Für Kinder in der Ukraine: Russischer Nobelpreisträger versteigert Millionen-Medaille
Der russische Journalist Dmitri Muratow hat seine Friedensnobelpreis-Medaille verkauft. Die hohe Summe soll Kindern aus der Ukraine zugutekommen.
New York – Für umgerechnet rund 98 Millionen Euro hat der russische Journalist und Regierungskritier Dmitri Muratow in New York seine Friedensnobelpreis-Medaille versteigert. Der Erlös über 103,5 Millionen US-Dollar sei bereits überwiesen worden, bestätigte das Auktionshaus Heritage Auctions im texanischen Dallas der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Medienberichten zufolge ist nie zuvor mehr für eine Nobelpreismedaille gezahlt worden.
Im Vorfeld der Auktion war angekündigt worden, dass der Erlös über das UN-Kinderhilfswerk Unicef Flüchtlingen aus der Ukraine zugutekommen wird, die aufgrund von Russlands Angriffskrieg ihre Heimat verloren haben. Seit Anfang Juni waren online Gebote angenommen worden. Das höchste und letzte Gebot stammte von einem bislang anonymen Bietenden per Telefon.
Medaille für Ukraine-Geflüchtete verkauft: Friedensnobelpreisträger von Erlös überrascht
Die Auktion sei sehr rege gewesen, es habe viel Applaus gegeben. Bietende hätten sich einander angefeuert, um die Summe zu erhöhen. Muratow wurde dabei beobachtet, wie er Videos aufnahm. Das berichtet die Moskow Times. Als das letzte Gebot eintraf, das um mehrere zehn Millionen Dollar über dem vorherigen Angebot lag, zeigten sich viele im Saal schockiert, auch Muratow selbst.
Muratow, Chefredakteur der unabhängigen, kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“, hatte bereits im März erklärt, seine Alfred-Nobel-Medaille versteigern zu lassen. Er hatte im vergangenen Jahr zusammen mit der philippinischen Journalistin Maria Ressa wegen seiner Verdienste um die Meinungsfreiheit den Friedensnobelpreis bekommen. Im Rahmen der Ehrung erhielten Muratow und Ressa ein Preisgeld von umgerechnet mehr als 960 000 Euro. Der 60-jährige Muratow spendete seinen Anteil für soziale Zwecke.

Kritik gegen Putins Ukraine-Krieg: Muratow musste Erscheinen der „Nowaja Gaseta“ aussetzen
Mehrfach hatte Muratow bereits Kremlchef Wladimir Putins Ukraine-Krieg kritisiert. Schließlich hatte die „Nowaja Gaseta“ ihr Erscheinen im März nach mehreren Verwarnungen der russischen Behörden einstellen müssen.
Während einer Zugfahrt in Russland im April wurde Muratow zudem Opfer eines Angriffs. Die Täter attackierten ihn mit einem Gemisch aus Ölfarbe und Aceton, was bei ihm eigenen Angaben zufolge „fürchterliches“ Augenbrennen verursachte. Seit 2000 wurden insgesamt sechs Journalisten und Journalistinnen der „Nowaja Gaseta“ vor dem Hintergrund ihres Berufs getötet. Im Jahr 2006 etwa verlor die Investigativreporterin Anna Politkowskaja ihr Leben. (tk mit afp/dpa)