- VonJoachim Willeschließen
Deutschland gehört im Jahr 2018 erstmals zu den am stärksten von Extremwetter betroffenen Staaten. Das ist das Ergebnis des Globalen Klima-Risiko-Index (KRI) von Germanwatch.
Madrid – Es ist eine Tradition auf den Weltklimagipfeln. Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch veröffentlicht hier seit 2006 stets ihren Globalen Klima-Risiko-Index (KRI). In der neuen Ausgabe für 2018 findet sich erstmals Deutschland unter den drei am stärksten von Extremwetter betroffenen Staaten weltweit.
Grund dafür sind die Hitzewellen, die Rekorddürre und schwere Stürme in diesem Jahr. Vorgestellt wurde sie am Mittwoch auf der Klimakonferenz in Madrid. Nur Japan und die Philippinen waren 2018 laut KRI noch stärker von Extremwetterereignissen betroffen. Im Langfristindex – erstellt für 1999 bis 2018 – sind Puerto Rico, Myanmar und Haiti die am massivsten von Stürmen, Überflutungen und Dürren heimgesuchten Länder.
Extremes Wetter und Klimawandel: Deutschland weltweit mit am stärksten betroffen
Das Jahr 2018 markiert hierzulande einen Einschnitt. Es war das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, im Sommer fielen nur 61 Prozent der üblichen Regenmenge, 70 Prozent der Böden waren von Dürre betroffen. Insgesamt wurden rund 4,5 Milliarden Euro Schäden durch Wetterextreme verursacht.
Hauptursachen waren neben Hitze und Trockenheit, die Ernteausfälle und Waldschäden verursachten, vor allem die Orkantiefs Friederike im Januar und Fabienne im September. Den Hitzewellen werden zudem rund 1200 vorzeitige Todesfälle zugerechnet. Deutschland, im KRI-Index 2017 noch auf Platz 40, kam so in die – negative – Spitzengruppe.
Germanwatch-Experte Maik Winges kommentierte: „Der Klima-Risiko-Index zeigt, dass massive Klimawandelfolgen weltweit zunehmen.“ Sie träfen immer öfter auch Industrienationen wie Deutschland oder Japan, das diesmal sogar von allen Ländern am stärksten zu leiden hatte. Dort gab es 2018 drei außergewöhnliche Extremwetterereignisse, zuerst Sturzfluten mit Schlammlawinen, dann eine schwere Hitzewelle und später den stärksten Taifun seit 25 Jahren. Die Gesamtschäden betrugen umgerechnet rund 32,2 Milliarden Euro.
Wetter: Folgen des Klimawandels nehmen auch in Deutschland zu
Winges betonte aber, dass die ärmsten Staaten der Welt im Vergleich immer noch den größeren Risiken ausgesetzt seien. Zudem würden die Schäden in diesen Ländern wegen der schlechteren Datenlage eher unterschätzt. In Teilen Afrikas beispielsweise fehle es bisher an umfassenden Informationen über die Folgen von Hitzewellen.
Der Langfristindex für die vergangenen 20 Jahre zeigt, dass sieben der zehn am stärksten betroffenen Staaten Entwicklungsländer mit niedrigem oder niedrigem mittleren Einkommen sind. Die Insel Puerto Rico, ganz oben platziert, benennt Germanwatch als Beispiel für die wachsende Zahl von Ländern, in denen ein einziger verheerender Hurrikan so massive Schäden hinterlässt, dass dort viele Jahre für den Wiederaufbau gebraucht werden. Hinzu komme, dass in Staaten wie Haiti, den Philippinen oder Pakistan extreme Wetterlagen in so kurzen Abständen wiederkehrten, dass die betroffenen Regionen kaum Gelegenheit hätten, sich davon zu erholen.
Wetter: Arme Länder brauchen mehr Unterstützung wegen Klimawandel als Deutschland
„Dies zeigt, wie wichtig es ist, dass arme Länder nicht nur bei der Anpassung an den Klimawandel, sondern auch bei nicht mehr vermeidbaren Schäden und Verlusten Unterstützung von den Hauptverursachern des Klimawandels erhalten“, sagte Vera Künzel, Co-Autorin des Index. Auf dem Madrid-Gipfel ist das eines der hart umstrittenen Hauptthemen. Hier soll der bereits 2013 beschlossene „Warschau-Mechanismus“ umgesetzt werden, über den arme Länder Hilfen von Industriestaaten bekommen sollen. Bislang ist immer noch offen, wie der Umfang der benötigten Gelder ermittelt wird und von wem und wie sie aufgebracht werden.
Weltweit forderten laut dem Report in den vergangenen 20 Jahren mehr als 12.000 extreme Wetterereignisse knapp 500.000 Todesopfer und verursachten rund 3,5 Billionen US-Dollar Schäden (in Kaufkraftparitäten gerechnet). Der KRI wird auf der Grundlage von Daten des Rückversicherers Munich Re sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF) erstellt.
Von Joachim Wille
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