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Donald Trump nennt Coronavirus „Kung Flu“ - keine Sicherheitsabstände bei Wahlkampf in Arizona

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Von: Marvin Ziegele, Christian Stör

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Während Donald Trump in einer Kirche in Arizona Wahlkampf mit rassistischen Begriffen macht, geraten auf der Straße Demonstranten und Polizisten aneinander.

Update vom Mittwoch, 24.06.2020, 09.34 Uhr: Trotz Rassismus-Vorwürfen hält US-Präsident Donald Trump an seiner Bezeichnung „Kung Flu“ für das Coronavirus fest. Trump sagte am Dienstag bei einem Auftritt vor jubelnden Anhängern in Phoenix (Arizona), er kenne „19 oder 20 Namen“ für das Virus, das zunächst in China festgestellt worden war und sich dann über die Welt verbreitete.

Donald Trump im Wahlkampf: Rassismus in Tulsa und Arizona

„Es gab noch nie etwas, wofür es so viele Namen gab“, sagte Trump. Als aus dem Publikum „Kung Flu“-Rufe ertönten, sagte der US-Präsident unter Applaus: „Kung Flu, ja, Kung Flu.“ Im Gegensatz zu Tulsa, bei der Trump eine Schlappe wegen geringer Besucherzahl erlitt, war der Veranstaltungsort in Phoenix gut gefüllt – von Sicherheitsabständen zwischen den Teilnehmern war nichts zu sehen. 

Dabei hat die USA die meisten nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen weltweit zu verzeichnen. Knapp 2,3 Millionen Corona-Fälle haben die Vereinigten Staaten seit dem Beginn der Pandemie vermeldet, mehr als 120.000 Menschen starben nach einer Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2.

Von Abstand ist nichts zu sehen: Donald Trumps Auftritt in Phoenix.
Von Abstand ist nichts zu sehen: Donald Trumps Auftritt in Phoenix. © AFP

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, war am Dienstag vor Trumps Auftritt in Arizona bei einer Pressekonferenz gefragt worden, warum Trump den als rassistisch empfundenen Begriff „Kung Flu“ benutze. 

Donald Trump und die „Kung Flu“

McEnancy widersprach der Einschätzung, dass der Begriff rassistisch sei, und sagte, Donald Trump wolle mit dem Begriff nur auf die Herkunft des Virus aufmerksam machen. Dem US-Präsidenten wird regelmäßig vorgeworfen, von seiner Verantwortung von den verheerenden Folgen des Virus in den USA ablenken zu wollen.

Während Donald Trumps Auftritt in Arizona kam es zu Unruhen in Phoenix, wie der TV-Sender „Arizona Family“ berichtet. Einige hundert Demonstranten versammelten sich vor der Dream City Church, um gegen Trumps Erscheinen in der Stadt zu protestieren. Die Polizei von Phoenix soll Blendgranaten und Pfefferspray gegen die Demonstranten eingesetzt haben. 

Von Abstand ist nichts zu sehen: Donald Trumps Auftritt in Phoenix.
Von Abstand ist nichts zu sehen: Donald Trumps Auftritt in Phoenix. © SAUL LOEB / AFP

Donald Trump auf Tour: Corona-Wundermittel für den nächsten Wahlkampf-Auftritt

Update, 21.35 Uhr: Donald Trump ist wieder voll in seinem Element. Der Kampf gegen illegale Einwanderer ist so ganz nach seinem Geschmack, anders als der Kampf gegen das Coronavirus. Deshalb machte er sich heute auf den Weg nach Arizona, um dort die Mauer an der Grenze zu Mexiko zu besuchen. 

Die erstreckt sich bisher über 216 Meilen (knapp 350 Kilometer), soll aber noch deutlich ausgebaut werden. Um illegale Grenzübertritte von Migranten abzuwehren, soll die Hälfte der rund 3200 Kilometer langen Grenze mit einer Mauer versehen werden.

