Bericht: Emirat Katar vor Einigung mit Porsche

Frankfurt/Main - Das Wüstenemirat Katar will nach einem Bericht dem verschuldeten Autobauer Porsche helfen.
Das meldet das Nachrichtenmagazin Focus. Der Emir soll Porsche-Chef Wendelin Wiedeking mündlich zugesagt haben, mit seinem Staatsfonds in das deutsche Autogeschäft einzusteigen, schreibt das Blatt.
Ein Porsche-Sprecher sagte am Wochenende , zu laufenden Verhandlungen äußere man sich nicht. Man stehe mit Investoren in Kontakt. Auch der Staatsfonds von Katar lehnte einen Kommentar ab. Dem “Focus“ zufolge ist noch kein Vertrag unterschrieben, weil über zwei Varianten noch verhandelt werde. Gehandelt werde ein Einstieg bei Volkswagen über den Kauf von Aktienoptionen von Porsche.
Der Sportwagenbauer würde die Optionen an das Emirat verkaufen, so dass der Staat VW-Aktionär werden würde und Porsche einen Großteil seiner Schulden loswäre. Die Alternative wäre der direkte Einstieg bei der Porsche-Holding, die 51 Prozent der VW -Anteile besitzt. Die Entscheidung werde bis Mitte Juni erwartet, schreibt der “Focus“.
Keine Einwände von VW-Großaktionär Niedersachsen
Der niedersächsische Ministerpräsident und VW -Aufsichtsrat Christian Wulff ( CDU ) hat nach eigenen Worten keine Einwände gegen einen Einstieg des Emirs. “Ich habe von Anfang an auch dieses Modell in Betracht gezogen. Ein Investor würde Porsche deutlich entlasten und auch den Eigentümerfamilien helfen“, sagte Wulff dem “Focus“. In zwei, drei Wochen müsse klar sein, ob Porsche und VW zu einem strategischen Konzern zusammenwüchsen oder ob die Porsche-Holding selbstständig bleibe. “Dann müssen sie ihre Probleme allerdings auch alleine lösen. Porsche braucht VW und nicht umgekehrt.“
VW -Arbeitnehmervertreter verlangten, in die Verhandlungen einbezogen zu werden. “Sollte das Emirat Katar an einen Einstieg bei Volkswagen denken, dann gehen wir davon aus, dass es rechtzeitig den Dialog mit den Arbeitnehmern von Volkswagen suchen wird“, erklärte der Sprecher des VW -Konzernbetriebsrates, Gunnar Kilian. Wer Anteilseigner bei Volkswagen werde, habe Verantwortung für über 360.000 Beschäftigte in der ganzen Welt. “Das muss dem Emirat Katar vor einer Entscheidung bewusst sein.“ Der vergleichsweise kleine Autobauer Porsche wollte VW eigentlich übernehmen und häufte so Milliardenschulden an. Jetzt soll ein integrierter Konzern aus beiden Unternehmen geschaffen werden. Die Verhandlungen dafür laufen derzeit.
Porsche in reichen Golfstaaten beliebt
In dem Staatsfonds QIA legt der Energieexporteur Katar seine Gewinne an. Er hat Beteiligungen an bekannten europäischen Unternehmen wie der britischen Bank Barclays, der Londoner Börse oder der Schweizer Großbank Credit Suisse. Anders als bei benachbarten Golfstaaten gibt es bislang keine größeren Investitionen in Autofirmen. Katar hat aber schon Interesse an deutschen Autoherstellern bekundet und im April die Verhandlungen mit Porsche bestätigt.
Sportwagen von Porsche und vor allem der geländefähige Porsche Cayenne sind weit verbreitet in Golfstaaten wie Katar, Saudi-Arabien oder in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Einstieg Katars bei Porsche wäre nicht das erste Investment aus dem Nahen Osten bei einem deutschen Hersteller: Im März kaufte ein Fonds aus Abu Dhabi 9,1 Prozent der Daimler-Anteile.
ap