nicht von unabhängigen Experten geprüften Studie. Die Untersuchung der Übertragbarkeit durch Kinder sei zudem schwierig, gerade weil die Schulen früh geschlossen wurden und das Virus vor allem in der Anfangsphase der Epidemie vor allem von erwachsenen Reisenden weitergegeben wurde. Außerdem hätten Kinder oft nur leichte oder keine Symptome* und würden daher seltener getestet.
In Proben von 3712 Infizierten hatte das Team um Drosten nun die Menge an Sars-CoV-2-Viren bestimmt. Dabei fanden sie keinen Unterschied in der Viruslast zwischen verschiedenen Altersgruppen. Die Schlussfolgerung der Forscher: Bei der Beurteilung der Ansteckungsgefahr* in Schulen und Kindergärten müssten die gleichen Annahmen zugrunde gelegt werden, die auch für Erwachsene gelten.
Sie räumten zwar auch ein, dass es Argumente gebe, denen zufolge Kinder weniger ansteckend seien als Erwachsene. Etwa, dass sie meist keine Symptome haben* und daher weniger husten. Auf der anderen Seite seien sie aber körperlich und sozial viel aktiver.
Drosten berichtete unter Bezugnahme auf eine „Science“-Studie in seinem NDR-Podcast davon, dass Kinder und Erwachsene offenbar ein unterschiedlich großes Ansteckungsrisiko haben: Kinder seien - stark vereinfacht gesagt - für eine Coronavirus-Infektion nur ein Drittel so anfällig wie Erwachsene. Der Virologe gab jedoch zu Bedenken, dass sich das vielleicht durch das Verhalten wieder ausgleiche - zum Beispiel, weil Kinder untereinander viel intensivere Kontakte hätten.
Auch Lothar Wieler, der Leiter des Robert-Koch-Instituts, betonte am Donnerstag, dass Kinder für die Ausbreitung wohl dieselbe Rolle spielten wie Erwachsene. „Sie können angesteckt werden, sie können das Virus ausscheiden und andere anstecken“, sagte er.
Stamp bringen diese Erkenntnisse aber offenbar nicht von seinem Kurs ab. Er pocht darauf, dass die Länder „ihre Freiheit“ bräuchten, da die Corona-Pandemie in den Ländern unterschiedlich verlaufe. Doch obwohl NRW eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Bundesländer ist, kritisierte Stamp das stufenweise und vorsichtige Vorgehen der Regierung in Form von regelmäßigen Beratungen mit den Länderchefs Stamp scharf. Es sei „kein Dauerzustand“, dass alleine die Kanzlerin mit den 16 Ministerpräsidenten bestimme, „was geht und was nicht geht“. Ob es in puncto Kita-Öffnung zum Alleingangs Nordrhein-Westfalens kommt, hängt nun wohl maßgeblich vom Ergebnis der Bund-Länder-Beratungen am Mittwoch ab.
Übrigens: Tipps, wie man Kinder in der schul- und kitafreien Zeit beschäftigen kann, erhalten Sie im folgenden Video.
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cia mit AFP und dpa