Grenzschutzbehörden können Migranten seit März nach einem illegalen Grenzübertritt in ihre Heimatländer zurückschicken. Begründet wurde die Maßnahme mit der Corona-Krise. Damit sei „eine Coronavirus-Katastrophe an der südlichen Grenze“ abgewendet worden, sagte Trump nun bei seinem Besuch. Die Bürgerrechtsorganisation ACLU hatte Trump im Mai vorgeworfen, „eine Gesundheitskrise auszunutzen, um sein langgehegtes Ziel zu erreichen, Asyl an der Grenze zu beenden“.

Donald Trump auf dem Weg nach Arizona

Erstmeldung vom Dienstag, 23.06.2020: Washington/Phoenix – Donald Tump ist wieder auf Tour. Nur wenige Tage nach dem Flop von Tulsa versucht der US-Präsident nun woanders wieder Boden zu gewinnen. Ziel seiner Reise am heutigen Dienstag (23.06.) ist diesmal der US-Bundesstaat Arizona, der bei der Präsidentschaftswahl im November eine entscheidende Rolle spielen könnte. 

Laut aktuellen Umfragen gehört Arizona in diesem Jahr zu den sogenannten „Battleground States“, in denen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und seinem designierten Herausforderer Joe Biden* erwartet wird.

Donald Trump spricht vor Studenten in einer Kirche 

Zunächst wird Donald Trump in Yuma erwartet, wo er mit Hilfe seines Wahlkampfthemas von 2016 wieder durchzustarten versucht. Denn wo könnte er den Kampf gegen illegale Einwanderung besser feiern, als bei einer Veranstaltung anlässlich der Fertigstellung von 200 Meilen (320 Kilometer) Mauer an der Grenze zu Mexiko.

US-Präsident Donald Trump im Wahlkampf
US-Präsident Donald Trump im Gespräch mit Journalisten auf dem Weg nach Arizona. Im Hintergrund wartet "Marine One". © afp

Doch damit nicht genug. Anschließend reist er zusammen mit seinem Sohn Donald Junior nach Phoenix, wo beide bei einem Treffen junger Studenten in der „Dream City Church“ vor etwa 3000 Menschen Reden halten werden. Ob so viele Studis kommen werden, ist unklar, zumindest aber verfügt die Kirche über so viel Plätze. 

Bürgermeisterin von Phoenix bittet Donald Trump, eine Maske zu tragen

Dass in Arizona in den letzten Tagen und Wochen die Zahl der Corona-Infizierten deutlich gestiegen ist, kümmert Trump dabei recht wenig. Auch die Bitte von Kate Gallego, der Bürgermeisterin von Phoenix, angesichts der Corona-Entwicklung in Arizona bei seinen Auftritten doch bitte eine Maske zu tragen, dürfte Trump kaum interessieren.

Nein, die Coronavirus-Fälle würden ihm keinerlei Sorgen bereiten, machte Trump in einem Interview mit dem TV-Sender ABC15 deutlich: „Ich werde eine Rede für eine Gruppe halten, die eine sehr, sehr gute Gruppe ist. Alles junge Leute. Ich fahre nach Arizona. Es ist ein großartiger Staat.“

Trump-Wahlkampf in Kirche: Mitglieder setzen auf Corona-Wundermittel 

Vielleicht macht sich Trump auch deswegen keine Sorgen, weil die Kirche eine geradezu göttlich anmutende Lösung für die Corona-Pandemie gefunden zu haben behauptet. Auf Facebook haben ihre Kirchenfürsten nämlich gerade verkündet, dass sie eine neuartige Technik installiert hätten, die innerhalb von nur zehn Minuten mindestens 99 Prozent aller Coronaviren gänzlich abtöte

Wie dieses Phänomen zustandekommt? Durch „Ionisation“. Das ist durchaus nicht völlig abwegig, ganz so einfach funktioniert es dann aber doch nicht.

Entwickelt wurde das Wundermittel von einer ortsansässigen Firma, die sich zufälligerweise im Besitz von Kirchenmitgliedern befindet. Damit dürfte sich anschließend sicher viel Geld machen lassen. Vielleicht wird Donald Trump ja demnächst Geld in die Firma investieren. (Von Christian Stör)

*fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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