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Schwere Vorwürfe gegen Möbelhaus - Ikea angeblich gar nicht nachhaltig

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Ikea wird mit Vorwürfen konfrontiert, das Thema Nachhaltigkeit sei nur eine Marketinglüge
Ikea wird mit Vorwürfen konfrontiert, das Thema Nachhaltigkeit sei nur eine Marketinglüge. © Christoph Hardt/imago-images

Ikea schmückt sich gerne mit dem Bild der naturverbundenen Schweden. Insider halten dieses Image für ein Marketingmärchen - und erheben schwere Vorwürfe.

München - Die verkaufspsychologischen Tricks von Ikea wurden kürzlich in einer etwas überspitzten TV-Reportage akribisch unter die Lupe genommen. In dem ZDF-Bericht (in der Mediathek verfügbar) wird die größte Einrichtungskette der Welt wegen eines weiteren Punktes in ein kritisches Licht gerückt - es geht um das Thema Nachhaltigkeit.

Ein anonymer Umweltaktivist kenne die Lieferwege und Subunternehmen des Möbelgiganten gut und erhebt schwere Vorwürfe über die Herkunft der Produktionsmaterialen, insbesondere Holz. „Ich kenne den Preis, den die Umwelt für Ikea zahlt“, lässt der Insider wissen. „Alva“, so sein Name, führt das Kamerateam zu einem gerodeten Hang in geschützten Wäldern Rumäniens. Dort befinde sich ein Stiftungsgeflecht der zu Ikea gehörenden Ingka-Investments.

Hier würde das Unternehmen legitimierten Kahlschlag betreiben und bewaldete Flächen unwiderruflich in „Mondlandschaften“ verwandeln. Europäische Umweltstandards würde der schwedische Konzern völlig außer Acht lassen.

Ikea mit gigantischem Holzverbrauch: Ausbeutung der Natur als Geschäftsmodell?

Dabei ist der Holzverbrauch des schwedischen Möbelriesen gigantisch: Ein Prozent der weltweiten Holzernte würde alljährlich in den Produkten des Handelsriesen landen. Zuletzt beteuerte Ikea, dass über 98 Prozent des natürlichen Rohstoffes aus nachhaltigen Quellen entstamme. Der anonyme Insider erklärt jedoch, dass das Unternehmen nach wie vor Holz aus fragwürdigen Quellen beziehe. Erst kürzlich kamen neue Vorwürfe auf, Ikea verwende für seine Kindermöbel illegales Holz aus geschützten Wäldern Russlands*.

Auch in rumänischen Urwäldern würden illegale Rodungen stattfinden, behauptet der Aktivist in der TV-Doku. Zudem seien gewaltsame Übergriffe gegen Förster und Naturschützer an der Tagesordnung - und blieben zumeist ungeahndet. Wie ausgeprägt die Umweltschädigung ist, zeige auch ein Blick auf die Statistik: Danach seien in Rumänien seit 2001 aufgrund kommerzieller Rodung über 400.000 Hektar Wald verschwunden.

Mit den Anschuldigungen konfrontiert, erklärt Ikea in einer Stellungnahme: „Hierbei (Rumänien, d. Red.) handelt es sich um einen natürlichen Teil einer verantwortungsvollen Waldbewirtschaftung (...). Die bisherigen Bestände waren ungesund und überwuchert von verschiedenen Arten, die dem natürlichen Waldtyp nicht angemessen sind.“

Eine weitere Insiderin, die selbst als Angestellte bei dem Unternehmen tätig war, hält die aktuelle Ikea-Kampagne („Nachhaltigkeit darf kein Luxus sein“) für „Greenwashing“ zur Bedienung des Zeitgeistes - und nicht etwa, um wirklich etwas zu verändern. Außerdem sei Ikea der Erfinder der „Wegwerfmöbel“ und daher verschwenderisch im Hinblick auf Ressourcen.

Ikea: Möbelriese spielt mit schwedischem Klischee - Dabei kommt das meiste aus China

In der ZDF-Doku „Die Insider“ wird die These erhoben, Möbelgigant Ikea spiele mit dem naturverbundenen Klischee seiner Herkunft, in Wirklichkeit würden jedoch gerade mal vier Prozent der Produkte aus Schweden stammen. Vielmehr sei China jenes Land, aus dem die meisten Erzeugnisse kämen - mit 28 Prozent. Außerdem wird in dem ZDF-Bericht erklärt, dass Ikea-Gründer Ingvar Kamprad den Hauptsitz des Milliardenkonzerns in die Niederlande verlagerte, angeblich um Steuern zu sparen.

Kürzlich hatte der Möbelriese übrigens verkündet, 2022 sein Produktsortiment reduzieren zu wollen. Gründe seien eine gestiegene Nachfrage sowie Probleme bei den Handelswegen aus Asien:

Nachhaltigkeit ist extrem angesagt - spätestens seit „Fridays for Future“*. Und auch die jüngsten klimatischen Entwicklungen tragen dazu bei, dass dieses Thema ins Zentrum des öffentlichen Interesses gelangt ist. Schon vor längerer Zeit hat Ikea angekündigt, zunehmend auf erneuer- und recyclebare Produkte zu setzen, zudem will das Unternehmen klimapositiv werden. Eine entsprechende Werbekampagne ließ sich der Möbelgigant viele Millionen Euro kosten. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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